Heriditary - Das Vermächtnis

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Es lief so in Riverdale: Nach Sonnenuntergang machten sich Dodgers Handlanger ans Werk. Er rekrutierte hungrige und obdachlose Kids. Falls man sie verhaftete, blieben sie eine Zeit im Jugendknast und dann landeten sie wieder auf der Straße. Und arbeiteten wieder für Dodger. Das System fraß sie auf. Aber seit kurzem machte jemand, dem System einen Strich durch die Rechnung. Normalerweise würden sich jetzt Dodger oder die Polizei um den Jungen kümmern. Doch heute Nacht hatte er Glück. Anstatt in das System gesogen und wieder ausgesppuckt zu werden, hatten diese Kids jetzt jemanden, der auf sie aufpasste. Leute, die sich fragten, wie rettet man eine Stadt? Und die, die die Antwort kannten. Ein Kind nach dem anderen. Mit jedem Geretteten, schufftete ein Kind weniger für Dodger. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Währendessen war Jughead in der existenziellen Hölle und musste sich der Tyrannei der leeren Seiten beugen. Er hatte eine Schreibblockade. Ich hingegen hatte mit Panikattacken zu kämpfen. Letzte Nacht träumte ich von Blackhood. Und daraufhin wachte ich mit rasendem Herzen und verschwitzten Händen auf. Einzig und allein der Gedanke, dass ich bald aus dieser Stadt kommen würde, beruhigte mich. Es hatte etwa eine Stunde gedauert bis ich endlich wieder normal atmen konnte und mein Herz sich beruhigte. Das FBI Training hatte mich abgelenkt. Zumindest ein bisschen. Noch war ich seit meinem Gespräch mit Charles nicht wieder hingegangen. Kevin riet mir eine Pause zu machen. Nach meinem Albtraum wollte ich jedoch wieder teilnehmen. Doch das konnte mir schnell wieder zunichte gemacht werden. Denn nachdem ich Betty von Charles' Serienkillergenen erzählt hatte, schmiedete sie einen Plan, um mehr über ihren totgeglaubten Bruder herauszufinden. Und wenn Charles herausfand, dass ich es Betty gesteckt hatte, konnte ich das ganze Thema rund um das FBI vergessen. Er würde mich hassen und mich sicher bitten das Programm doch zu verlassen. Immerhin handelte es sich hier um einen Vertrauensbruch. "Basierend auf den letzten Tagen, in denen ich Charles gefolgt bin, weiß ich jetzt folgendes. Um sieben verlässt er das Five Seasons, wo er eine Suite hat und geht zum FBI Büro. Er isst alle seine Mahlzeiten immer im Pop's oder bei uns. Und als Abschluss der täglichen Routine geht er ins Casa Grande Gym zu einem 90 Minütigen Training, auch an den Wochenenden. Danach geht er wieder ins Five Seasons.", erklärte Betty Kevin und mir im Blue & Gold Büro.
"Also, ich bin ja kein Experte, Betty, aber... Das klingt nicht, als sei Charles ein Serienkiller. Es klingt einfach nur, als wär er ein einsamer schwuler Junge.", warf Kevin ein.
Verdattert sah ich ihn an. Nur weil er sich wünschte, dass Charles schwul war, musste er es noch lange nicht sein. "Mal abgesehen von der Vermutung, dass Charles angeblich schwul ist, was ich im Übrigen nicht glaube, stimme ich Kevin zu. Es klingt nach einem normalen Jungen.", entgegnete ich mit verschränkten Armen.
"Vielleicht ist er ja beides.", vermutete Betty. "Mein Gott, aber natürlich."
Fragend schaute ich sie an. Was auch immer sie da gerade dachte, ich hatte kein besonders gutes Gefühl.

"Du hast was?", fragte ich entsetzt und sah Betty mit großen Augen an, während wir Richtung FBI-Büro gingen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie tatsächlich bei Chick gewesen war, um ihn über Charles auszufragen. "Keine Ahnung, was er dir erzählt hat, aber meinst du nicht, dass er möglicherweise gelogen hat? Ich meine, der Typ hat von Anfang an nur Lügen erzählt. Und dann vertraust du ihm?"
"Er hat mir wirklich interessante Dinge erzählt.", entgegnete Betty aufgeregt. "Er lebte mit Chick zusammen und Charles tötete jemanden."
"Warte, bedeutet das Charles ist doch schwul?", fragte ich verdattert.
"Ich weiß es nicht, vielleicht waren sie auch nur befreundet, was weiß ich. Ist das wichtig, Sierra?", fragte Betty fassungslos und betrat das Büro, um direkt auf Charles zuzugenen, der an seinem Schreibtisch saß. Er saß völlig entspannt da und schrieb etwas auf. Gleich würde er nicht mehr so entspannt sein. "Ich war bei Chick. Und ich weiß alles.", fiel Betty mit der Tür ins Haus. Das ganze war mir mehr als unangenehm, weshalb ich nur mit verschränkten Armen hinter ihr stand und ihn entschuldigend ansah. Charles runzelte verwirrt die Stirn und setzte sich auf. "Warte. Du warst bei Chick und hast ihn nach mir befragt?" Er erhob sich und sah sie ein wenig sauer an. "Wieso fragst du mich nicht, wenn du so neugierig bist?"
"Weil ich dir nicht vertraue. Okay? Ich weiß nur, dass du eine Veranlagung zum Serienkiller hast und gebranntes Kind scheut Feuer.", entgegnete Betty mit verschränkten Armen. Als Charles mir einen kurzen Blick zuwarf, senkte ich beschämend den Kopf.
"Und was hat er dir erzählt?", fragte Charles wütend.
"Oh eine ziemlich irre Geschichte. Dass du wohl einen Mann mit einer Schere erstochen hast, als du auf Jingle Jangle warst."
Charles lachte kurz auf und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Oh.", entgegnete er amüsiert.
"Also ich sag ja nicht, dass alles, was Chick sagt wahr ist, aber ihr habt einen Lügendetektor, benutzen wir ihn doch.", schlug Betty vor.
"Okay. Warum?", fragte Charles. Betty antwortete nicht. Und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.

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