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Donnerstag, 27. April [03:53 Uhr]

Der Bass dröhnte in Linus' Ohren, während er den letzten Rest seines Bacardi Cola in einem Zug austrank. Er wollte seinen Vater vergessen. Er wollte die Schule vergessen. Er wollte an nichts mehr denken. Also trank er noch mehr, bis ihm alles egal war. Seine Freunde Timo und Leo hatten ihn dazu überredet, hierher zu kommen. Mindestens einmal im Monat verbrachten sie die halbe Nacht hier. Während Linus sich durch die Menge quetschte, welche aus aus tanzenden Menschen bestand, fragte er sich, wo seine Freunde waren. Ohne von irgendjemandem geschubst zu werden erreichte der Achtzehnjährige schlussendlich die Tanzfläche. Linus begann sich zur Musik zu bewegen und schloss die Augen, denn aufgrund der flackernden Lichter wurde ihm schwindelig. Als er realisierte, dass dieses Gefühl nicht von den Lichtern, sondern von seinem immensen Alkoholkonsum hervorgerufen wurde, öffnete er seine Lider wieder. Linus ließ seinen Blick durch die Menge schweifen. Ihm fielen die vielen unterschiedlichen Menschen auf. Er wusste nicht, ob das rothaarige Mädchen ihn oder er sie angetanzt hatte. Er wusste nur, dass sie gerade miteinander tanzten und dass das Mädchen ein schönes Lächeln hatte.

„Wie heißt du?", fragte er nach einer Weile.

„Chanelle", antwortete sie und schlang ihre Arme um seine Schultern. Ihr Kinn legte sie auf Linus' Schulter ab. Chanelle war offensichtlich ebenfalls nicht mehr nüchtern.

Linus gab Auskunft über seinen Namen und bemerkte, wie gut ihre Haare rochen. Den Geruch konnte er nicht beschreiben, jedoch erinnerte es ihn an eine kühle Sommernacht mit Freunden. Er fuhr ihr mit den Fingern durch die langen Haare und drückte sie etwas näher an sich. Die rötlichen Strähnen waren unglaublich weich.

„Du bist verdammt hübsch", gab er zögerlich zu. Chanelle löste sich von Linus' Schulter und lächelte nun nicht mehr. Stattdessen zierte ein breites Grinsen ihre Lippen, als sie mit den Lippen ein „Danke" formte, welches man aufgrund der lauten Musik und der nun fehlenden Nähe nicht mehr verstehen konnte. Dann fiel ihr Blick auf seine Lippen. Sie griff nach seiner Hand, Linus verschränkte ihre Finger miteinander. Chanelle lächelte ihn schüchtern an, als plötzlich ein langsamer Song begann zu spielen. Linus zog das Mädchen mit den langen, glatten Haaren zurück zu sich, denn das war das, was in jedem Liebesfilm passierte. Chanelle löste daraufhin ihre Hand von Linus' und schlang ihre Arme erneut um seine Schultern. So hingen sie den ganzen Song lang aneinander. Linus war überrascht, dass diese Bar langsame Songs spielte. Es war zwar kein Liebeslied, aber es war einer von Linus' Lieblingsmusikern. Lil Peeps Stimme drang in seine Ohren, während die zwei jungen Erwachsenen sich noch immer zu Teen Romance bewegten. Linus dachte über einige Dinge nach und genoss die Zeit. Er wurde erst nervös, als das Lied vorbei war. Er griff wieder nach Chanelles Hand und zog sie sanft mit sich Richtung Bar. Closer von The Chainsmokers drang nun durch die vielen Boxen in seine Ohren und erweckte in Linus den Drang, laut mitzusingen.

„Möchtest du etwas trinken?", fragte Linus direkt in ihr Ohr, damit sie es überhaupt verstehen konnte. Im Hintergrund konnte er seine Freunde sehen, welche ihn zu seinem Glück gerade nicht ansahen. Chanelle schüttelte den Kopf, dann schloss sie kurz ihre Augen, atmete tief durch und lächelte kaum merklich, als sie die Wörter des Refrains mit ihren Lippen formte. Linus sah, wie ihre Hand sich leicht zur Musik bewegte und er musste lächeln.

„Ich muss jetzt leider nach Hause", erklärte sie dann traurig, nachdem sie auf ihr Handy geblickt hatte. Dann hielt sie Linus das Telefon hin, um ihm zu beweisen, dass ihre Mutter geschrieben hatte, sie sei bereits auf dem Parkplatz und wartete.

„Oh ... Na dann", murmelte Linus und wich ihrem Blick aus. Er wusste nicht, wie er sich verabschieden sollte, also trat er einfach einen Schritt auf sie zu und umarmte das Mädchen. Chanelle lächelte ihn traurig an, dann winkte sie ihm während dem Weggehen zu. Linus seufzte und drehte sich zum Barkeeper, als Chanelle außer Sichtweite war. Erneut bestellte er sich Wodka. Er trank den Shot in einem Zug und bestellte sich gleich noch einen. Und noch einen. Und noch einen. Und- Linus wurde an der Schulter angetippt.

UPSIDE DOWN :(:Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt