40. Alica: Hilfe

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Obwohl wir uns schon am Anfang ziemlich sicher gewesen waren, dass Raphael, Silas und Austins Verschwinden von Anderen herbeigeführt worden war, hatten wir nun nach 3 Tagen, in denen sich rein gar nichts geändert hatte, die absolute Gewissheit.

Wir hatten keine Ahnung, was wir nun tun sollten. Wir wussten, dass Jäger sie haben mussten, wegen der Spitze der Klinge, die Dale gefunden hatte, doch konnten nicht identifizieren, zu welcher Familie die Waffe gehörte. Ansonsten waren keine Spuren zu finden gewesen und über ihren Geruch hatten wir sie auch nicht finden können.

Wir hatten etwas anderes getan. Boris hatte versucht, über einen Traum Kontakt zu Silas aufzunehmen. Das hatte schon mal funktioniert, als Boris gefangen gewesen war und Silas im Traum gezeigt hatte, wo er war, doch er meinte, irgendein äußerer Einfluss würde seine Kraft blockieren. Wir hatten keine Möglichkeiten mehr, weiter zu verfahren. Daher taten wir das Einzige, was wir noch tun konnten und wollten um Hilfe bitten.

Amy, Claire, Charlie, Boris und ich statteten dem Vampirkönig einen Besuch ab. Wir kamen unangemeldet, deshalb gab es Probleme bei der Einlassung in den Palast. Charlie ließ aber nicht lange mit sich diskutieren.

Eine Reihe Wachen standen zwar vor dem Palast, aber der Sprecher, welcher uns den Zutritt verweigerte, wurde von Charlie am Hals gepackt und nach oben gehoben, während er seine Krallen in seine Haut drückte und ihm keine Möglichkeit gab, Luft zu holen.

„Ich werde das jetzt nur noch ein mal sagen", knurrte Charlie bedrohlich. „Lasst. Uns. Rein."
Der andere hechelte und Charlie beendete seinen Satz. „Oder mir zu widersprechen wird das Letzte sein, was ihr getan habt"

Klar, die Andern waren in der Überzahl, aber auch Boris und ich konnten im Notfall ganz gut kämpfen und Claire und Amy waren ja auch Vampire und hatten Kräfte.

Der, der Charlies Wut abbekam, war kurz davor abzukratzen, als die Anderen die Tür öffneten und uns Platz machten, um rein zu gehen.

Charlie warf den Körper seines Opfers einfach achtlos zur Seite. Der Mann lebte noch, war aber nicht im guten Zustand.

Während wir durch die Flure schritten, redete Boris auf Charlie ein. „Ich mache mir doch auch Sorgen, aber bitte reiß dich zusammen. Keiner kann dich gebrauchen, wenn du so aggressiv bist..."
Charlie hörte gar nicht richtig zu, bis Boris' Stimme strenger klang. „Hamilton!"
Charlie sah seinen Mann an, der ernst zu ihm hoch sah. „Du beruhigst dich jetzt, sonst kannst du sofort wieder nach hause gehen, hast du mich?!"

Charlie presste kurz die Lippen zusammen, ehe er nickte, Boris' Hand nahm und zustimmte. „Ich habe verstanden"
Er wirkte tatsächlich etwas ruhiger, wahrscheinlich so ruhig, wie es in dieser Situation nur ging. Klar, sein Ziehsohn war entführt worden, dessen Mann und sein bester Freund. Ich verstand, dass Charlie gerade kurz vorm Ausrasten war. Aber, weil Boris noch relativ nüchtern mit der Situation umging, hielt ich mich daran fest, dass Boris es längst wüsste, wären unsere Freunde Tod.

Wir hielten vor einer hohen Tür, Charlie hämmerte an das dunkle Holz. Es dauerte nicht lange, da wurden die Türen geöffnet. Ich war hier noch nie gewesen und sah mich deshalb dermaßen staunend um, als wir in den Saal gingen, der so wirkte, als sei er ein Speisesaal.

Das Hauptmerkmal war die lange Tafel, die darin stand. Zwei Personen befanden sich dort. König Benedikt und seine Frau Victoria, die ich schon außerhalb dieses Gebildes als sehr freundlich kennengelernt hatte.

„Charlie", meinte Benedikt erfreut, als er sich erhob. „Mir ist schon zu Ohren gekommen, dass du hier für Aufruhr sorgst. Was ist denn los?"

„Raphael, Silas und Austin wurden von Jägern entführt. Wir wissen nicht, welcher Familie sie angehören oder wo sie sein könnten.", erklärte Charlie.

Der König sah uns alle nacheinander an. Seine Frau erhob sich, stellte sich zu uns. „Am besten wir informieren das Volk und die Garde. Sie sollen sich umhören und bei der Suche helfen. Aber wirklich mehr können wir nicht tun" Den letzten Satz sprach sie bedauernd aus, sah uns mitleidig an.

Es war schwer, die Vampire zu überzeugen, bei der Suche nach Raphael zu helfen. Die fühlten sich von ihm im Stich gelassen, sagten er sei keiner mehr von ihnen, also sei das nicht ihr Problem.

Sie ließen sich davon überzeugen, nach ihm zu suchen, weil wir damit argumentierten, dass Austin ja auch verschwunden war und dieser keinem etwas getan hatte.

Jedoch meinten auch einige, wenn sie Raphael fanden, dann wüssten sie nicht, ob es besser für ihn gewesen wäre, bei den Jägern zu bleiben. Sie wollten ihm wehtun. Und ich wusste nicht, ob wir uns damit, die Vampire um Hilfe zu bitten, wirklich einen Gefallen getan hatten.

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