102. Silas: Der Anfang vom Ende

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Wir wussten es. Das Datum. Morgen Mittag.

Sobald ich das erfahren hatte, hatte ich mich mit Philipp auf den Weg nachhause gemacht, um es den anderen mitzuteilen.

Ich schrieb auch Raphael eine Nachricht. „Komm bitte nachhause, es ist wichtig" Aber ich war mir sicher, dass es ihn nicht interessieren würde.

Es war bereits abends, als Philipp und ich ankamen. Wir hatten den anderen Bescheid gegeben, damit alle zuhause waren, wenn wir die Neuigkeiten mitteilten.

Deshalb saßen auch alle schon an unserem Krisenbesprechungsort: Dem Sofa.

Sogar Chad war da und das, obwohl er wohl angeblich letzte Woche zu seiner Freundin gezogen war.

Wir begrüßten uns alle zwar kurz, aber beließen es dabei, da alle wussten, dass wir etwas Wichtigeres zu besprechen hatten. Ich gab ihnen immer mal wieder Updates, was alles so passierte, aber diesmal packte ich jede Kleinigkeit aus, die ich ihnen bisher hatte verschonen wollen.

Ihre Gesichter wurden immer länger, ihre Augen immer größer und als ich dann von dem Plan berichtete, wussten sie gar nichts mehr zu sagen.

„Scheiße", stieß Boris als erster aus. „Der Plan ist viel zu gut. Wenn sie von 5 Seiten gezielt angreifen, wird Raphael seine stärksten Männer auf alle Fronten verteilen. Aber dann sind sie jeweils in der Unterzahl..."

„Seine Armee ist nutzlos", fuhr Austin fort. „Er muss ihnen die Befehle verbal geben, sonst funktioniert seine Kraft nicht und, da er die Verbindung zu Silas nicht mehr hat, kann er es auch nicht mehr über Gedanken machen."

Wir überlegten, was wir tun konnten. Es war klar, dass wir nach wie vor weit in der Unterzahl waren.

Bevor wir aber zu einem sinnvollen Ergebnis kommen konnten, nach stundenlangen Diskussionen, spürte ich plötzlich wie mein Herz entflammte.

Ich drehte mich um, die Anderen verstummten und alle sahen zu Raphael, der im Flur stand.

Er sah gestresst aus und auch leicht genervt, aber, als er mich erblickte, nur noch ungläubig. „Silas?" Es klang nach einer Frage, so als erkannte er mich nicht wieder.

Ich war gerade noch über den Tisch gebeugt, wo ich grob skizziert hatte, wie der Angriff aussehen sollte, aber richtete mich nun auf und stellte fest, dass ich größer war als Raphael. Nur ein paar Zentimeter, aber ich war es.

Er starrte mich komplett geschockt an, mein Gesicht, das kantiger geworden war, meine Schultern, die breiter geworden waren, meine Brust, die kräftiger geworden war, was man in meiner Uniform, die ich gerade trug, besonders sah.

Er schluckte, sein Blick sprang wieder hoch in mein Gesicht.

„Was hast du getan?", fragte er ungläubig und schüttelte den Kopf.

Einerseits sah er aus, als würde er gleich anfangen zu sabbern, aber andererseits auch so als würde es ihm gar nicht gefallen, was er hier sah.

„Das ist jetzt erstmal unwichtig..." Auch meine Stimme war tiefer geworden und als er das bemerkte, sah er aus, als habe man ihn geschlagen.

Er konnte den Blick kaum von mir losreißen, aber als er dann neben mich sah und Philipp erkannte, war es als legte man einen Schalter um. Er ging mit einem wütenden Knurren auf meinen Partner los, in Vampirgeschwindigkeit, aber ich sah es kommen und stellte mich zwischen Phil und Raphael, bevor irgendwer irgendwem etwas antun konnte.

„Er ist auf unserer Seite. Wir arbeiten schon seit Monaten zusammen. Er hilft mir." Beim letzten Satz sah ich die Verletzung in Raphaels Blick.

Er biss die Zähne zusammen und trat einen Schritt zurück. „Was hat er dir gegeben? Was von diesem Jäger-Wunder-Serum? Du riechst kaum noch nach dir"
Er sah mich abfällig an, so als sei ich verunreinigt worden.

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