Die blutrote Dahlie

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Riverdale. Einst ein sicherer, anständiger, unschuldiger Ort wurde zu Noir Town wie der Schauplatz einer Raymond Chandler Story. Voller Damen, für die man töten würde, Postboten, die gern zweimal klingeln und mit mehr Gangstern als eines Scorsese Retrospektive. Wir waren die Stadt der verlorenen Seelen. Jeder von uns kämpfte mit Dämonen. Jeder hatte Geheimnisse, die er für sich behalten wollte. Jugheads war eher ein größeres. 1,95m groß, um genau zu sein. Er vertuschte den Tod eines echten Fieslings, aber Tall Boy Petite war nicht die einzige frische Leiche in Noir Town. Claudius Blossom war für immer im Schlaf und ich dachte nur an Mörder. Und Mörder mussten in meiner Welt zur Rechenschaft gezogen werden. Und um herauszufinden, was wirklich in Riverdale passierte, ging ich ausgerechnet zu dem Mann, der sich am besten mit Morden auskannte. Und der ebenso Sünder bestrafen wollte, wie ich in diesem Moment. "Ich hab doch gesagt, dass du wieder kommen würdest.", sagte mein biologischer Vater und sah mich an. Ein diabolisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Ich bin nur hier, um mit dir über Mord zu sprechen. Das ist doch genau dein Thema, nicht wahr?", fragte ich und setzte mich auf einen Stuhl. Eine Glaswand trennte uns und trotzdem machte es mir Angst vor seiner Zelle zu sitzen und ihm in die Augen zu sehen. "Was möchtest du wissen?", fragte Calvin mich neugierieg. Also erzählte ich ihm alles, was ich wusste. "Der Lodge Ledger nennt den Tod von Claudius Blossom einen Selbstmord, aber ich bin mir sicher, er wurde ermordet.", sagte ich und zeigte Onkel Calvin die Zeitung mit dem Artikel.
"Er hat Cyanid geschluckt. Also...", begann er.
"Aber wie kam das in seine Zelle? Ein Geschenk von seiner früheren Komplizin Penelope vielleicht, huh?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Gift passt zu ihr. Subtil, elegant. Aber wenn niemand sonst Fragen über den Tod von Claudius stellt, warum dann du?", fragte Calvin neugierig.
"Naja, weil es schwarz und weiß gibt, richtig und falsch. Penelope tötet seit Jahren Menschen und sie kommt tatsächlich mit diesen Morden davon. Daryl Doiley wurde mit Oleander vergiftet. Etwas, das nur die Blossoms anpflanzen. Featherhead ebenfalls. Die Nonnen, ebenfalls vergiftet. Und jetzt Claudius. Ich kann es bloß nicht beweisen. Es ist, als wären es die perfekten Morde.", meinte ich frustriert.
"Du kennst bereits das Muster. Mord getarnt als Selbstmord. Wer ist noch durch Selbstmord gestorben in Penelopes Nähe? Denk nach."
Sofort schaute ich ihn an. "Clifford. Aber er hat sich selbst erhängt."
"Möglicherweise. Aber ich frage mich, ob das die ganze Geschichte ist. Wer war dort in jener Nacht?"
"Penelope.", sagte ich und dachte nach. "Und Cheryl.", fiel es mir dann auf.
"Wenn eine Zeugin existiert, dann ist es kein perfekter Mord.", meinte Calvin und lächelte diabolisch.

Währenddessen fühlte sich Archie Andrews nicht mehr von Hiram Lodge verfolgt, aber er fühlte sich immer noch wie ein Gejagter. Gefangen zwischen den Welten. Während Archie ein schicksalhaftes Treffen mit dem Mann in Schwarz vermied, kämpfte er mit der Frage nach dem Sinn seines Daseins. Archie wusste nur eins mit Sicherheit. Dass er wütend war. Und auf Dinge einzuschlagen machte es besser.
Hiram kämpfte im Krankenhaus um sein Leben und die Haie rochen das Blut im Wasser. Sie umlagerten die Tochter des Gangsters, Veronica Lodge. Ja, wir hatten alle unsere Probleme. Die Stadt ertrank geradezu darin und ein verdammt gutaussendes sollte gleich durch Jugheads Tür spazieren. Er hatte nichts dagegen Detektiv zu spielen, um herauszufinden, wer auf Hiram geschossen hatte, vor allem nicht zu diesem Preis. Aber hätte er damals gewusst, wohin ihn seine Ermittlungen führen würden, dann hätte er das Geld niemals angenommen.

"Und wer ist die blonde Schönheit, die du verfolgst?", fragte ich Jughead belustigt auf dem Weg zu einem ganz bestimmten Hotelzimmer.
"Hirams Geliebte. Er hat mit ihr Schluss gemacht, vielleicht wollte sie Rache.", spekulierte Jughead, während er sich im Gebäude umsah. "Der Concierge hat mir die Etage verraten, aber dummerweise nicht ihre Zimmernummer."
"Tja, vielleicht gibt es ja auch keine Zimmernummer zu verraten.", sagte ich und blieb vor einer Tür stehen. Wissend sah Jughead mich an und klopfte an die Holztür, an der ein rotes Ahornblatt klebte. "Danke fürs mitkommen, Sierra.", sagte Jughead und sah mich an.
"War mir ein Vergnügen. Meine Ermittlungen sind pausiert bis ich wieder was von Dr Curdle Junior höre. Tja, es gab wohl keine Autopsie bei Claudius. Er wurde eingeäschert, bevor sie durchgeführt werden konnte. Aber ich hoffe, dass etwas in Clifford Blossoms Autopsiebericht steht.", erklärte ich. Niemand öffnete die Tür, wie mir auffiel. "Keiner da. Gehen wir."
"Würde Bogart weggehen? Na komm, versuchen wir es.", meinte Jughead und öffnete die Tür. Überrascht, dass die Tür offen war, folgte ich ihm. "Was für ein Hotelzimmer ist bitte nicht verschlossen?", fragte ich. Doch dann merkte ich, dass das ganze eher ein Bordell war. Einige Frauen beäugten uns kritisch, als sie an uns vorbei liefen. "Und jetzt gibt es offenbar auch einen nicht ganz so geheime Sex-Club in Riverdale.", murmelte ich vor mich hin.
Angewidert gingen wir auf eine Frau zu, die gerade sehr beschäftigt mit einem Mann war. "Verzeihung, bitte.", sagte Jughead und verscheuchte den Mann sofort. Verwirrt sah ich ihm nach. Die Frau drehte sich genervt zu uns um. "Was ist das hier?", fragte Jughead irritiert.
"Das ist der Maple Club. Ein sicherer Ort so lange man das Safe Wort kennt.", erklärte die Frau.
"Kennen Sie die Frau?" Jughead hielt ein Foto von der Blondine hoch. "War sie schon mal hier?"
"Du hast gerade meinen Kunden verschreckt."
Genervt holte Jughead Geld aus seiner Jackentasche und reichte es ihr.
"Sie arbeitet nicht hier. Aber ich sehe sie manchmal. Zimmer 311."
"Laura, warum ist Mr Arklight so eilig verschwunden?", hörte ich die Stimme von Penelope Blossom. Als sie uns erblickte, verstummte sie. Belustigt musterte ich sie. "Was macht ihr zwei denn hier? Das ist ein privater Club. Verschwindet."
"Wohl eher ein Bordell.", sagte ich.
"Eine Frage, weiß der neue Sheriff, dass es einen Rotlichtbezirk in Riverdale gibt?", fragte Jughead provokant. Seit neustem war sein Vater der Sheriff, was es ihm sehr leicht machte Penelope zu erpressen.

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