Mörder ist, wer
aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtükisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.
Träge plätscherte das Blut in einem dünnen Rinnsal über die Straße. Im Licht des Mondes wirkte es beinahe schwarz. Der Geruch nach Eisen hing schwer in der Luft, setzte sich in seinen Atemwegen fest.
Angewiedert blickte er auf den leblosen Körper zu seinen Füßen hinab, während das Geschehene langsam in sein Bewusstsein drängte.
Er hatte einen Menschen getötet, nach all den Jahren hatte er tatsächlich einen Menschen getötet.Panik überkam ihn. Weg, er musste weg von hier. Ohne zu wissen, was genau er da eigentlich tat, rannte er los. Seine Füße trommelten über den Asphalt und sein Herz schlug im wilden Takt seiner Schritte. In hastigen Atemzügen zog er Luft in seine Lungen. Doch der Geruch nach Eisen blieb, selbst als er den Toten schon lange hinter sich gelassen hatte.
Auch Jahre danach stand ihm der Geruch des Blutes noch klar im Geist. Ein Jahr lang hatte er jeden Tag damit gerechnet, festgenommen zu werden. Nur langsam war diese Sorge von ihm abgefallen. An dem Tag, an welchem er als Soldat nach Afghanistan geschickt wurde, hatte er zum ersten Mal seit drei Jahren nicht an den Toten, desssen Namen er erst durch die Presse erfahren hatte, gedacht.
In Afghanistan war es in Ordnung zu töten. Es gab kein Gesetz, welches es verbot und so verblasste die Erinnerung an seinen ersten Mord mit jedem weiteren Toten. Jede Leiche, die seinen Weg zierte, brachte ihn weiter fort von jener verhängnisvollen Nacht, in welcher Sebastian Moran seinen ersten Mord begangen hatte.
Er genoss die Freiheit, denn im Krieg gab es keine Gesetze. Das Einzige, was zählte, war den nächsten Tag zu erleben. Die Jagd auf Menschen machte ihm Spaß. Zu wissen, dass er zwischen Leben und Tod entscheiden konnte, verlieh ihm das Gefühl der Macht. Und sein Durst nach dieser wurde unersättlich.So unersättlich, dass es ihn sogar seine Stelle als Soldat kostete. Es gab nie ein offizielles Verfahren gegen ihn, aber hinter vorgehaltener Hand wurde geflüstert. Gerüchte machten die Runde, dass Sebastian Moran Gefallen am Töten gefunden hatte. Dass seine Hand schneller den Abzug fand, als die seiner Kollegen. Seine ungewöhnlich hohe Quote schien diese Gerüchte weiter zu befeuern und so war es schließlich Major Sholto, der zu ihm kam, um ihm in aller Vertraulichkeit zu einer Kündigung riet, die Sebastian noch am selben Abend einreichte.
Er wurde zurück ins Vereinigte Königreich geflogen. Aus dem Flieger stieg er nicht als Held, wie er es sich oftmals erträumt hatte. Mörder sagte man, wurden nicht zu Helden.
Der Krieg hatte aus ihm einen Junkie gemacht, dessen Schuss darin bestand andere Menschen zu töten. Das Gefühl Gott zu spielen, erregte ihn, jagte ein kochend heißes Glücksgefühl durch seine Adern. Ohne den Krieg war er ein ehemaliger Soldat auf Entzug, denn einen weiteren Mord traute er sich nicht zu. England war nicht Afghanistan. England war keine gesetzeslose Einöde.Ihm war kaum etwas geblieben. Von seinem spährlichen Veteranen Gehalt, konnte er sich gerade so eine winzige Wohnung im Herzen Londons leisten. Andere Städte wären billiger gewesen, doch wenigsten den Hauch seines früheren Lebens wollte er weiterhin spüren.
Um seine Nahrung bezahlen zu können, fuhr er dreimal in der Woche Medikamente aus.
Es war ein armseeliges Leben, welches Sebastian Moran, einst bester Scharfschütze der Army, führte.Vielleicht war es Schicksal, vielleicht auch bloß der Zufall. In jedem Fall zuckte Sebastian heftig zusammen, als er die Adresse las, die er für seine letzte Lieferung anfahren würde.
Sein Atem beschleunigte sich und sein Herz begann zu rasen. Nach all den Jahren hatte die Vergangenheit ihn eingeholt. Für einen winzigen Moment fragte er sich, ob es nun soweit war und jemand ihm einen üblen Streich spielen wollte. Es war fast als wolle, man sich über ihn lustig machen. Sieh, Sebastian, die ganzen Jahre, die du dich in Sicherheit glaubtest. Doch wir waren besser und nun musst du dich für deine Tat verantworten.
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Sherlock One Shots
FanfictionOneshots zur Sherlock Serie. Überwiegend Mormor und ein bisschen Johnlock. Keiner der Charaktere gehört mir! Sie gehören der BBC bzw. Athur Conan Doyle.