Dienstag, 21. Mai
Es wird ihnen egal sein, es wird ihnen egal sein, es wird ihnen egal sein... Ruben versuchte sich selbst zu beruhigen, während er das Schulgelände betrat. Er lief über den Parkplatz, nachdem er sein Fahrrad abgesperrt hatte. Seine Mutter hatte er dazu überreden können erst einmal nichts zu tun.
Er schleppte sich die wenigen Stufen hinauf und öffnete die schwere Tür. Er lief durch die kleine Aula und lief an seinem Spint vorbei. Heute wollte er sich nirgendwo lange aufhalten. Er bekam einige Blicke, doch er versuchte sie zu ignorieren. Ein paar lachten und er hörte sie reden, doch er hörte nicht zu. Die meisten starrten ihn nur emotionslos an und fragten sich vermutlich irgendwelche dämlichen Sachen. Solange sie Ruben diese Fragen nicht persönlich stellten war es ihm egal. Zumindest redete er sich das ein. Der Gang war voll, denn in zwei Minuten begann der Unterricht. Ruben wurde klar, dass niemand wusste, dass er nur verarscht worden war. Sie dachten vermutlich nur, dass irgendjemand das Video von ihm und Marcel weitergeschickt hatte. Ein Mädchen aus einer anderen Klasse lächelte ihm zu, als sie sich begeneten.
Verwirrt drehte Ruben sich um und schaute ihr hinterher. Er kannte nicht einmal ihren Namen. Kurz bevor er in seinen Klassenraum trat sah er Marcel, welcher ihn anstarrte.
Wut stieg in Ruben auf. Er wollte zu ihm gehen, ihm eine reinhauen und ihn anschreien, doch er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und da niemand Marcel anstarrte konnte er davon ausgehen, dass der in dem Video nicht zu sehen war. Wenn also rauskommen würde, dass es von Marcel war, dann würde es doppelt so lange dauern, bis es vergessen war.
Außerdem wurde Ruben einige Sekunden später traurig. Er wendete den Blick ab und betrat den Klassenraum. Die meisten interessierten sich nicht für ihn und führten ihre Gespräche einfach weiter, aber einige starrten ihn nun an. Als er sich setzte wurde er beachtet, nicht so wie sonst. Sie starrten nicht nur, nein, sie standen auf und kamen auf ihn zu. Vor Rubens Tisch standen nun also vier Mädchen und drei Jungen aus seiner Klasse und ein Mädchen aus seiner Parallelklasse, dessen Namen er nicht kannte.
Sie fragten ihn nicht, ob er schwul sei. Sie fragten nicht, wer der andere Junge im Video war. Sie lachten nicht, beleidigten ihn nicht.
„Wie geht's dir?", fragten sie stattdessen. Verwirrt und nervös antwortete Ruben. Er war überfordert.
„Wieso?"
„Wegen ... dem Video", murmelte ein Mädchen, Paula.
„Wir wollten dir nur sagen, dass es uns und auch den anderen egal ist, okay? Wir finden, dass es eine richtige Arschaktion von wem-auch-immer war", sagte Levi.
Schüchtern lächelte Ruben.
„D- Danke", stotterte er nervös. Die anderen lächelten zurück, etwas ratlos, dann verließen sie ihn auch schon wieder. Ruben war erleichtert, dass die anderen keine allzu große Sache daraus machten.
Der Unterricht begann nun offiziell, aber der Lehrer kam wie immer fünf Minuten zu spät. Ruben versuchte sich zu konzentrieren, doch er konnte nicht. Außerdem schwitzte er, weshalb er an seinem Hoodie herumzupfte.
Als es zur Pause klingelte lief er etwas beruhigter zu seinem Spint und überlegte sich Antworten, die er auf dumme Fragen geben könnte. Einige Jungs hörte er Sprüche sagen, andere fragten ihn direkt nach dem Video. Er gab keinem eine Antwort, schenkte ihnen nicht einmal Beachtung. Heute fühlte er sich nicht danach, sich zu verstecken. Er hatte nie daran gedacht, aber wenn er die Pause in der vollen Aula verbringen würde, könnte John ihm eigentlich nichts anhaben. Hoffte Ruben zumindest. Außerdem hatte er es satt, sich zu verstecken. Trotzdem blendete er alles aus, zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und hörte durch Kopfhörer Musik.
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UPSIDE DOWN :(:
Teen FictionWird überarbeitet ~ And suddenly life flips you upside down, and you find out that this is the right way ~ Linus ist dabei, die zwölfte Klasse zum zweiten Mal zu versauen und somit sein Abitur zu verspielen. Dass seine besten Freunde den Abschluss...