50. Boris: Danke

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Als es spät am Abend wurde, entschied ich mich dazu, Austin in Silas' altes Zimmer zu bringen, sowie damals, nachdem er abgestochen worden war.

Charlie war schon seit geraumer Zeit oben. Ich hatte geglaubt, er wollte sich nur mal frisch machen, aber er war jetzt schon gute 2 Stunden weg.

Silas hatte Raphael nach hause gebracht, Mara, Alica und Amy hatten geholfen, während Dale und Chad noch hier waren.

Sie schauten mich ganz dumm an, weil ich Austin so leicht tragen konnte.
Ja tut mir leid, ich habe nun mal Jägerkraft und noch dazu was von Charlie. Alle nur Neider!

Jedenfalls brachte ich Austin hoch in Silas' Zimmer, legte ihn ins Bett, deckte ihn zu und blieb eine Weile bei ihm sitzen.

Chad und Dale durften in Alicas altem Zimmer schlafen, kamen aber nach kurzer Zeit zu mir und Austin rüber und setzten sich zu mir.

Ich wusste, dass es nichts änderte, ob ich ihn jetzt anstarrte und hoffte, es würde ihm bald wieder gut gehen oder ob ich etwas Sinnvolles tat, aber ich wollte gerade einfach nur bei meinem besten Freund sein.

„Er wird doch wieder, oder?", fragte Dale nach einer Weile besorgt.
Ich versicherte ihm, dass unsere Taktik schon mal geklappt hatte.

Es wurde immer dunkler draußen und langsam wurde ich echt ziemlich müde. Ich verabschiedete mich von den Jungs, gab Austin ein Küsschen auf die Stirn und wechselte das Zimmer.

Ich sah Charlie auf meinem Bett sitzen und an meiner Gitarre herum spielen. Es war ein schöner Anblick, den Mann den ich liebte, halb nackt in meinem Bett zusammen mit meinem Baby zu sehen. Ich fand es toll, dass das so selbstverständlich geworden war.

Ich schloss die Tür hinter mir. Charlie musste wissen, dass ich da war, aber er hörte nicht auf zu spielen und singen, sondern sah einfach auf, blickte mich an, während er weiter machte. Ich lächelte, zog mich auf meinem Weg zu ihm bis auf die Unterwäsche aus und schlüpfte zu ihm ins Bett.

Er spielte noch ein bisschen weiter, während ich mich an seine Schulter lehnte. An manchen Stellen sang ich auch leise ein wenig mit.

„Das war schön", stellte Charlie fest, als er die Gitarre neben das Bett stellte und dann seinen jetzt verfügbaren Arm um mich legte.

„Du bist schön", gab ich zurück, spürte, wie rot ich dabei wurde.

Er lachte leicht, ich erkannte in seinem Blick, wie sehr er sich darüber freute, aber irgendwie auch, dass er traurig war. Was ich nicht verstand, immerhin hatten wir ja gerade einen kleinen Sieg errungen, oder?

„Warum hast du dich hier alleine verschanzt?", fragte ich, verfolgte meine Hand, die über seinen nackten Oberkörper glitt, mit meinem neugierigen Blick.

Es war toll, jemanden wie Charlie als festen Freund zu haben. Man konnte ihn jederzeit angrabschen.

„Ich hab einfach ein bisschen Zeit für mich gebraucht", gab er leise zu und strich dabei durch meine Haare.

Ich sah ihm in die Augen. „Soll ich wieder gehen?"

„Nein!", antwortete er schnell. „Ich bin froh, dass du jetzt da bist." Er lächelte leicht.
Seine grauen Augen schienen gerade mehr mit Zuneigung erfüllt zu sein als jemals zuvor.

Irgendwie hatte ich ein mieses Gefühl, obwohl ich erleichtert sein sollte, dass es allen gut ging und wenn nicht, dass es ihnen bald gut gehen würde.
Aber ich konnte nicht. Ich machte mir Sorgen. Irgendetwas hier fühlte sich nicht richtig an. Ich wusste nur nicht was.

„Ich werde immer bei dir sein", versicherte ich Charlie eindringlich, einfach weil ich das Gefühl hatte, es sei nötig.

Zwar lächelte er verliebt, aber ein kleiner Schauer huschte über seinen Blick.

Um mich selbst von der Stimme in meinem Kopf abzulenken, die schrie, dass das hier schneller vorbei sein würde als gedacht, küsste ich ihn.

Bei seiner Erwiderung machte er einen genießenden Laut und ich musste schmunzeln.

Automatisch rutschten wir näher zueinander, aber auch in die liegende Position.

Ich beendete den Kuss, als ich bemerkte, wie sehr mich das gerade anmachte, weil ich es nicht mit ihm treiben wollte, nur um mich von meinem miesen Gefühl abzulenken.

„Ich muss dir noch was sagen", flüsterte Charlie, strich mir dabei liebevoll durch das Haar.

Die Atmosphäre war gerade wirklich schön. Der Mond und die Sterne waren das Einzige, was mein Zimmer leicht erleuchteten, aber trotzdem sah ich Charlie genau und alles andere war mir egal. Wir konnten uns berühren, spüren, ansehen, riechen, schmecken. Und dabei war es relativ dunkel, so als täten wir das alles geheim und verboten. Mir gefiel das. Es zeigte, dass wir jede Gefahr für unsere Liebe eingehen würden. Jedes Opfer erbringen.

„Was denn?", fragte ich neugierig.

Seine große Hand fuhr meine Seite immer wieder auf und ab.

„Danke" Er gab mir einen kleinen Kuss und bevor ich fragen konnte, wofür das jetzt war, sprach er weiter. „Ich bin zwar schon relativ lange am Leben, aber nie habe ich mich so lebendig gefühlt wie in der Zeit mit dir. Du hast Gefühle in mir erweckt, von denen ich nicht gewusst habe, dass ich dazu in der Lage bin, sie zu empfinden. Du hast mich zu einem besseren Mann gemacht, einem ehrenwerten Mann. Du bist der Erste, bei dem ich mein sexuelles Verlangen nach ihm nicht für falsch halte, weil es sich so richtig anfühlt, dass es nur richtig sein kann. Du gibst meinem Leben einen Sinn."

„Charlie", hauchte ich gerührt, verkniff mir kleine Krokodilstränchen. „Wieso sagst du das alles?"

Klar gefiel es mir, das zu hören und das zu spüren, was diese ganze Situation in mir auslöste, aber ich verstand nicht, wieso diese Worte jetzt nötig waren.

„Ich will nur das du das weißt" Charlie gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze und lehnte dann seine Stirn an meine. „Du darfst nie vergessen, wie sehr ich dich liebe, okay? Du bist ein Teil von mir und ich einer von dir. Solange ich lebe, wirst du niemals alleine sein"

Ich wusste das alles, aber es löste meine sensible Seite aus, es zu hören und ich konnte nicht anders, als mich fest an ihn zu pressen.

Er hielt mich fest, strich über meinen nackten Oberkörper und küsste hin und wieder meinen Haaransatz.

Nach einer kurzen Zeit streckte ich meinen Kopf zu ihm hoch, küsste ihn gefühlvoll.

Dieser ganze Körperkontakt und die dadurch entstehende Wärme in mir machten mich ganz verrückt. Ich brauchte ihn jetzt. Er schien ein ähnliches Gefühl zu haben, denn er intensivierte unseren Kuss, änderte die Art seiner Berührungen und den Ort seiner Streicheleinheiten.

Diese Nacht schliefen wir so sanft miteinander wie nicht mal bei unserem ersten gemeinsamen Mal.

Ich wusste nicht woran das lag, denn eigentlich mochten wir es beide hart, aber diesmal ging es mehr um das Genießen der Nähe und der Zärtlichkeiten an sich als um den Akt. Vermutlich fühlte es sich deshalb auch so gut an, so einzigartig.

Oder Charlie gab sich einfach nur besonders viel Mühe, weil er etwas wusste, von dem ich keine Ahnung hatte. Oder das ich einfach erfolgreich verdrängte...

Only YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt