86. Silas: Erfolg

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Austin und Jay hatten Bescheid gegeben, dass sie nach hause laufen wollten, zum Einen, weil Austin Autos nicht vertraute und zum Anderen, weil sie wohl, was sie aber nicht so gesagt hatten, ein bisschen Zeit für sich wollten.

Chad war schon lange fertig, als ich mit meinem Wagen zu seinem Auto rollte, an das er lehnte. Dabei war er aber nicht alleine. Luzifer stand neben ihm.

Die beiden schienen sich gut zu unterhalten. Das machte mich ziemlich kritisch. Ich meine, Chad, einer der bestimmt als Engel durchgehen konnte, verstand sich prächtig mit dem Teufel in Person. Aber ich wusste ja, dass alles nicht so war, wie es auf den ersten Blick schien.

Chad musste sich wohl auch denken, was nur mit mir los war, da ich gerade mit Phil zusammen ankam. Sein Lächeln, das er im Gespräch mit Luzifer gehabt hatte, verschwand, er stieß sich vom Auto ab, richtete sich auf und starrte uns bei unserem Weg zu ihm an.

Er schien abzuwägen, ob ich in Gefahr war und als er dann feststellte, dass ich freiwillig neben Phil herlief, wurde er noch aufmerksamer.

Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte und versuchte die Situation deshalb ein bisschen alltäglich zu machen, indem ich sofort begann, den Einkauf in den Kofferraum zu packen, und so zu tun als sei Phils Anwesenheit hier total berechtigt.

„Silas", knurrte Chad bedrohlich.

Da war mein Plan wohl schief gelaufen.

Ich spähte um das Auto herum zu Chad, der Phil gegenüber stand und ihn so ansah, als sei er kurz davor ihn auszuweiden.

Vielleicht tat ihm der ganze Kontakt zu Luzifer nicht gut. Er war so leicht reizbar in letzter Zeit. Aber andererseits hatte er auch genügend andere Gründe dafür.

„Erklär mir, was das soll", forderte er, ohne Phil aus den Augen zu lassen.

Ich klappte den Kofferraum zu und seufzte, als ich zu ihnen ging. „Ich hab einen Deal mit Phil gemacht. Er ist jetzt auf unserer Seite..."

Chad setzte an zu sprechen, aber ich schnitt ihm das Wort ab. „Ich weiß, du vertraust ihm nicht. Keiner tut das..." Phil brummte ein. „Na danke auch", was ich wissentlich ignorierte und weiter sprach. „...aber er ist nützlich und er war ehrlich, als wir den Deal geschlossen haben. Außerdem sind wir zur Not immer noch um weiten Stärker als er. Ich meine, wir haben den Teufel auf unserer Seite..."

„Ihr habt was?" Phil riss die Augen auf und starrte mich geschockt an.

Ich nickte zu Luzifer rüber. „Ja, er ist der Teufel. Lange Geschichte, erklär ich dir vielleicht mal, wenn ich Lust habe."

Phil schluckte, sah Luzifer an.

Dieser legte den Kopf leicht schief, als er Phil ansah. Er kniff die Augen leicht zusammen und sah dabei so aus als habe er einen total guten Röntgenblick drauf.

Phil schien sich auch echt nackt zu fühlen gerade.

Als Luzifers Blick sich veränderte, fragte Chad ihn. „Was sollte das?"

Luzifer sah weiterhin nur Phil an. „Du bist unrein"

Nett von ihm.

Ich wollte Phils Reaktion sehen, denn ich war mir sicher, dass sie aus Beschwerden bestehen würde, aber das tat sie nicht. Nein, er sah beschämt zu Boden, so als wüsste er das, doch wollte nicht dazu stehen.

„Was hat das zu bedeuten?", hakte ich bei Luzifer nach.

Er musterte Phil weiter. „Er hat Essenz in sich, die nicht in ihn gehört. Sein Jägerblut ist nicht himmlisch, wie üblich, es..." Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Es wurde verändert und dadurch verunreinigt. Auf den Stamm reduziert könnte ich mir vorstellen, dass es Chesters Essenz wäre, aber..." Luzifer schien nicht wirklich zu wissen, wie er verbalisieren sollte, was er festgestellt hatte.

„Wer ist Chester?", hakte ich nach.

Chad seufzte. „Ich. Mein Geburtsname ist Chester Gideon Newton"

„Oh" Überrascht sah ich ihn an. „Und wieso wissen wir davon nichts?"

Chad zuckte mit den Schultern. „Meine Eltern sind die einzigen, die mich Chester nennen. Immer, wenn ich diesen Namen höre, erwarte ich Beleidigungen und fühle mich schon im Voraus schlecht, obwohl noch gar nichts passiert ist. Dale hat meinen Namen als Kind nie aussprechen können. Er hat immer Chedster gesagt. Ja und keine Ahnung, so ist halt irgendwie Chad daraus geworden" Er sah auf den Boden und schob die Hände in die Hosentaschen.

Ich seufzte leise und ging zu ihm, nur um meine Hand auf seine Schulter zu legen, damit er wusste, dass ich für ihn da war. Ich wollte es nicht aussprechen und es somit zum Thema machen, dass es ihm schlecht ging, ich wollte nur, dass er sich dessen bewusst war.

„Gut und wieso hat Phil jetzt so eine komische was weiß ich was?", hakte ich bei Luzifer nach.

Er deutete mit einem Nicken zu Phil. „Frag ihn. Er weiß es selbst"

Ein Blick von mir reichte und Phil wusste, dass er jetzt auspacken musste. Er sah unsicher aus und so, als erwarte er jeden Moment geschlagen zu werden. Berechtigt, wie sich herausstellte. „Ihr wisst ja von den Forschungen... Naja, in den letzten Jahren liegt ein besonderer Fokus darauf, Jägern ohne Kräfte welche zuzuführen. Weil die DNS grundsätzliche Kraftausbildung in uns zulässt und es nur nicht dazu kommt, weil wir nicht die Bedingungen erfüllen, kam einer auf die Idee, uns Kräfte von außen zuzuführen..." Er sah unsicher auf, zu Chad. „Dazu muss man anderen Jägern die Essenz ihrer Kräfte entziehen und sie einem anderen injizieren. Viele haben das anfangs nicht überlebt... ich bin einer der Ersten, der es überstanden hat..."
Er stockte, wollte es nicht aussprechen. Aber obwohl ich es schon ahnte, einfach, weil es Sinn ergab, wollte ich es hören.

„Wessen Essenz hast du in dir?" Auffordernd sah ich ihn an.

Er schluckte, sagte aber dann gut verständlich: „Dales"

Chad zuckte zusammen, als habe man ihm gerade das Rückgrat ausgerissen, sein Blick rauschte zu Phil, der sich gerade für seine reine Existenz zu schämen schien.

Diesmal sprach Phil ohne Aufforderung weiter. „Nachdem er 2 Jahre im Koma gelegen ist und deine Eltern nicht mehr der Überzeugung waren, dass er jemals aufwachen würde, haben sie einen Deal mit meiner Mum gemacht. Unsere Familien waren die Ersten, die sich zusammengeschlossen haben und es wurde dadurch besiegelt, dass ich Dales Essenz bekommen habe. Aber seine Jägerkraft war das, was ihn noch am Leben gehalten hat... Er ist ein paar Stunden, nachdem eure Eltern ihm die Kraft genommen haben, gestorben. Tut mir leid" Das Letzte murmelte er nur noch und sah Chad wirklich reumütig an.

Wieder reagierte er nicht. Er schien überfordert zu sein.

Ich konnte es verstehen. Nicht nur, das Jay in Dales Körper herum lief, jetzt hatte auch noch Phil seine Jägerkraft. Es fehlte nur noch, dass jetzt irgendwelche Fremden ankamen, die behaupteten irgendwelche anderen Teile von ihm in sich zu haben, wundern würde es mich jedenfalls nicht mehr.

„Obwohl es durchaus logisch war, wusste aber keiner, dass es ihn umbringen würde, ihm die Kraft zu nehmen, das musst du mir glauben Chad", setzte Phil nach einer Weile hinzu.

Ich sah zu ihm, wollte wissen, was ich jetzt tun sollte.

Chad schüttelte einfach nur den Kopf, drückte mir den Autoschlüssel in die Hand und lief weg. Ich wollte ihm natürlich hinterher, aber wurde aufgehalten. „Ich mach das." Und schon war Luzifer ebenfalls weg.

Einen Moment sah ich den beiden hinterher, ehe ich zu Phil blickte, der mich leidend ansah. „Das ist echt... viel", gab ich zu, weil ich keine Ahnung hatte, was ich denn anderes sagen konnte.

Dass die Jäger in diesem Bereich einen Erfolg zu verbuchen hatten, hieß vielleicht auch, dass sie es anders auch hatten. Vielleicht hatten sie mehr Superwaffen produziert, bessere als mich, unbesiegbare. Das würde zumindest erklären, wie die wenigen Jäger es hatten schaffen können, ein ganzes Reich von Vampiren auszulöschen.

Phil schüttelte auf meine Aussage hin den Kopf und hauchte: „Das war erst der Anfang"

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