Mittwoch, 14. August
Linus wippte auf und ab, bevor er anklopfte. Gepolter, gefolgt von einem „Erwartest du jemanden?", waren zu hören, bevor die Tür sich schließlich öffnete. Der Braunhaarige setzte schnell ein Lächeln auf, bevor er in überraschte Gesichter schaute. Was dann folgte war Freudengeschrei, Lachen und eine feste Gruppenumarmung.
„Wo hast du denn deinen Freund gelassen?", fragte Timo grinsend und blickte scherzhaft hinter Linus in den langen Gang.
„Mein Opa ist gestorben", erzählte der Angesprochene resigniert, ohne auf die Aussage des Anderen einzugehen.
Sofort entwich die freudvolle Miene aus den Gesichtern seiner Freunde und wurde ersetzt durch eine ernste. Leo deutete seinem Freund, sich auf das kleine Bett zu setzen, als er eingetreten war.
„Wie geht es dir jetzt?"
Linus zuckte mit den Schultern und senkte den Blick, während er mit seinen Händen spielte. Leo setzte sich neben seinen besten Freund und legte einen Arm um dessen Schulter. Vorsichtig versuchte er, Blickkontakt aufzubauen. Er stubste den Jüngeren an, welcher endlich den Kopf hob.
„Rede bitte mit uns", flehte Leo leise. Linus' Blick wanderte durch den Raum. Er sah auf dem Bildschirm des Laptops, der auf dem Schreibtisch stand, ein geöffnetes Word Dokument.
„Ich halte dich vom Arbeiten ab", murmelte Linus leise. Leo folgte dem Blick seines Freundes, stand auf und klappte den tragbaren Computer zu, bevor er sich wieder hinsetzte. Natürlich wussten Leo und Timo bescheid – über alles, was damals passiert war.
„Das ist jetzt unwichtig. Rede mit uns", forderte er abermals, aber diesmal mit mehr Nachdruck. Erneut zuckte Linus mit den Schultern. Laut stieß er die Luft aus.
„Ich kann so nicht weitermachen, Leute", begann er leise, dann sprach er mit fester Stimme weiter. Er räusperte sich.
„Es ist alles okay, es geht mir gut. Ich bin nur hergekommen, weil ich euch vermisst habe", log Linus geschickt.
„Bist du dir sicher?"
Nun lächelte Linus ehrlich, er dachte an den morgigen Tag. Sein Lächeln wuchs abermals.
„Ja." Nun sprang er auf, er konnte seine Freude kaum verbergen. „Also, habt ihr Lust irgendwas zu kochen? Geht das hier überhaupt?"
Leo und Timo blickten einander skeptisch an, bevor sie ebenfalls aufstanden.
„Theoretisch schon, aber... Was willst du denn kochen?"
„Wie wärs mit Schnitzel? Ich liebe dieses Zeug! Und ich will mich unbedingt vollfressen, bevor-" Er verstummte und hüpfte glücklich im Kreis.
„Linus ... erstens; wir können hier keine Schnitzel machen, das ist ein Wohnheim. Zweitens; Warum bist du plötzlich so gut drauf? Und drittens; Bevor was?", fragte Timo nun.
„Ich habe einen Job gefunden und ich werde bald weg sein deshalb. Und ich will mich jetzt einfach nur mit meinen besten Freunden auf der ganzen Welt vollfressen, bis ich platze", log Linus weiter.
„Hast du wieder etwas genommen?", wollte Leo unvermittelt wissen.
„Was? Nein! Ich schwöre! Hoch und heilig! Kleiner-Finger-Schwur", versprach Linus. Den Gedanken an Ruben, der bei seinen Worten aufkam, verdrängte er sofort wieder.
Seufzend harkte Leo seinen kleinen Finger bei Linus' ein.
„Was ist es denn für ein Job? Und wieso bist du dann weg?"
„Das erzähle ich euch ein andermal. Kommt jetzt!" Linus ergriff die Hände beider seiner Freunde und zog sie mit sich zur Tür.
„Wohin denn? Warte, ich brauche meine Schlüssel!", lachte Timo und entzog seinem Kumpel die Hand. Schnell schnappte er sich seine Schlüssel.
„Wir gehen irgendwo essen, ich hoffe ihr habt Hunger!", rief Linus enthusiastisch.
„Dann muss ich aber Geld mitneh-"
„Ich zahle", versicherte Linus schnell. Die Jungs liefen den Gang entlang, die Treppen hinunter und aus dem Studentenwohnheim, bevor sie sich einen schönen Nachmittag machten.
„Wie läufts mit deinem Führerschein?", fragte Timo neckend, als sie sich den dritten Nachschlag eines All-you-can-eat-Buffets holten. Genervt verdrehte Linus die Augen.
„Du weißt, dass ich Panik vorm Autofahren habe", nuschelte er undeutlich.
„Du kannst dich nicht ewig davor drücken!", lachte Leo amüsiert.
Doch, das kann ich, ging es Linus durch den Kopf.
Nur noch einunddreißig Stunden, dachte der Braunhaarige erfreut. Sein Herzschlag verschnellerte sich abermals bei dem Gedanken an morgen. Instinktiv griff der Achtzehnjährige in seine Hosentasche und tastete nach dem Blatt Papier, das sich darin befand.
„Bist du schwanger oder so?", ärgerte Timo ihn, als sie auf dem Weg zurück zu ihrem Tisch waren. „Du hast Stimmungsschwankungen, bist zwischenzeitlich total abwesend und total verfressen", grinste der dünne Junge neben ihm belustigt. Leo stimmte seinem Freund lachend zu. Sie aßen weiter, nachdem Linus seine Freunde gegen die Schulter geboxt hatte.
Als die Jungs zurück in das dunkle Wohnheimzimmer traten, wurde Leo abermals ernst.
„Du willst aber nicht deinen Vater ermorden, oder?", fragte er halb ernst und halb scherzhaft. „Ich würde dich nämlich decken", zwinkerte er dann.
„Ich auch!", stimmte Timo todernst zu.
„Nein." Belustigt blickte Linus zwischen seinen Freunden hin und her und dachte sich für einen Moment, was er doch für einen Glücklsgriff mit seinen Freunden gemacht hatte – damals, als alles noch in Ordnung schien.
„Aber wenn ich das vorhabe, lasse ich es euch wissen", zwinkerte er. Noch achtundzwanzig Stunden, dachte Linus aufgeregt.
„Willst du hier schlafen, Lutzi?", frage Timo entspannt. „Ich teile sogar mein Bett mit dir", grinste der Ältere anzüglich und wackelte mit den Augenbrauen. Grinsend verdrehte der Angesprochene die Augen.
„Natürlich schlafe ich hier, es ist schon mega spät." Mit diesen Worten zog er seinem Freund die Decke weg und machte es sich auf dessen Bett bequem.
„Acht Uhr Abends", kommentierte Timo belustigt. Auch Leo machte es sich auf seinem Bett gemütlich.
„Wir müssen morgen aber um halb acht abhauen", erinnerte Leo dann. Timo stöhnte genervt.
„Schon wieder so früh? Wieso können die Vorlesungen nicht auch so spät anfangen wie bei Tessa?" Sofort wurde Linus hellhörig.
„Wer ist Tessa?", harkte er grinsend nach.
Sofort legte sich ein roter Schimmer über Timos Wangen, was nur vertstärkt wurde, als Leo warm lächelte.
„Frag lieber mal Leo nach seiner neuen Freundin!", lenkte der Dunkelhaarige hastig ab. Linus' Kopf schnellte zu seinem anderen Freund, welcher noch nie viel über Mädchen gesprochen hatte.
„Wir sind gar nicht zusammen!", stellte dieser nun verlegen klar. „Zumindest noch nicht", fügte er dann kaum verständlich hinzu. Ein verliebtes Lächeln zierte seine Lippen.
„Sie heißt Lea", erzählte Leo dann von sich aus. „Letzte Woche hatten wir ein Date- Also, ich glaube, dass es ein Date war", fuhr er fort. Und dann erzählte er alles über Lea: Woher sie sich kannten, wie nahe sie sich standen – Spoiler: Bald-in-einer-Beziehung-Nahe - woher sie kam und wie sie aussah. Danach war Timo dran, welcher alles über Tessa erzählte. Der Abend verging schnell – zu schnell – und obwohl die Studierenden früh aus den Federn mussten, redeten sie bis tief in die Nacht. Kurz bevor Linus einschlief, rechnete er mal wieder. Noch zweiundzwanzig Stunden.
:(:
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UPSIDE DOWN :(:
Teen FictionWird überarbeitet ~ And suddenly life flips you upside down, and you find out that this is the right way ~ Linus ist dabei, die zwölfte Klasse zum zweiten Mal zu versauen und somit sein Abitur zu verspielen. Dass seine besten Freunde den Abschluss...