98. Boris: Gefühle

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Ich saß mit Austin, Dale und Mara am Frühstückstisch, als wir die Treppen trampeln hörten und kurz danach ein fett grinsender Chad im Raum stand.

„Ach du scheiße, was ist dir denn passiert?", meinte Mara geschockt, weil er plötzlich so gute Laune hatte.

„Ich, meine lieben Freunde, habe heute ein Date mit Anni"

Überrascht sah ich ihn an. „Wow, wie kommt's?"

Er zuckte mit den Schultern, fuhr sich einmal durch die Haare. „Sie hat vorhin angerufen, um mir zum Geburtstag zu gratulieren und dann hat sie vorgeschlagen, dass wir den Tag zusammen verbringen könnten"

Er sah echt glücklich aus, während er das sagte.

Ich freute mich für ihn. Alle freuten sich für ihn. Nur nicht Luzifer, der schon seit geraumer Zeit schmollend auf dem Sofa saß und nun beleidigt schnaubte, während er eine von Austins Motorrad-Zeitschriften durchblätterte.

„Du hast heute Geburtstag?", hakte Mara nach.

Chad nickte, winkte aber sofort ab. „Macht kein großes Ding draus, bitte. Ich hab das nicht gesagt, weil ich einfach meine Ruhe will..."

„Ja, aber wenn wir schon mal einen Grund zum Feiern haben...", setzte Mara an.

Chads Blick brachte sie zum verstummen. Er schien seinen Geburtstag nicht sehr zu mögen.

„Ja gut", meinte ich, ignorierte die Tatsache, dass er wohl heute 28 wurde und wünschte ihm „Viel Spaß mit Anni"

Er lachte leicht. „Ich glaube zu Spaß wird es heute noch nicht kommen, aber danke"

Er zwinkerte frech und verabschiedete sich dann um zu gehen.

Sie werden so schnell erwachsen...

Mara verabschiedete sich kurz, nachdem Chad weg war, um in ihr Zimmer zu gehen. Ihre Laune war plötzlich kurz vor dem Gefrierpunkt.

„Ich hab mich übrigens an etwas erinnert", meinte Jay, der wohl die Stimmung zu etwas erfreulicherem verschieben wollte als Maras unglückliches Liebesleben.

Ich sah ihn fragend und auffordernd an.

Er grinste. „An Austins Tattoo da unten" Er wackelte mit den Augenbrauen und ich sah ihn verstört an. „Du hast da ein Tattoo?"

Er zuckte mit den Schultern. „Das hab ich mir stechen lassen so ein halbes Jahr nach meiner Auferstehung. Da war mein Hirn noch nicht so richtig fit"

Jay kicherte und legte den Arm um Austin. „Also ich finde das, woran ich mich erinnere, sehr heiß"

Austin grinste verlegen und gab Jay einen Kuss auf die Wange, der diesen ebenso grinsend entgegen nahm.

Ich musste seufzen. Ich freute mich echt sehr für Austin und Jay, beide hatten es verdient wieder glücklich werden zu können, aber ihr Pärchen verhalten hielt mir vor Augen, wie sehr ich Charlie vermisste.

„Was ist das denn für ein Tattoo?", fragte ich, um mich abzulenken.

Als Jay antworten wollte, hielt Austin ihm den Mund zu. „Das wirst du niemals erfahren"

Jay brabbelte an Austins Handfläche, aber als er bemerkte, dass es nichts half, leckte er sie ab.

Austin kniff die Augen zusammen, ließ Jay los und schmierte ihm seinen sabber ans Shirt.

„Dafür, dass du so ein cooles Tattoo hast, bist du echt spießig", schmunzelte Jay und machte weiter sein Frühstück.

Austin verdrehte die Augen, aber wuschelte Jay liebevoll durch die Haare, als er aufstand, um seinen leeren Becher wegzubringen.

Sobald Austin in der Küche war, beugte sich Jay zu mir. „Du kennst doch diese Fische und Ying und Yang?", fragte er nach.

Ich nickte etwas verwirrt.

Jay grinste breit. „Die hat er um seinen du weißt schon rum"

„Echt?" Aus großen Augen sah ich Jay an und er nickte wild.

Dann fingen wir beide zu lachen an. „Ich würde die aber gern mal in mehr als nur der Erinnerungen sehen.", schmollte Jay dann leise.

„Als ob ihr noch nicht so weit seid" Ungläubig sah ich ihn an.

Er zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen. Aber er will es immer nur mit der Hand und auch nur, wenn das Licht aus ist. Er... will mich dabei nicht sehen" Jay schaute traurig auf die Tischplatte, seine gute Laune verschwand wieder.

Ich seufzte und drückte seine Schulter. „Ich bin mir ganz sicher, das wird schon wieder. Und wenn dus nicht mehr aushältst, dann hör einfach auf, ihn zu befriedigen. Sag ihm entweder ganz oder gar nicht, am besten, wenn er gerade richtig horny ist. Dann bekommst du alles von ihm"

Ich grinste ihn verschwörerisch an und zwinkerte ihm zu.

Er musste schmunzeln und nickte. „Die Idee gefällt mir. Danke"

„Kein Problem. Wozu sind Freunde denn da?"

Wir machten weiter Frühstück und taten auf total unschuldig, als sich Austin wieder zu uns setzte.

Auch Luzifer hatte jetzt wohl Hunger, aber im Gegensatz zu sonst wirkte er grade noch in sich gekehrter und irgendwie auch traurig.

Ich beobachtete ihn die ganze Zeit beim Essen und auch, als Austin und Dale sich verzogen und ich mit Luzifer alleine war.

„Sag es ihm doch einfach, dann kann er es nicht mehr verleugnen und nimmt mehr Rücksicht auf dich", schlug ich Luzifer ganz beiläufig, möglichst desinteressiert vor.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst", versuchte er zu behaupten.

Ich schnaubte belustigt, ließ mich nicht so einfach abwimmeln. „Von deinen Gefühlen für Chad."

Er hob den Kopf und wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. „Hör zu, Luzifer, ich weiß, dass du ihn liebst, dass du ihn wirklich liebst, selbst, wenn du das vielleicht noch nicht begriffen hast und vielleicht erwidert er das jetzt noch nicht, aber irgendwann wird er das und wenn du ihm dann wehtust, dann war es das letzte, was du getan hast"

Ich versuchte, bedrohlich auszusehen und Luzifer machte ganz große Augen.

Jap, ich hatte gerade den Teufel bedroht. Wahrscheinlich war ich einfach lebensmüde oder geisteskrank. Aber er rastete gar nicht aus und fing an, mich zu schlagen.

Nein, er sah einfach weg auf seinen Teller und meinte möglichst desinteressiert: „Ich würde Chester niemals wehtun"

Das wollte ich mal für in hoffen, denn ich hatte keine Lust, bei dem Versuch, mein Wort zu halten und ihm wehzutun, wenn er Chad verletzte, drauf zu gehen.

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