Er starrte auf den Ring am Finger des anderen. Ein schlichter, silberner Ring.
Ein Ring mehr nicht.Als er seinen Blick hob, meinte er Schuld in den Augen seines Gegenübers zu erkennen. Blaue Augen. Seine Augen.
Er wandte den Blick ab, konnte die Schuld und ihre Bedeutung nicht vertragen.,,Es tut mir Leid", hörte er die Stimme des anderen und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, spürte er wie seine Augen anfingen zu brennen. Er durfte jetzt nicht anfangen zu weinen, ermahnte er sich. Nicht hier.
,,Ich...", seine Stimme zitterte und er versuchte einen erneuten Anlauf, ,,Ich dachte, ihr wolltet euch trennen."
,,Ja", sagte der Blonde, dann holte er tief Luft, ,,Aber Sophia ist schwanger.",,Was?", es fühlte sich an, als würde alle Luft aufeinmal aus seinen Lungen gesaugt werden. Verzweifelt japste er nach Luft, während er gleichzeitig hoffte, einfach nie mehr atmen zu müssen.
,,Ich werde Vater, Jim", Unglaube schwang in der Stimme des Blonden mit, ,,Ich weiß nicht, wie es passieren konnte, aber nun ist Soph schwanger und... ich kann sie nicht verlassen."
,,Dann...", er wollte den Satz nicht beenden. Hätte er nun gesagt, dass die Geschichte zwischen ihm und dem Blonden mit dessen Verlobung vorbei wäre, so hätte es sich angefühlt, als hätte er den letzten Nagel in den Sarg ihrer Beziehung geschlagen.
Eigentlich war Beziehung zu viel gesagt, korrigierte er seinen Gedanken. Wenn er genau war, hatten sie wohl nie mehr als eine Affäre gehabt.,,Ich will dich nicht verlieren, Jim", flüsterte Sebastian und griff nach seinen Händen. Es war eine Geste, die sie schon hunderte Male ausgetauscht hatten und doch bedeutete sie heute etwas vollkommen anderes. Sie war wie ein Rettungsseil, an dem sich Ertrinkende festhielten, selbst wenn dieses Rettungsseil lange nicht mehr am Boot befestigt war. Eine letzte Hoffnung, für ihre untergehende Beziehung.
,,Vielleicht hättest du dann vernünftig verhüten sollen", murmelte Jim, der zu verletzt war, als dass er auf die Gefühle des Anderen hätte achten können. Gerade wollte er dem Blonden einfach nur wehtun, so wie dieser ihm wehgetan hatte.
,,So eine Aussage ist albern und das weißt du", Sebastian hatte seine Hände losgelassen und einen Schritt zurückgetan. In den Augen des Blonden war ein kurzer Schmerz aufgeflackert und für einen kurzen Moment hatte Jim sich richtig gut damit gefühlt. Jetzt war der Moment vorbei und er wünschte sich den Abstand zwischen ihnen überbrücken zu können.
Das Schweigen zwischen ihnen wog Tonnen. Jim wollte etwas sagen, wollte einen Witz machen, aber die Stille hatte sie eingeholt. Es gab nichts mehr zu sagen, was hätten sie sich auch zu erzählen gehabt?
Als sie an diesem Tag auseinander gingen, war es eine Erleichterung. Nie zuvor war es schön gewesen, sich von dem Blonden zu trennen, immer kam ihr Abschied zu früh. Nicht so heute. Mit jedem Schritt, der ihn weiter von Sebastian fort brachte, fühlte er sich leichter. Seine Schritte wurden elastischer und seine Lungen dehnten sich beim Atmen wieder zu ihrer vollen Größe.
Erst mit Betreten seiner Penthouse Wohnung am Westufer der Themse, begriff er, was geschehen war. Es brach über ihn herein wie die Flut, drohte ihn zu ersticken. Er hatte Sebastian verloren. Hatte ihn an diese Frau verloren, die Sebastian schon lange nicht mehr liebte. Hatte ihn an ein ungeborenes Kind verloren, das Sebastian mehr lieben würde, als er ihn jemals geliebt hatte.
Seine Augen brannten und hässliche Schluchzer verließen seine Kehle. Er legte sich ins Bett, klammerte sich an seine Decke und hoffte, dass der Schmerz aufhörte.
Irgendwann musste er eingeschlafen sein, denn als er aufwachte, kratzte sein Hals. Seine Wangen waren noch immer feucht und er schloss, dass er nicht allzu lange geschlafen hatte.
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Sherlock One Shots
FanfictionOneshots zur Sherlock Serie. Überwiegend Mormor und ein bisschen Johnlock. Keiner der Charaktere gehört mir! Sie gehören der BBC bzw. Athur Conan Doyle.