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Mittwoch, 23. Juni

Linus drückte Chanelle seine Lippen auf. Ihr strahlendes Lächeln müsste ihm eigentlich ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen zaubern, doch es zog ihn noch mehr hinunter.

„Freust du dich schon auf Samstag?"

„Mh?"

Chanelle verdrehte die Augen, als sie sich dicht neben Linus auf die Bank setzte. Sie lächelte trotzdem ehrlich, obwohl ihr Freund etwas so wichtiges vergessen hatte.

„Am Freitag feiere ich doch in meinen Achtzehnten rein", erinnerte sie ihren Freund.

Linus schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. An seinen Fingerknöcheln konnte man noch immer die Spuren seines Wutanfalls erkennen.

„Stimmt! Tut mir leid, es ist momentan alles so stressig", sagte er.

Chanelle nickte verständnisvoll und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab.

„Aber jetzt hast du es ja bald geschafft, nur noch ein paar Wochen Schule."

Er nickte kaum merklich und blieb stumm. Linus ließ seinen Blick schweifen, um auf andere Gedanken zu kommen und entdeckte eine Katze. Er stand auf und lief langsam auf sie zu. Er kniete sich hin und rief sie. Die Katze war dünn, hatte struppiges Fell und entzündete Augen. Linus dachte, sie sei verschreckt und würde sofort flüchten, doch das Gegenteil passierte: Das junge Tier kam sofort mauzend auf ihn zu. Wissend, dass sie ihr Leben in die Hände eines Fremden legte. Wissend, dass Linus sie entweder töten oder retten würde. Die Katze streifte Linus' Beine und er streichelte sie sofort. Sie schnurrte und rieb ihren Kopf suchend nach Zuneigung und Nähe an Linus' Knie.

„Linus, fass' die nicht so an, vielleicht ist sie krank", warnte Chanelle besorgt und hielt etwas Abstand.

„Du hast Hunger, oder Kleine?", fragte Linus die Katze fürsorglich. Er schaute sich um, doch es gab keine Anzeichen, dass die Katze ein Heim hatte. Er nahm die das zerbrechliche Ding vorsichtig auf den Arm und stand auf.

Die Katze schmuste sich noch immer laut schnurrend an ihn, was Linus' Herz erwärmte. Gleichzeitig verursachte es auch Schmerz, denn er konnte sich nur ausmalen, wie lange diese Katze schon nicht mehr gestreichelt worden war.

„Alles wird gut, Miezi. Ich lass' dich nicht alleine."

Er lief los. Überfordert schloss Chanelle zu ihm auf.

„Was willst du jetzt mit ihr machen?", harkte das Mädchen nach.

„Erst mal holen wir ihr was zu Essen." Sie liefen zum Supermarkt – zweieinhalb Kilometer. Chanelle beschwerte sich nicht. Sie lief stumm neben ihrem tierlieben Freund her und warf ihm ab und zu besorgte Blicke zu, wenn die Katze seine Hand abschleckte oder hustete.

Als sie bei dem Supermarkt ankamen hielt er Chanelle die Katze hin, doch sie wich angewidert zurück.

Linus verdrehte die Augen, aber er verstand die Sorgen seiner Freundin, also drückte er das Tier wieder sanft an seinen eigenen Körper.

„In meiner Hosentasche ist meine Geldbörse. Kauf bitte Katzenfutter."

Linus fühlte sich unwohl, als Chanelle in seine Hosentasche griff und er merkte, dass auch dem Mädchen die Situation unangenehm war, doch das war ihm in diesem Moment nicht wichtig. Er würde alles dafür tun, dieser Katze zu helfen. Nach zehn Minuten kam Chanelle wieder. Linus saß auf dem Boden und streichelte die Katze in seinem Schoß. Er holte sein Handy raus, welches er schon seit Sonntag nicht mehr angerührt hatte. Chanelle hatte er nur getroffen, weil sie besorgt und voller Sehnsucht vor seinem Haus aufgetaucht war. Er rief seine Mutter an und erklärte ihr alles, weshalb sie schon einige Minuten später da war und die drei mit dem Auto abholte. Während sie heim fuhren und Linus die Katze aus der Hand fütterte, starrte er auf sein Handy in der anderen Hand.

UPSIDE DOWN :(:Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt