~ And suddenly life flips you upside down, and you find out that this is the right way ~
Mittwoch, 19. April
Ruben war nervös, als er den blauen Corsa seiner Mutter verließ. Vorsichtig ließ er die Autotür zufallen, bevor er auf das trostlos aussehende Schulgelände zusteuerte. Es war Mittwochmorgen an einem bewölkten Maitag. Der Siebzehnjährige zog die Ärmel seines schwarzen Pullovers noch ein Stück weiter hinunter, sodass nur noch seine Fingerkuppen herauslugten. Aufgeregt stieg er die wenigen Stufen hinauf, die ihn zu der großen Glastür führten. Durch das Glas konnte er seine Mitschüler sehen, die sich in der Aula tummelten. Ruben fragte sich, über was die Leute so redeten, denn mit ihm redete nur selten jemand. Als Ruben in der Aula stand fühlte er sich, als sei er unsichtbar. Keiner grüßte ihn, keiner würdigte ihm auch nur einen Blick. Mit gesenktem Kopf huschte er durch den Gang, nachdem er nervös nach John und seinen Anhängern Ausschau gehalten hatte. Eigentlich hatte Ruben gehofft, dass seine Mutter noch ein bisschen länger brauchen würde, um sich fertigzumachen, damit er nicht so früh an der Schule ankommen würde, doch die Pünktlichkeit seiner Mutter und der Verkehr hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ruben redete in der Schule nicht viel, denn er war zu unsicher, um sich oft zu Wort melden, doch gute Noten hatte er trotzdem. Nur Freundschaften waren bisher ausgeblieben. Rubens dunkles Haar hing ihm in die Stirn und verdeckte seine grünen Augen, wenn der Wind durch sie wehte. Seine Haare waren wellig, seine Mutter übertrieb gerne und nannte es Locken. Andere würden sagen, Ruben wäre schwächlich gebaut, obwohl er wie jeder durchschnittliche siebzehnjährige Junge aussah. Das Einzige, was wohl untypisch für einen Jungen seines Alters war, war seine Körpergröße. Keine eins siebzig war er, doch das war nicht der Grund, warum er oft übersehen wurde. Als der Grünäugige einen Druck auf seiner Schulter spürte, dachte er, dass es John wäre. Er drehte sich mit klopfendem Herzen um und machte sich bereit, gedemütigt zu werden. Er atmete erleichtert aus, als er merkte, dass ihn nur jemand aus Versehen angerempelt hatte. Mit gesenktem Kopf lief er weiter. Am liebsten wäre es Ruben, wenn er einfach unsichtbar wäre. Er würde nicht gesehen werden. Nicht ausgelacht, nicht bemitleidet, nicht geschlagen. Er hasste den Fakt, dass sich sein Klassenzimmer am Ende des Gangs befand und dann auch noch im zweiten Stock. Ruben hörte die Schüler um sich herumreden. Hin und wieder lachte jemand. Begrüßungen wurden durch die Menge geschrien, aber keine einzige war an ihn gerichtet. Ruben fühlte sich einsam. Er hatte niemanden, mit dem er sich unterhalten konnte. Er hatte oft das Gefühl, dass alle ihn anstarren, auslachen und verachten würden. Er hatte das Gefühl, dass keiner etwas mit ihm zu tun haben wollte. Wieso sonst würde John all das immer und immer wieder tun?
Ruben schlüpfte schnell durch die Tür, die in die Jungs Toiletten führte. Er wusste, dass sein Peiniger morgens nicht hier herumhang. Das gelbe Licht ermüdete Ruben. Er hatte ein ungutes Gefühl, welches nicht durch den beißenden Gestank von Urin hervorgerufen wurde. Ruben betrachtete sich im Spiegel. Er warf sich selbst ein aufmunterndes Lächeln zu. Bis hierher hast du es schon ohne Beleidigung geschafft. Ruben wollte gerade die Türklinge hinunterdrücken, welche zu den Pissoirs führte, als er ein allzu bekanntes Lachen hörte. Bevor er hätte reagieren konnte wurde der schmale Junge am Griff seines Rucksacks gepackt und stark zurückgezogen. Für einen Moment schien Ruben keine Luft zu bekommen, doch das verursachte vermutlich nur die aufkommende Panik. Ruben hoffte nicht darauf, dass noch jemand anwesend sein würde, der ihm vielleicht helfen könnte. Er wusste, dass es sowieso keinen Sinn hatte. Selbst, wenn jemand da wäre, würde er ihm nicht helfen.
„Guten Morgen, Kempilein!", rief John mit einer zuckersüßen Stimme und grinste Ruben höhnisch an. Ruben versuchte sich nichts von der Angst, die er in diesem Moment verspürte, anmerken zu lassen. Er beobachtete Johns Anhängsel aus dem Augenwinkel heraus dabei, wie sie seine Tasche inspizierten.
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UPSIDE DOWN :(:
Teen FictionWird überarbeitet ~ And suddenly life flips you upside down, and you find out that this is the right way ~ Linus ist dabei, die zwölfte Klasse zum zweiten Mal zu versauen und somit sein Abitur zu verspielen. Dass seine besten Freunde den Abschluss...