Addicted (Mormor)

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Er war ein Idiot. Ein verdammter Idiot. Immer wieder wiederholte er die Worte, während er auf dem Boden ihrer Wohnung saß und vor Anspannung am ganzen Körper zitterte. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, sodass sich die Fingernägel in seine Ballen bohrten. Den Schmerz spürte er schon lange nicht mehr.

Reiß dich zusammen, Idiot, schallte er sich und biss sich mit aller Kraft in die Wange. Es half, dass Zittern hörte auf. Gut. Und jetzt stehst du auf und machst weiter, befahl er, atmete noch einmal tief durch und hiefte sich auf die Füße.
Ein paar Sekunden stand er einfach nur da, starrte ins Leere. Dann begann er das zerbrochene Glas des Spiegels, welches im ganzen Raum verteilt lag, langsam aufzusammeln. Jede Scherbe erinnerte ihn schmerzhaft an ihren Streit und er stieß einen Laut der Verzweiflung aus.
Warum waren sie immer nur am streiten? Egal was er machte, Jim meckerte an ihm rum.

So auch dieses Mal. Jim hatte ihn angeschrien, weil er ausversehen das Essen zu lange im Ofen gelassen hatte. Es waren solche Kleinigkeiten, über die sich Jim in letzter Zeit immer aufregte. Er war schrecklich launisch seit die ganze Holmes Sache zu Ende war und immer war es Sebastian, der seine Launen ausbaden durfte.
Er fragte sich, wann Jim dieses Mal zurückkam, um ihn um Verzeihung zu bitten. Ob Jim überhaupt zurückkam oder ob Sebastian ihn abholen musste, weil er mal wieder so viel Zeug genommen hatte, dass er weder wusste wo oben und unten war, noch wo er wohnte.

Der Blonde spürte die Anspannung zurückkommem und ermahnte sich zur Arbeit. Aufräumen, nicht Nachdenken.  Gedanken waren tükisch, dass wusste er. Seine eigenen erklärten ihm regelmäßig, dass er nie genug für Jim war, dass alles, was ihre Beziehung am laufen gehalten hatte, Holmes gewesen war. Holmes, der nun tot war und dem Jim wohl folgen würde, wenn er nicht aufpasste.
Sebastian schüttelte den Kopf, halt bis hierhin und nicht weiter. Mühsam brachte er das Gedankenkarussel zum stillstand. Fegte die restlichen Scherben zusammen und putzte dann noch das Bad. Früher hätte er das nie freiwillig getan, aber früher hatte Holmes auch noch gelebt.
Heute half es ihm seine Gedanken zum Schweigen zu bringen.
Er hatte bereits das Bad und dir Hälfte der Küche blitzblank geschrubt, als der Anruf kam.
Okay, nicht aufregen, ermahnte er sich und nahm ab.

,,Seb? Hier ist Sam. Kannst du in die Hayne Street kommen? Der Boss hat sich schon wieder abgeschossen", da war keinerlei Aufregung in Sams Stimme zu finden, sowie es beim ersten Vorfall vor fast drei Monaten der Fall gewesen war. Inzwischen klang der Jüngere fast wie ein Narichtensprecher, der über das aktuelle Wetter informierte.
Und am Donnerstag erwartet uns ein erneuter Drogenrausch.

Kurze Zeit später saß Sebastian im Auto und war auf dem Weg in die Hayne Street. Um seine Gedanken leise zu halten, drehte er das Radio an und begann laut mitzusingen.

-Where did I go wrong?
I lost a friend.
Somewhere along in the bitterness.-

Schallte es aus dem Radio. Nein, dachte Sebastian, ich habe einen Freund an die Drogen verloren.
,,Hör auf zu Denken", ermahnte er sich und gab stattdessen Gas.  Jims schwarzer Bentley schoss an einem Taxi vorbei und Sebastian gelang es endlich seine Gedanken stumm zu schalten.

Viel zu schnell erreichte er sein Ziel und sobald er aus dem Auto gesprungen war, prasselten seine Gedanken in voller Lautstärke auf ihn nieder.
Sam erwartete ihn bereits. Er winkte Sebastian aus dem Eingang eines heruntergekommenen Hauses zu und als der Sniper herankam, nickte Sam verstehend.
Zögernd betrat Sebastian das Haus und wurde sogleich von dem Geruch nach Schweiß und Urin begrüßt. Es war jener Geruch, der einem sagte ganz unten angekommen zu sein. Dort wo niemand hin wollte und wo doch so viele automatisch landeten. Gefangen in einem Strudel aus Sucht und Verlangen, der sie immer weiter nach unten riss.

Sherlock One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt