Herzschmerz (past Mormor)

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Kleine Wahrnung: Der Oneshot spielt über 20 Jahre nach "Herzstolpern" und ist meine Interpretation wie es mit Jim weitergegangen ist.
Es ist eine sehr eigenwillige Interpretation, die zugegeben sehr gewagt ist, weil sie nur wenig mit Mormor etc. zu tun hat.
Rückblenden sind kursiv geschrieben.

„Dad?", Bastienne steckte ihren Kopf zur Tür rein. Er blickte von der Klausur auf, die er gerade korrigierte (wieso waren manche seiner Studenten bloß so verdammt unfähig?).

In der Tür zu seinem Arbeitszimmer stand seine erwachsene Tochter. Ihm fiel sofort auf, dass seine Tochter sich die Haare geschnitten hatte. Die roten Haare gingen ihr nur noch bis zu den Schultern, was ihrem Gesicht mehr Bedeutung zu verleihen schien.

„Du hast dir deine Haare abgeschnitten", stellte er fest, als er aufstand, um sie zur Begrüßung in den Arm zu nehmen.
„Gefällt es dir?", sie sah ihn verunsichert an.

„Es sieht großartig aus. Ein bisschen wie deine Mutter, als ich sie kennengelernt habe", bevor sich ein grauer Schleier über ihr feuerrotes Haar legte.

Seine Tochter lächelte und er war froh sie bei sich zu haben. Bastienne war vor zwei Jahren ausgezogen, um an der Oxford University Medizin zu studieren. Es war schlagartig leiser geworden in dem Haus und gerade am Anfang hatte er seinen Wirbelwind vermisst. Umso mehr freute er sich nun, wenn sie zu Besuch kam und ihnen vom Studium und allem was dazu gehörte erzählte.

Er beschloss, dass er für heute genug gearbeitet hatte und fuhr den Laptop runter, ehe er seiner Tochter nach unten folgte. In der Küche schlug ihm der Duft eines frischen Apfelkuchens entgegen und er musste automatisch lächeln. Brianna backte selten, obwohl sie ein wahres Talent in der Küche war. Seine Frau behauptete immer ihr fehle die Zeit, aber er ahnte, dass es ihr einfach an Geduld mangelte.

„Jim, kannst du bitte den Tisch decken?", Brianna deutete wage in Richtung Esstisch.

Ohne Widerworte machte er sich ran, immerhin lockte frischer Kuchen. Zehn Minuten später saßen sie um den Tisch, aßen Kuchen und tranken Tee. Bastienne erzählte von dem Anatomiekurs, den sie belegte und wie interessant es gewesen war Frösche zu sezieren. Brianna lachte und erzählte einen Schwank aus der Zeit ihres Studiums und wie sehr sie sich geekelt hatte, als sie das erste Mal einen Frosch sezieren hatten müssen. Jim lächelte, in solchen Momenten war er wirklich glücklich.

„Bei uns ist ein Mädchen ohnmächtig geworden, als sie das Froschblut gesehen, hat. Ich frage mich echt, wie die mal Ärztin werden will", meinte Bastienne kopfschüttelnd.

„Manche Menschen sollten besser Mathematik studieren", warf Jim ein, woraufhin sowohl seine Frau als auch seine Tochter die Augen verdrehten.

„Da spricht der Mathematik Professor", sagte Brianna und griff nach seiner Hand.

Nach dem Tee gingen sie spazieren und Bastienne verkündete, dass sie später noch einmal auf dem Dachboden nach einem alten Fotoalbum schauen wollte, denn sie war gerade dabei für ihre beste Freundin seit der Grundschule ein Geschenk vorzubereiten. Jim versprach ihr zu helfen, immerhin hatte er so die Chance sich aus den Vorbereitungen des Abendessens rauszuhalten.

Sie vom Spaziergang zurück und ehe Jim sich versah, war seine Tochter auf dem Dachboden verschwunden. So schnell seine alten Knochen es zuließen folgte er ihr.

Sie stöberten durch alte Kisten. Kinderkleidung, Kuscheltiere, Spielzeug.

„Dad?", seine Tochter blätterte in einem Fotoalbum. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, welches Album es war.

Sein Herz verkrampfte sich, als er den schwarzen Einband erkannte. Es musste gut zwanzig Jahre her sein, dass er einen Blick in das Album geworfen hatte. Es war ein Album aus der Zeit vor Bastienne, vor Brianna. Sein Leben hatte damals anders ausgesehen. Damals hätte er sich das Leben, welches er nun führte, niemals erträumen können. Ein altes Album aus einem anderen Leben, welches untrennbar mit einem Namen verknüpft war. Sebastian.

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