Donnerstag, 3. Mai
Für Linus war alles wieder zur Normalität zurückgekehrt. Eine Woche war vergangen, am Samstag hatte er sich mit Chanelle getroffen. Sie hatte sich für den überstürzten Kuss entschuldigt und sie hatten sich ein wenig kennengelernt, während Linus ihr seine Lieblingsorte gezeigt hatte. Er hatte sie durch den Park, in den kleinen Wald und zum Heuboden der alten Scheune auf einem alten, verlassenen Hof geführt und sie hatte ihm ihre Lieblingseisdiele, den Friedhof und einen Bach bei einer Pferdekoppel gezeigt. Chanelle war ein interessantes Mädchen. Sie war keineswegs langweilig und ihre Schüchternheit fand er unglaublich attraktiv. Die zwei Teenager hatten viel geredet, über alles Mögliche. Über Musik – sie hatten einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack, über Tiere – sie hatte eine Katze und wünschte sich schon seit dem fünften Geburtstag ein Pferd, doch ihre Eltern konnten sich keins leisten – und sie hatten über Themen geredet, die Linus nicht einmal in den Sinn kamen, wenn er mit jemand anderem sprach. Lieblingsfarben, -monate, -orte, -essen, ja sogar nach seinen Lieblingsgerüchen fragte sie! Chanelle stellte Fragen, bei denen er nachdenken musste und ein „Ich weiß nicht" ließ sie nie gelten. Er mochte sie.
Linus war froh, dass der Unterricht endlich ein Ende hatte, obwohl Sport sein Lieblingsfach war. Lässig schlenderte er zurück in die Umkleide und dachte über das gewonnene Völkerspiel Match nach. Als er sich das Tanktop über den Kopf gezogen hatte fiel ihm erstmals auf, dass sein Taschenrechner neben seiner Tasche auf der Bank lag. Er dachte an den Jungen, dem er ihn letzte Woche geliehen hatte und stellte fest, dass dieser heute nicht einmal beim Sportunterricht erschienen war.
„Hey, hat den einer von euch da hin?", fragte Linus und drehte sich mit dem Taschenrechner in der Hand zu den anderen. Seine Mitschüler schüttelten den Kopf.
„War Ruben heute in der Schule?", wollte er dann wissen.
„Soweit ich weiß nicht", entgegnete Marcel, ein Junge aus Linus' Klasse, während dieser sich sein Shirt über den Kopf zog.
Linus beäugte seinen Taschenrechner ausgiebig. Er fühlte sich schlecht, weil er das Gerät auf Schäden untersuchte. Als er den Taschenrechner öffnete flog ein kleiner Zettel hinaus, wirbelte durch die halbe Umkleide und landete schließlich vor Dorians Füßen. Dieser hob den Zettel auf und hielt ihn Linus hin, ohne auch nur einen Funken Neugier zu zeigen. Er schaute den Zettel nicht an, nickte Linus nur kurz zu, als dieser sich bedankte.
Linus las den Zettel, die krackelige Schrift brachte ihn zum Grinsen.
Tut mir leid, dass ich ihn dir erst jetzt bringe! :( -Ru
Der Rest des Namens war weggerissen worden. Glücklich darüber, dass sein Taschenrechner wieder bei ihm war, verließ der Achtzehnjährige das Schulgebäude. Es war heiß, aber Linus war gut gelaunt. Vielleicht wegen dem schönen Wetter oder vielleicht, weil der Sportunterricht niemals versagte seine Stimmung aufzuhellen.
Johns Worte hallten ununterbrochen in Rubens Kopf wider.
Wehe, ich sehe dich morgen in der Schule.
Ruben hatte daraufhin gestern so eine Panik bekommen, dass er direkt nach der Drohung die Schule verlassen hatte. Er hatte nicht mehr tun können, als stumm zu nicken. John hatte daraufhin Rubens kompletten Arm umgedreht, bis Ruben ein deutliches Ja herausgebrachte hatte. Und nun saß er da, direkt auf den Treppen vor der Schule, von allen sichtbar, am Donnerstagnachmittag. Sein Herz raste, doch verstecken konnte er sich nicht. Seine Mutter durfte nicht herausfinden was mit Rubens Arm passiert war. Seine Mutter sprach gerade mit Rubens Klassenlehrer, zumindest hatte sie das behauptet. Der Siebzehnjährige wartete seit zwanzig Minuten auf sie und die Panik, die in ihm aufstieg, erdrückte ihn mehr und mehr. Fünf Minuten nachdem es geklingelt hatte, hielt er es kaum noch aus. Immer wieder hörte er, wie hinter ihm die Tür schwungvoll aufgestoßen wurde. Immer wieder zuckte er zusammen. Schließlich sah er die ersten Jungs aus seiner eigenen und der Parallelklasse aus dem Schulgebäude stürmen. Sie redeten wild über Pläne für das kommende Wochenende, über Hausaufgaben oder Mädchen. Ruben drückte sich noch mehr an die Seite der Treppe und wenn es eine Möglichkeit gäbe sich hier irgendwo zu verstecken, wo es nicht ganz so offensichtlich war, dass er sich versteckte, dann würde er das tun. Als er an der Schulter angetippt wurde bekam er einen solchen Schrecken, dass er leise fluchte, was den Jungen vor ihm zum Lachen brachte.
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UPSIDE DOWN :(:
Teen FictionWird überarbeitet ~ And suddenly life flips you upside down, and you find out that this is the right way ~ Linus ist dabei, die zwölfte Klasse zum zweiten Mal zu versauen und somit sein Abitur zu verspielen. Dass seine besten Freunde den Abschluss...