Ich summte vor mich hin und machte mir die Haare vor dem Spiegel, während mein Handy mir die Melodie für meinen Hüftschwung vorgab.
„Was genau soll das werden?" Raphael lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und betrachtete mich kritisch.
„Ach, es kann sprechen", meinte ich ohne auf seine Worte einzugehen und ignorierte ihn auch sonst, wie er es immer bei mir machte.
Durch den Spiegel sah ich, wie er die Augenbrauen hochzog, wohl überrascht davon, dass ich ihm nicht gleich um den Hals fiel, nur weil er mal seinen faulen Arsch aus dem Bett bewegt hatte.
Er stieß sich von der Tür ab, lief zu mir.
Ich dachte, er würde mich vielleicht umarmen oder sich sonst irgendwie Mühe geben, mehr von mir zu bekommen als diesen abweisenden Satz, aber er ging ganz unbeeindruckt an mir vorbei, klappte die Kloschüssel auf, um zu pinkeln.
Naja, das erklärte wenigstens, warum er aufgestanden war...
„Wehe du triffst wieder daneben, mein Freund", warnte ich ihn.
Er verdrehte über mich die Augen, betätige die Spülung und zog sich mit der anderen Hand die Jogginghose wieder hoch, ehe er mich rücksichtslos vom Spiegel wegschob, um sich die Hände zu waschen.„Hei!", beschwerte ich mich und schob ihn wieder zur Seite.
„Was takelst du dich denn so auf? Ich bin doch eh schon mit dir zusammen", meinte Raphael genervt, als er sich die Hände abtrocknete.
Er dachte auch, er sei er einzige hübsche Mann auf dieser Welt.
„Ich gehe mit Phillip ins Kino", teilte ich ihm desinteressiert mit.
Ich sah im Augenwinkel, dass er zu grinsen begann, so als erwarte er, dass ich ihm mitteilte, das sei ein Scherz, aber ziemlich schnell begriff er, dass es keiner war und ihm klappte der Mund auf.
„Phillip? Wer zum Teufel ist Phillip?!"
Okay, jetzt klang er ziemlich gereizt. Er hörte sich so aufgeregt an wie seit Monaten nicht mehr. Nicht mal beim Sex war er in letzter Zeit so abgegangen wie jetzt und das nur wegen eines Namens.
Ich musste mein Schmunzeln unterdrücken und versuchte, ihn weiter nicht wirklich zu beachten.
„Hei!", beschwerte er sich, packte meine Handgelenke und drehte mich zu sich.
„Wer ist Phillip?!", wiederholte er drängend.Ich sah ihm in diese schönen blauen Augen, die ihren Glanz verloren hatten, und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber irgendwie war er wohl kräftiger als wir beide das geahnt hatten. Er drückte ziemlich brutal zu.
„Du tust mir weh", presste ich hervor, als wir zu rangeln begannen und er mir fast die Handgelenke brach.
Er ließ mich dort los, um die Hände an meine Hüften zu legen und mich somit festzuhalten.
„Nochmal: Wer. Ist. Phillip?"
Er stand kurz vor einer Explosion.
Und ich genoss jede Sekunde davon.Ich zuckte mit den Schultern. „Ach bloß so ein Typ, mit dem ich es hin und wieder treibe"
Ich wandte mich aus seinem Griff, der total locker wurde, weil er so geschockt war.
Im Spiegel, als ich mit meinen Haaren weitermachte, sah ich wie er auf die Tür starrte und wie eingefroren war.
Seine Hand fuhr zu seiner Brust, als würde er aufgrund meiner Worte körperlichen Schmerz verspüren, genau im Herzen.Ich dachte, er wäre jetzt dort fest gefroren und deshalb überraschte es mich auch enorm, dass er mich plötzlich packte, zwischen sich und die Badezimmertür presste und mich so leidenschaftlich küsste wie zuletzt mindestens vor einem Jahr.
Ich erwiderte genauso emotional, weil ich es mehr als genoss, wieder dieses Gefühl zu haben, das ich so lange in seiner Nähe vermisst hatte. Die Wärme, die gerade durch meinen Körper schoss, ausgehend von meinen Lippen, die er verzweifelt küsste, und meinen Wangen, an denen er meinen Kopf festhielt.
Ich fühlte zum ersten Mal seit einem Jahr wieder, dass er mich liebte, dass er mich begehrte und überhaupt noch haben wollte. Deshalb lächelte ich.Als Raphael das registrierte, löste er sich leicht von mir und musterte mich. Er durchschaute mich sofort und packte mein Kinn leicht, um es hin und her zu bewegen, sodass ich für ihn den Kopf schüttelte.
„Du kleiner Lügner"Ich grinste und zog ihn an den Hüften zu mir. „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du mir zuhörst, sowie die letzte Zeit auch nicht...."
Aufgrund meiner Worte seufzte Raphael und gab mir einen Kuss auf die Schläfe, die genau auf Höhe seiner Lippen war. „Tu mir das nicht nochmal an, Silas. Natürlich höre ich dir zu. Nur weil ich nicht immer antworte oder reagiere, heißt das nicht, dass du oder deine Worte mir egal sind"
Das brachte mich zu einem verliebten Lächeln.
Ich war ihm nicht egal.„Also wer ist Phillip wirklich?", hakte Raphael ruhiger nach, einfühlsamer.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „So ein Typ, den ich beim Einkaufen letztens kennengelernt habe. Er hat mir geholfen, weil an dem Tag irgendwie alles schief gegangen ist und dann hat er mich auf einen Kaffee eingeladen, wir haben geredet und als ich ihn dann letztens zufällig wiedergesehen hab, haben wir Nummern ausgetauscht und jetzt meinte er, seine Freundin und er wollen mit mir ins Kino"
Ich zuckte mit den Schultern, weil ich selbst nicht so wirklich wusste, was das sollte. Aber ich freute mich, mal wieder raus zugehen und ein bisschen was zu erleben, selbst, wenn es nur Kino war.
Wenn es nach Raphael ginge, lagen wir ja nur zusammen im Bett herum. Das war an manchen Tagen auch ganz schön, aber nicht immer.
Das Leben war nicht dazu da, um im Bett vor sich hinzugammeln und auf einen Bildschirm zu starren.„Okay, gib mir zehn Minuten", meinte Raphael, schob mich zur Seite und ging aus dem Zimmer.
Ich lief ihm verwirrt hinterher. „Äh, wozu?"
„Mich anzuziehen. Ich komme mit"
Das brachte mich zum Lachen. „Denkst du, ich lüge dich an oder was? Ich hab echt nichts mit ihm..."
„Nein, nein, natürlich vertraue ich dir. Aber trotzdem will ich mir diesen Typen angucken"
„Willst du etwa fremdgehen?", scherzte ich.
Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. So einer der sagen sollte: Ehrlich jetzt? Du bist so unglaublich dumm.
„Ich will mir den Typen nur anschauen, damit ich weiß, ob er es auch wert ist, vielleicht mit dir befreundet zu sein"
Ich schmunzelte, er wechselte seine Klamotten und als er sich ein ziemlich faltiges Shirt glatt strich, kam ich zu ihm und half mit. Da wir alle zum Bügeln einfach zu blöd waren, konnte ich meinen Freund jetzt wenigstens antatschen.
Er lächelte zu mir runter.
Ich zu ihm hoch.
„Ich finde es toll, dass wir mal wieder zusammen raus gehen"Er seufzte leicht, wusste, dass es bisher an ihm gelegen hatte, dass das nicht mehr vorgekommen war und legte seine großen Hände auf meine Schultern. „Ich auch. Vielleicht gehen wir die Tage mal zu zweit raus, mh? Auf ein Date?"
Ich nickte eilig und streckte mich, spitzte die Lippen und schloss die Augen.
Ich hörte ihn leicht lachen, als er sich zu mir runter beugte, mich mit vielen kleinen Küssen auf die Lippen verdammt glücklich machte und dann noch einen ausgiebigen, langen Kuss hinterher hängte.
„Ich liebe dich", versprach Raphael mir.
Ich glaubte ihm das.
Aber es wäre schön, es öfter zu spüren zu bekommen.
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Only You
Fantasy-Alle lebten in Angst und Schrecken und das, obwohl offiziell noch Frieden herrschte.- Die Welt hat sich verändert. Die Menschen und Vampire haben sich verändert. Oder es hat einfach keiner mehr Lust auf Friede, Freude, Eierkuchen. Nach den verga...