Ich sah den Anderen an, wie geschockt wie waren.
Ich sah Unglauben, Schrecken, Enttäuschung, aber auch Hoffnung.
Boris hatte meinen Arm nicht losgelassen, sondern ihn fester umklammert, was mich ungemein erleichterte. Ich hatte Angst gehabt, ihn durch all das zu verlieren. Aber das tat ich nicht. Wir gehörten zusammen.
„Und was machen wir jetzt mit all diesen Informationen?", fragte Alica nach einer Weile, sah mich an.
Ich neigte den Kopf hin und her. „Sie zu nutzen kann gefährlich sein. Um mit den Elohim in Kontakt zu treten, müssen sie entweder von sich aus in menschlicher Form auf der Erde erscheinen oder... naja man muss seine Seele in den Himmel schicken, ergo; sterben"
„Und diese Elohim können wissen, wo Austin und die Anderen sind?", fragte Dale mich.
Für ihn schien das alles am wenigsten schockierend zu sein, aber für ihn war es ja nichts neues, dass sein Weltbild immer wieder umgeworfen wurde, gerade, nachdem es sich etwas manifestiert hatte.
Ich nickte. „Wenn sie wollen, können sie uns so viel mehr mitteilen"
„Und wie machen wir das jetzt?" Wieder fragte Alica nach dem Weg.
Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Die Elohim werden nicht einfach so auf die Erde kommen. Damals hat es funktioniert, weil Raphael diese Verbindung durch den Biss hergestellt hat. Ich weiß nicht wie, nur, dass er es getan hat und dass das beweist, dass er Engelskraft in sich trägt. Aber ohne ihn, ist das zwecklos. Wenn dann, müssen wir zu ihnen. Zumindest einer von uns"
Ich sah Boris an, mit einem Blick, der meine Aussage schon in sich trug.
Er schüttelte sofort energisch den Kopf. „Vergiss es, du wirst dein Leben nicht riskieren!"„Boris...", seufzte ich. „Ich hatte schon mal Kontakt zu einem Eloah. Er wird spüren, dass ich tot bin und zu mir kommen, dann kann ich ihm mitteilen, dass ihr seine Hilfe braucht und vielleicht gibt er mir die Möglichkeit zurückzukommen..."
Boris schüttelte energisch den Kopf. „Das kannst du vergessen. Ich werde nicht zustimmen, dass du etwas tust, das dich mit Sicherheit umbringt und nur vielleicht wieder zurückbringt. Das kannst du gar nicht von mir verlangen" Ich wollte widersprechen, aber, als ich dabei war, den Mund zu öffnen, verstummte ich sofort, als Boris sagte: „Nein. Ende der Diskussion. Wir finden einen anderen Weg"
„Es gibt keinen anderen Weg" Gerti sah Boris eindringlich an, dann mich. „Deshalb werde ich es machen"
Ich sah sie an, erkannte die Entschlossenheit in ihrem Blick und wusste, bei dieser Frau sollte man sich gar nicht erst an einem Diskussionsstart versuchen.
„Was? Nein!", krätschte Boris dazwischen. „Seid ihr alle Lebensmüde oder was?"
Klar war er nicht begeistert davon, er liebte seine Oma und ich mochte sie ja auch, aber manchmal musste man für die, die man liebte, Opfer bringen. Gerti verstand das.
„Ach Bobo, mein Schatz", meinte die alte Frau, als sie seine Wange tätschelte. „Schau mich doch an. Ich bin so alt. So schwach. Was soll ich denn noch hier?"
Boris schüttelte den Kopf. „Sag sowas nicht. Wir wollen dich alle hier haben..."
Gerti unterbrach ihn. „Ich weiß das. Aber was, wenn ich nicht mehr hier sein will? Meine Aufgaben hier sind alle getan. Du, Alica und Silas, meine Babys sind erwachsen geworden. Ich habe euch ziehen lassen. Und jetzt wird es langsam Zeit für mich."
„Aber..."
„Nichts aber, Boris", sagte die Frau streng. „Das ist eine letzte gute Tat. Ich kann den Elohim bescheid geben, dass ihr sie braucht, sie bitten, euch ein Zeichen zu geben. Und dann kann ich Frederick wieder sehen" Sie lächelte zum Ende des Satzes hin.
Boris schniefte leicht. „Du vermisst Opa sehr, mh?"
Die Frau nickte, lächelte.
Es war ein bisschen paradox. Wir alle wussten, sie musste sterben, um uns zu helfen und trotzdem war das alles gerade irgendwie friedlich und auf seine eigene Art schön.
„Wir geben euch einen Moment" Auch Chad erkannte, dass eine Entscheidung gefallen war. Er stand auf, wollte mit Dale raus gehen, doch Gerti hielt Dale dabei an der Hand auf. „Falls einer der Elohim zu euch kommt, frag ihn nach deinem früheren Leben. Sag ihm, du weißt, dass deine Seele nicht in diesen Körper gehört"
Dale kniff die Augen leicht zusammen, wollte Fragen stellen, aber Chad zog ihn aus dem Raum. Claire und Mara hielten die Verabschiedung kurz, folgten den beiden jungen Männern aus dem Raum.
Ein Schluchzen ertönte. Es kam von Alica. „Ich weiß ja, dass du in den Himmel kommst und Opa wieder siehst", weinte sie. „Aber ich will dich noch nicht gehen lassen"
Gerti gab ihr einen schwachen Kuss auf die Stirn. „Ach mein Kind. Du hast doch noch deine Brüder. Und Amy. Deine Familie. Und ich kann euch von einem angenehmeren Platz aus zusehen, mh?"
Alica nickte. „Aber ich werde dich vermissen" Sie umarmte ihre Oma schluchzend.
Diese lächelte und tätschelte den Kopf des Mädchens.
Boris' Initiative ließ nicht lange auf sich warten, er kniete sich neben seine Oma auf den Boden und umarmte sie ebenso. Es war wirklich ein emotionaler Moment. Und deshalb nahmen wir uns dafür Zeit, obwohl wir sie vielleicht gar nicht hatten.
„Danke für alles", hauchte Boris leise.
Als seine Stimme brach, blieb mein Herz einen Schlag stehen.
Das war schwer für ihn. Ich wusste das. Er war bei seiner Oma aufgewachsen, nachdem sein Vater seine Mutter umgebracht hatte, als er 3 Jahre alt gewesen war. Sie war lange Zeit alles gewesen, was er gehabt hatte. Seine einzige Bezugsperson. Der Mensch, der ihm eine liebevolle Umgebung geben hatte, in der er beschützt aufwachsen konnte, zusammen mit Alica und Silas, die sich mehr als Geschwister sahen als alles andere.
Nun war Boris zwar erwachsen, mittlerweile 26, doch er war trotzdem noch ihr Enkel und er liebte sie.
Ich rutschte an ihn heran, legte eine Hand auf seine Schulter und die andere auf Gertis.
Sie lächelte mich an.
Ich sah in ihrem Blick, dass ihr das hier echt weh tat, aber dass sie wirklich gehen wollte. Ich fand das sehr stark von ihr. Sie würde gut aufgehoben dort oben bei den Engeln.
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Only You
Fantasy-Alle lebten in Angst und Schrecken und das, obwohl offiziell noch Frieden herrschte.- Die Welt hat sich verändert. Die Menschen und Vampire haben sich verändert. Oder es hat einfach keiner mehr Lust auf Friede, Freude, Eierkuchen. Nach den verga...