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„Also", sagte Ruben und drehte seinen Kopf zu Linus. „Worüber wolltest du reden?"

Sie saßen auf dem Berg, auf dem Linus so oft war. Es war das erste Mal, dass er jemanden hierher brachte. Die Ruhe hier oben wurde von Haunted von Zimm durchbrochen. Linus brauchte lange, um zu antworten. Er sammelte all seinen Mut zusammen und versuchte verzweifelt sich passende Wörter und Phrasen zurecht zu legen, denn das hatte er im Vorfeld nicht bedacht. Es läuft ja sowieso nie, wie man es sich vorstellt, sagte er sich selbst. Er atmete tief durch und starrte auf das Thal hinab.

„Ich ... weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich es sagen soll. Ich will so viel sagen, aber mir fällt nichts ein."

Ruben lächelte ihm aufmunternd zu.

„Wie wärs, wenn du am Anfang anfängst?"

Linus konnte sich nicht zu einem Lächeln durchringen. Er versuchte es, aber es sah lediglich aus wie eine gequälte Grimasse.

„Ich glaube, wenn ich sage, dass es mir nicht gut geht, dann beschreibt es das am Besten", begann er. Ruben drehte sich zu Linus, weshalb dieser sich kaum merklich wegdrehte.

„Ich fühle mich immer so ... ich weiß auch nicht. Man, das ist so schwer!"

„Lass dir Zeit", sagte Ruben. „Es kostet Mut, sich verletzbar zu machen." Linus nickte dankbar. Der Jüngere legte seine rechte Hand auf das linke Handgelenk. Es wurde still zwischen den Jungs. Eine Minute. Zwei. Drei, vier, fünf.

Ruben atmete tief durch, der Griff um sein Handgelenk verstärkte sich abermals. Dann ließ er los.

„Ich muss dir auch was sagen", flüsterte der Grünäugige und blickte Linus in die Augen. Dieser drehte sich zu ihm.

„Mir geht's manchmal genauso", hauchte er kaum hörbar. Abermals senkte Ruben den Blick, blinzelte die Tränen weg und krempelte langsam seinen linken Ärmel nach oben. Dort war diesmal kein Verband zu sehen. Kein weißer, sauberer Verband, dafür aber Narben. Unendlich viele Narben. Es war unmöglich sie alle zu zählen. Doch es waren nicht nur Narben, sondern auch einige Schnitte, die älter und jünger waren. Geschockt starrte der Ältere den Arm an, bevor er Ruben in die Augen blickte. Beschämt drehte Ruben seinen Kopf weg, als Linus nur ein leises „Oh mein Gott" herausbrachte. Der Ältere schlang seine Arme schnell um Ruben und drückte ihn fest an sich. Er wollte ihn nie wieder loslassen.

„Mach das nie wieder, verstanden? Sich selbst weh tun ist keine Lösung."

Ruben lachte daraufhin leise. Verwirrt löste Linus sich von seinem Freund. Der Jüngere griff nach Linus' Hand und blickte auf dessen geröteten Fingerknöchel.

„Du machst es doch auch."

Linus lächelte traurig und verschränkte zögerlich seine Finger mit Rubens.

„Seit wann machst du das?"

Ruben zuckte mit den Schultern.

„Ein paar Monate vielleicht. Aber ich habe aufgehört."

Linus zog Rubens Arm zu sich und strich vorsichtig über die Narben.

„Tut das weh?"

„Wenn du es anfasst? Nein."

Linus lachte traurig. „Dass es weh tut, wenn du es machst, ist mir klar."

Ruben beobachtete Linus dabei, wie er Rubens Arm inspizierte. Linus wollte Rubens Narben küssen. Er wollte die Lippen des anderen auf seinen spüren. Er wollte Rubens Körper so nah wie möglich an seinem eigenen spüren. Und nie mehr loslassen. Der Gedanke, über sich selbst reden zu wollen, erschien Linus inzwischen egoistisch. Er hatte Ruben nie gefragt, wie es ihm ging. Doch der Grünäugige sah immer so glücklich und lebensfroh aus.

UPSIDE DOWN :(:Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt