Ich sah zu Dale, der auf dem Bett in dem Zimmer saß, das wir noch frei hatten.
Das hatte ursprünglich mal Amy gehört, war also ziemlich lieblos eingerichtet war, weil sie sich nie sehr um Deko geschert hatte. Doch es hatte alles, was man so brauchte, also ging das schon klar.Chad hatte Claires Zimmer bezogen, doch bis dahin war er heute gar nicht gekommen. Er war auf dem Sofa eingepennt, mitten in den Gesprächen. Der Tag war heute auch echt sehr hart für ihn gewesen.
Jedenfalls hatte ich ihn da liegen lassen, weil ich Dale erstmal in das Zimmer für ihn hatte bringen wollen.
Er testete die Matratze durch leichtes auf- und abwippen und sah dann zu mir.
Ich lächelte. „Fertig mit dem Test?"
Er zuckte mit den Schultern.
Er sah sich im Zimmer um und wirkte nicht gerade begeistert davon.
„Gefällt dir das Zimmer nicht?" Ich entschied mich, noch etwas mit ihm zu plaudern, machte die Tür zu und lehnte mich von innen dagegen.
„Doch doch", meinte er. „Aber... Es ist so groß und... ich ... ich wäre allein" Er schluckte nach diesem Satz und sah auf seinen Schoß.
Ich verstand das Problem, auch ohne dass er es direkt ansprach. „Wenn du willst, kannst du bestimmt bei Chad schlafen. Ich habe ohnehin vor, ihn später in sein Zimmer zu bringen. Das ist auch vom Style her ein bisschen anders. Total Mädchenhaft. Hat mal einem süßen Mädchen gehört. Claire ist aber mit Amy, der der dieses Zimmer hier gehört, vor ein paar Jahren ausgezogen, aber weil sie uns regelmäßig besuchen, haben wir ihre Zimmer wie gewohnt gelassen..."
Ich hörte auf, diese unnötigen Dinge zu erzählen, als er den Kopf schüttelte.„Es geht nicht um das Zimmer an sich"
Klar wusste ich das, aber ich war ehrlich gesagt ziemlich überfordert.
Dass Dale nun doch den Blick hob und mich direkt ansah, half dabei nicht. Mein rasendes Herz machte es eher schlimmer.
„Es geht um dieses Gefühl...", sagte Dale.
Er sah so verloren aus, als er seine Hand in die Bettdecke neben sich krallte. „Ich weiß, dass ich das bei weitem nicht bin, aber ich fühlte mich so allein und so als würde ich gar nicht dazu gehören... ich meine, ihr... das alles hier, das ist eure Welt, eure Geschichte, euer Leben. Ich komme mir fehl am Platz vor."
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja nicht mal, wer ich bin"„Du bist Dale", sagte ich. „Der Junge, der den Tod überlebt hat. Weißt du, wozu dich das macht?"
Er schüttelte den Kopf.
„Zu einem Kämpfer. Einem Gewinner. Das heißt, egal, wie aussichtslos es gerade für dich aussieht, es wird besser werden, wenn du dich da durch kämpfst. Du wirst gewinnen. Und dein Bruder, die anderen und ich helfen dir dabei"
Dale sah mich einen Moment regungslos an, ehe er den Kopf leicht schief legte. „Ein Gewinner also, der Angst hat, alleine zu sein?"
Ich seufzte, ging zu ihm und setzte mich nah neben ihn. „Nicht die Angst macht dich zu einem Verlierer, sondern wenn du dich ihr nicht stellst. Durch ein bisschen Mut kann sich so viel verbessern. Aber ich kann nachvollziehen, dass du gerade einfach nicht alleine sein möchtest. Das hat auch nicht unbedingt was mit Angst zu tun. Du suchst gerade deinen Platz. Und der ist sicherlich nicht hier alleine" Ich lächelte ihn leicht an, aufmunternd.
Diesmal stimmte er durch ein leichtes Nicken zu.
Mir fiel auf, dass wir uns gerade so nahe waren wie nie zuvor, als seine grün-grauen Augen jeden Millimeter meines Gesichts genau unter die Lupe nahmen. „Weißt du, ich..."
Er rutschte leicht zurück. „Ich weiß, dass das komisch für dich klingen muss, aber... Wenn du bei mir bist, dann ist das die einzige Zeit, in der ich keine Angst habe und mich nicht dazu verpflichtet fühle, mir einen Platz zu suchen, an den ich gehörte. Macht mich das seltsam?"
Er war unglaublich süß, so unsicher, wie er mich ansah.Ich schüttelte den Kopf. „Nein, tut es nicht. Das macht dich menschlich"
Er sah ein bisschen verwirrt aus, also erklärte ich. „Ich bin die erste Person, die du berührt hast, nachdem du auferstanden bist. Es ist klar, dass ich dir gerade irgendwie einen Pol gebe. Ich denke, das legt sich mit der Zeit wieder. Und bis dahin bin ich gerne für dich da."
Er schluckte hart, so als hätte ich ihm gerade den Korb seines Lebens verpasst und nickte dann, meinem Blick ausweichend.
Ich seufzte.
Der Umgang mit ihm war nicht schwierig oder so, es war einfach nur so, dass ich alles richtig machen wollte und nun das Gefühl hatte, eben das nicht getan zu haben.
„Wenn du willst, schlafen wir zusammen in meinem Zimmer. Auf dem Sofa da hab ich schon öfter mal geschlafen und das Bett sollte dir bestimmt gefallen" Beim letzten Teil des Satzes grinste ich leicht, da er vorhin dieses Bett so seltsam gemustert hatte.
Er schluckte hart und nickte leicht, meinem Blick weiter ausweichend, doch ich erkannte genau ein verlegenes Lächeln auf seinen Lippen.
Oh, Austin, was machst du hier bloß?
Während ich mich das selbst fragte, bot ich ihm auch schon die Hand an, obwohl es unnötig war und sinnlos, aber trotzdem brachte ich ihn händchenhaltend in mein Zimmer.
Das Schlimme war, es fühlte sich so vertraut an, als würde ich das schon mein Leben lang tun.
In meinem Zimmer sah Dale sich deutlich besser gelaunt um.
Es war zwar nicht aufgeräumt, aber wer hätte denn ahnen können, dass ich den tot geglaubten Bruder meines Kumpels hierher bringen würde? Richtig, niemand, deshalb hatte Ich ja wohl die beste Ausrede, die man nur haben konnte.
Ich ging zum Kleiderschrank, während Dale sich im Zimmer umsah und suchte ihm was zum Anziehen raus.
„Wie schläfst du?"
„Keine Ahnung"
Als ich seine überforderte Stimme hörte, schlug ich meinen Kopf leicht an die Schranktür.
Gott, Austin, dein Hirn hast du heute auch mal wieder ausgeschissen oder?
Ich drehte mich zu ihm und lächelte ihn entschuldigend dann. „Sorry, vergessen"
„Ach was du nicht sagst", als er das zurückgab, grinste er leicht und ich sah ihn überrascht, aber erfreut an.
Er war verboten schön. Es war so dumm gewesen, ihn mit in mein Zimmer zu nehmen. Nicht nur, weil er so anziehend auf mich wirkte. Auch weil klar sein musste, dass er irgendwann beginnen würde, Fragen zu stellen...
„Also dieser Freund, von dem Chad vorhin erzählt hat... Dein Ex..."
Ich schlucke, ließ ihn aber aussprechen.
„...Wieso habt ihr euch getrennt?"
„Das haben wir nicht", meinte ich, während ich, um mich abzulenken, frische Klamotten für uns beide heraussuchte.
Ich gab ihm einfach was zum Anziehen und wenn es ihm zu heiß war, konnte er sich ja immer noch ausziehen. Aber sicher war sicher.
„Und wieso ist er dann dein Ex?"
„So würde ich ihn auch nicht bezeichnen", sagte ich ruhig, drehte mich zu ihm um und drückte ihm einen Stapel in die Hand. „Jay ist gestorben, deshalb sind wir logischerweise nicht mehr zusammen."
Als ich das sagte, wurden seine Augen ganz groß. „Oh, das tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich nicht so damit genervt..."
„Schon gut", unterbrach ich ihn.
Er sah mich entschuldigend an und sah dabei aus wie ein zuckersüßer Hundewelpe, dem man einfach nicht böse sein konnte.
„Ich hab dir doch vorhin gezeigt, wo das Bad ist... Am besten du gehst eine Runde Duschen und ziehst dir mal Unterwäsche an, wie wäre das?" Dabei lächele ich ihn an, um ihn zu zeigen, dass es wirklich okay war.
Er verstand, warum der Themawechsel und nickte sofort. „Die Idee finde ich gut. Mein Schwanz fühlt sich nicht gut an in dieser Hose"
Ich musste leicht lachen und das sogar ehrlich. „Dann befreie das gute Stück mal."
Er grinste breit, etwas, das für mich unfassbar schön aussah, und ging schließlich meiner Aufforderung nach, duschen zu gehen.
Ich schnappte mir meine Klamotten und ging ins unser anderes Bad. Wir hatten ja genügend.
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Only You
Fantasy-Alle lebten in Angst und Schrecken und das, obwohl offiziell noch Frieden herrschte.- Die Welt hat sich verändert. Die Menschen und Vampire haben sich verändert. Oder es hat einfach keiner mehr Lust auf Friede, Freude, Eierkuchen. Nach den verga...