Riverdale

Mord an Mr Honey

Vergesst Kunst, die das Leben imitiert. Hier hätten wir einen Fall von Kunst, die den Tod imitiert. Ein Snuff-Film, der zeigte, wie Jason Blossom von seinem eigenen Dad umgebracht wurde. Eine bizarre Nachstellung des Vorfalls. Als der Schuss fiel, der Jason tötete, zuckte ich zusammen. Charles schaltete sowohl das Video, das Jason und Clifford zeigte als auch das nachgestellte von unserem Voyeur aus. "Monatelang Shots von Häusern und jetzt das. Wieso die Verhaltensänderung?", fragte er mit verschränkten Armen vor der Brust.
"Unser Voyeur scheint sich selbst zum Amateurfilmer zu machen, würd ich sagen. Es scheint ihm nicht mehr zu genügen, unseren Alltag zu dokumentieren.", entgegnete ich und lief nachdenklich im FBI-Büro auf und ab. "Bei dem Video und bei dem, wo Betty Jughead tötet, scheint er unsere Tode akribisch nachzustellen. Oder Fast-Tode. So verschwimmt die Grenze zwischen Fakt und Fiktion."
"Ist das eine Warnung?", fragte Charles mich und nahm sich eine Tasse mit heißem Kaffee, die er mir entgegen hielt, doch ich lehnte dankend ab. "Könnte auch eine Probe sein.", sprach ich nachdenklich.
"Wofür?"
"Für einen echten Mord, denk ich. Er hat also eine Kopie von Jason Blossoms Mordvideo erhalten, und dann macht er einen auf Gus Van Sant und will es nachdrehen? Und das Originalvideo hat er vom..."
"Blue Velvet Video.", beendete Charles meinen Satz, was ich mit einem Nicken bestätigte. "Die Frage ist, was können wir jetzt machen?", fragte ich.
"Warten auf ein neues Tape. Wir gehen die Videos aus der Scarlet Suite weiter durch." Mein Blick wanderte zu den zahlreichen Kisten mit den Tapes. Vorerst musste er jedoch ohne mich weiter machen.

~

"Es gibt Neuigkeiten. Die University of Iowa hat einen der besten Schreibstudiengänge des Landes.", sprach Jughead fröhlich, als er in den Aufenthaltsraum stürmte. "Ich hab mich für's Frühjahr beworben, aber sie sagen, ich kann schon im Herbst anfangen."
"Du bist ein guter Schriftsteller, Bro.", meinte Archie lächelnd und schlug ein.
"Warte.", unterbrach Cheryl ihn. "Zulassung unter Vorbehalt?"
"Ja. Sie wollen zusätzliches Material. Das heißt, ich brauche noch eine Geschichte. Das wär meine Erlösung nach der ganzen Stonewall-Hölle. Das einzige Problem ist, der Brunnen meines kreativen Unterbewusstseins ist leer."
"Dann schreib doch eine Monstergeschichte über Mr Honey.", meinte Betty aufgebracht und setzte sich neben ihren Freund auf das Sofa. "Ich bin stolz auf dich, Jug."
"Was hat er getan?", fragte ich verwundert und setzte mich auf.
"Honey weigert sich, das Jahrbuch zu veröffentlichen. Unsere Erinnerungen, die schriftlichen Aufzeichnungen der letzten vier Jahre, unsere Freundschaften, Beziehungen, der Clubs, einfach alles."
"B, wenn's ums Geld geht, ich kann gern den Druck bezahlen.", warf Veronica heldenhaft ein, was mich wieder mal die Augen verdrehen ließ.
"Danke, V. Aber es geht ums Prinzip. Versteht ihr? Mr Honey hatte uns von Anfang an im Visier. Wisst ihr noch, wie er uns am ersten Tag nach den Ferien bedroht hat? Und wie viele von uns gehen bis jetzt nicht zum Prom?"
"Fangs, Reggie, Toni und ich wegen einer dummem Kitzel-Sache.", erklärte Kevin genervt. Tröstend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter.
"Und ich wegen des bescheuerten Quizshow-Betrusskandals.", fügte Betty hinzu.
"Vergessen wir nicht meine Darbietung von Cherry Bomb, wegen der Veronica, die Vixens und ich vom Abschlussball ausgeschlossen sind.", meinte Cheryl verachtend.
"Dann gehen von uns nur noch drei zum Prom.", entgegnete ich und sah Jughead und Archie belustigt an.
"Geht ihr mit mir zum Prom, Jungs?", scherzte ich, was die beiden zum Grinsen brachte.
"Gern, aber ich schlaf nicht mit dir.", erwiderte Jughead, weshalb ich ihn mit einem Stift lachend bewarf.
"Das würde mir gefallen.", murmelte Kevin, was mich auflachen ließ.
"Cousinchen, ich teile deine Entrüstung. Wir müssen diesen Schurken irgendwie aufhalten."
"Aber die Frage ist, wie? Jedes Mal, wenn wir gegen ihn vorgehen, reagiert er brutal. Archie darf nicht mit uns anderen zur Abschlusszeremonie. Er ist ein Fiesling.", fiel Veronica Cheryl ins Wort.
"Es gibt wohl nur eins, das Mr Honey aufhalten kann.", begann ich seufzend. "Wir müssen ihn töten."
Augenblicklich blickten mich alle entgeistert an. Jeder meiner Freunde hielt in seiner Bewegung inne. Als ich ihre Blicke bemerkte, lachte ich auf.
"Oder ihn so erschrecken, dass er freiwillig die Stadt verlässt. Ich meine, es wäre so einfach." Ich legte meinen Block auf dem kleinen Tisch ab und sah meine Freunde an. "Mr Honey arbeitet Dienstags immer länger. Normalerweise geht er um neun."
"Aber würde er uns nicht erkennen?", warf Archie fragend ein.
"Dein Argument sticht, Arch. Okay. Sagen wir, wir würden Hasenmasken und Stonewall-Prep-Jacken tragen.", erwiderte ich und warf Betty und Jughead einen wissenden Blick zu.
"Ich könnte ihm eins überziehen und ihn k.o. schlagen.", machte Archie mit.
"Dann fesseln wir ihn und sperren ihn in einem Kofferraum ein. Was sagst du dazu, Reggie? Können wir uns Bella dafür ausleihen?"
"Nachdem was Honey ihr an Halloween angetan hat? Na klar.", antwortete Reggie und schrieb weiter etwas auf seinen Block.
"Und wo bringen wir ihn hin?", fragte Archie.
"Meine Familie hat noch diese Hütte im Fox Forest.", erzählte Veronica.
"Dann fahren wir ihn da hin und lassen ihn denken, er geht drauf.", fuhr ich düster fort.
Auf Cheryls Gesicht bildete sich ein Lächeln. "Ich weiß auch schon genau, wie. Veronica, Sierra? Wisst ihr noch, wie wir Mamsi mit Ahornsirup gefoltert haben?"
Daran erinnerte ich mich natürlich noch. "Das wär jedenfalls ein Weg, wie wir uns rächen können.", grinste ich.
"Das könnten wir machen. Natürlich. Oder wir spielen ihm einen klassischen Abschlussklassenstreich. Einen Streich, den niemand jemals vergessen wird.", warf Reggie grinsend ein. "Und ich weiß auch schon den richtigen für Mr Honey. Ist ein Oldie, aber ein Goldie."