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Donnerstag, 16. Mai

Ruben hatte den gestrigen Tag mit Marcel verbracht, während Linus bei Chanelle gewesen war. Heute hatte Linus sich schon früh von Chanelle verabschiedet. Sein Herz raste noch immer, wenn er an gestern Abend zurückdachte zurückdachte.

„Auf was hast du Lust?", fragte die Rothaarige und griff nach Linus' Hand, während sie sich zu ihm drehte. Während dem Reden starrte sie nur auf Linus' Lippen. Der Ältere zuckte nervös mit den Schultern, als Chanelle ihm näher kam.

„Ich wüsste etwas", hauchte sie kaum hörbar gegen seine Lippen und drückte ihre Lippen auf seine. Sie hatten sich schon oft geküsst, doch diesmal war es anders. Er wusste, was sie wollte. Und das machte ihn nervös. Trotzdem erwiderte er den Kuss und legte seine Hände an ihre Hüften. Nach einer Weile, in denen der Kuss immer fordernder wurde, setzte sich Chanelle schließlich auf Linus' Schoß, ohne sich von ihm zu lösen. Er öffnete die Augen, während sie ihre geschlossen hielt. Der junge Erwachsene blickte an ihr vorbei an die Wand gegenüber und starrte das Bild eines Sonnenuntergangs am Meer an. Er löste sich.

„Das Bild ist schön. Hast du das gemacht?"

Verwirrt blickte Chanelle ihn an, dann folgte sie seinem Blick und drehte sich wieder zu ihm.

„Ja, das war auf der Abschlussfahrt", murmelte sie abgelenkt und küsste ihn wieder. Sie machten weitere Minuten rum, bis Chanelle ihre Hand unter sein Shirt schob. Sie bemerkte, dass er nervös war und löste sich kurz von ihm.

„Ist das okay für dich?", fragte sie. Linus nickte überfordert.

„Meine Eltern sind nicht da", grinste sie dann und vereinte ihre Lippen wieder. Sie fuhr mit ihren zierlichen Händen immer wieder ein Stückchen weiter hinunter, bis sie mit dem Gummiband seiner Boxer spielte und daran zupfte.

„Immer noch okay für dich?"

Linus nickte leicht, dann fuhr er zögerlich Chanelles Taille hoch und runter, was sie zum Grinsen brachte. Die Rothaarige machte einige Sekunden später den ersten Knopf von Linus' Jeans auf, dann folgte der zweite und schlussendlich der Reißverschluss. Linus' Gedanken schweiften immer wieder ab. Er kam erst zurück in die Realität, als Chanelle seine Hose ein Stückchen hinunter zog und ihre Hand langsam in seine Hose schob. Sie küsste seinen Hals, er legte seinen Kopf in den Nacken.

„Chanelle", hauchte er leise, griff dann sanft nach ihrem Handgelenk. Er versuchte sich zu beruhigen und blinzelte die Tränen weg, bevor sie es sehen konnte.

„Ich glaube, ich bin noch nicht so weit."

Sofort nickte Chanelle und setzte sich auf. Sie wollte seine Hose zu machen, doch er schob ihre Hände aufgeregt weg und machte sie selbst zu. Sie stieg von ihm hinunter und setzte sich neben ihn ins Bett. Sie starrte auf ihre Hände, als er sich aufsetzte.

„Tut mir leid, Linus, ich-"

„Entschuldige dich nicht immer", murmelte Linus und drückte ihr seine Lippen auf. „Du hast nichts falsch gemacht."

Sie nickte und atmete leise ein und aus.

„Sollen wir einen Film schauen?", fragte er. Sie bejahte und suchte einen Film raus. Noch während den ersten zehn Minuten des Filmes tat er so, als wäre er eingeschlafen.

Nun saß er alleine auf der Bank am Berg und sah den Vögeln beim Fliegen zu. Einige Meter vor ihm ging es steil hinunter. Wenn er da hinunter fallen würde, würde er es nicht überleben.

Linus dachte über seine Vergangenheit nach. Dann dachte er an seine Zukunft und wünschte sich, dass er aufhören könnte zu denken. Seine Zukunft machte ihm Angst, weil er wusste, dass er keine hatte. Er wusste nicht, was er tun sollte. Seine Freunde freuten sich schon so sehr darauf ihn nächstes Jahr als Mitbewohner in ihrer WG zu haben und jeden Tag mit ihm zusammen zur Uni zu fahren. Das hatten sie schon vor Jahren ausgemacht. Und er hatte es verbockt. Doch das war nicht das Schlimme. Das, was ihn stresste war, dass er es nun ein zweites Mal verbockt hatte. Er würde nie mit seinen besten Freunden zusammen studieren. Keine gemeinsame WG. Keine gemeinsamen Fahrten zur Uni. Keine gemeinsamen Partys nach den Prüfungen. Er hatte keine Ahnung, wie er seinen besten Freunden erklären sollte, dass er kein Abi bekommen würde. Sie hatten schon geplant zur Abi Feier zu kommen und Chanelle wollte auch kommen. Er konnte es niemandem sagen. Jeder würde so enttäuscht sein. Nicht einmal seiner Familie konnte er es beichten. Gerade, als er auf der Bank tiefer rutsche und tief seufzte vibrierte sein Handy. Er zog es aus der Hosentasche und starrte auf den Namen der Person, die ihn anrief. Er ging nicht ran. Das Vibrieren hörte erst nach fast einer Minute auf. Kurz darauf bekam er eine Nachricht. Er seufzte noch einmal, bevor er auf das Anruf Symbol klickte und zurückrief.

UPSIDE DOWN :(:Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt