Vapydro-Kapitel: Eine Kraftprobe

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Mari beschloss, dass es nichts brachte, Trübsal zu blasen und sich selbst fertig zu machen. Wenn sie es wirklich zu etwas schaffen wollte, kam sie nicht drum herum, Jacky um Hilfe zu beten. Sie bereitete sich schon darauf vor, dass ihre Freundin sie dafür schelten würde, so dumm gehandelt zu haben. Da musste sie wohl jetzt durch. Sie raffte sich wieder auf und lief nach draußen. Sie war überrascht, Jacky nicht im Wald , sondern in der Stadt in der Nähe der Vapydro-Werke zu finden. Als Jacky sie bemerkte, sah sie auf. "Oh, die Triumphatorin kehrt zurück." bemerkte sie. "Halt die Klappe..." murrte Mari niedergeschlagen und blieb bei ihr stehen. Jacky verschränkte die Arme. "Du hast verloren, stimmt's?", "Ich wurde vermöbelt", erwiderte Mari ohne Begeisterung. Jacky schüttelte den Kopf. "Ich hab's dir ja gesagt. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören.", "Ich weiß, ich weiß..." Mari seufzte. "Ich brauche deine Hilfe. Bitte." Jacky nickte und setzte sich ins Gras. Mari tat es ihr gleich. "...Mica hat nur ein Pokémon gebraucht, um mich zu besiegen. Ihr Vipitis... Es hatte die Giftblick und Kreideschrei. Ich hatte gehofft, mit Panzaeron irgendetwas reißen zu können, aber es hat nichts gebracht. Egal, wie schnell es war...", "Hätte Panzaeron nicht einfach nur die Augen schließen müssen, um dem Giftblick zu entgehen?" fragte Jacky und Mari starrte sie an. "... Äh..." Jacky kicherte. "Du denkst manchmal viel zu kompliziert, ehrlich. Leg dir doch selber keine Steine in den Weg." Mari senkte den Blick. "Daran hab ich echt nicht gedacht... Ist das wirklich so simpel?", "Scheint so." Jacky nickte. Das war Mari jetzt ziemlich peinlich. Sie hatte nicht ein Fitzel bisschen darüber nachgedacht, was sie tat. "... Okay, das war wirklich dämlich von mir...", "Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung." meinte Jacky. Mari nickte. "Was hast du da eigentlich gemacht? War das ein Trainingskampf?", "Eher Übungen", meinte Jacky. Mari legte den Kopf schief. "Also ist es neuerdings eine Übung, sich von einem Kampf-Pokémon die Knochen brechen zu lassen? Also ich würde nie auf die Idee kommen, ein Pokémon seine Attacken an mir austesten zu lassen... Das wäre komplett bescheuert." Jacky lächelte nur. "Wie geht es Panzaerons Flügel?", "Gut. Die Verletzung scheint so gut verheilt zu sein, dass es von ihr nicht mehr behindert wird.", "Das ist gut. Hey, ich müsste mir auch mal ein Flug-Pokémon suchen... Viele Trainer fliegen auf ihnen. Das ist bestimmt ziemlich cool.", "Das denke ich auch... Man müsste weniger laufen.", "Aha. Nicht nur muffelig, sondern auch noch faul.", "Ich bin nicht faul!", "Doch bist du.", "Bin ich nicht!", "Lüg nicht.", "Naja... ein bisschen vielleicht...", "Du untertreibst.", "Du ÜBERtreibst!", "Okay, okay, bleib geschmeidig." Jacky schüttelte nur den Kopf. "Meditalis und ich haben Fortschritte gemacht, willst du es sehen?", "Klar, mach doch." Jacky stand auf und ächzte kurz darauf, als ihre Hüfte unangenehm schmerzte. "Ah!", "Du würdest also wirklich verprügelt.", "Ach, halt den Mund!" rief Jacky peinlich berührt und atmete durch. "Das kam von unserem Tanzkampf-Training.", "Wie bitte? Tanzkampf-Training? Musst du eigentlich alles mit tanzen kombinieren?", "Das ist doch meine Entscheidung!", "Natürlich ist es deine Entscheidung." Mari zuckte mit den Schultern. "Sei das nächste mal lieber etwas vorsichtiger, oder noch besser, benutz das nächste mal wirklich einen Baum als Zielscheibe. Ich will nicht sechs Wochen oder länger hier festsitzen, weil sich meine Freundin bei ihren komischen Trainingsmethoden alle Knochen brechen lässt.", "Du bist wirklich fies." murrte Jacky. "Gern geschehen. Gehen wir zurück?", "Gern." Jacky nickte und sie schlugen den Weg zurück zum Pokémon-Center ein. Sie kamen dabei an einem Straßenkünstler vorbei, der sein Pantimimi auf einem Ball balancieren ließ. "...ich werde es morgen nochmal versuchen." meinte Mari dann. Jacky sah zu ihr. "Was?", "Die Arena. Ich muss es schaffen, um zu beweisen, was ich kann..." Jacky blieb stehen und drehte sich zu ihr. "...Hast du mir eigentlich nicht zugehört, als wir das Thema vorhin schon hatten? Ich weiß, du bist optimistisch und so, aber ohne Training wird da kein Schuh draus.", "Ich weiß, deswegen werde ich weiter trainieren. Ich kann es mir nicht leisten, jetzt aufzugeben.", "Mari, ich mache mir Sorgen um dich." Jacky schüttelte nur den Kopf und lief wieder weiter. "Warum, denkst du, trainiere ich so lange mit Meditalis? Ich will meine Partner nicht umsonst kämpfen lassen, wenn ich weiß, dass wir nur wenig trainiert haben.", "Ich verstehe dich ja. Aber manchmal muss man eine Niederlage einstecken, um zu wissen, was man ausbauen muss. Es erfordert Mut. Mut ist manchmal der einzige Weg, der dir zeigt, wo deine Grenzen sind.", "Das stimmt nicht!" Jacky schüttelte abermals den Kopf. "Mut ist immer gut, aber ist es bei dir Mut oder eher Leichtsinn?", "Beides, schätze ich mal..." murmelte Mari. Jacky presste die Lippen zusammen und antwortete nicht darauf. "Was wir letztendlich sind, können wir selten selbst bestimmen. Es ist unser Wille und unser Instinkt, der uns zu dem macht, was wir sind." sagte Mari. Jacky gab sich geschlagen. Sie wusste, dass es Zeitverschwendung war, mit Mari zu diskutieren. Sie war störrisch wie ein bockiges Mähikel. "Ich möchte nachher mit dir trainieren." Mari sah zu Jacky. "Ich kann das nicht allein, ich brauche deine Hilfe." Jacky nickte. "Gut, von mir aus. Nach dem Essen, okay? Ich hab Hunger.", "Dein Mond muss gefüttert werden." kommentierte die Schwarzhaarige und erntete einen Ellenbogen in die Seite. "Hey, hör auf damit! Das ist nicht lustig!", "Du hast doch selbst gesagt dein Magen ist größer als der Mond.", "Das hat meine Mutter gesagt, nicht ich!" widersprach Jacky. "Dann eben deine Mutter. Ändert nichts an dem Fakt, dass jemand das gesagt hat und dass es augenscheinlich stimmt.", "Du bist echt schrecklich.", "Ich bin nicht schrecklich, ich bin bloß realistisch.", "Stimmt überhaupt nicht, du magst es bloß, andere zu ärgern!", "Wenn du dich drauf einlässt, ist es nicht mein Fehler." Mari zwinkerte und Jacky seufzte. Da hatte sie allerdings recht... 
Nach dem Essen trafen sich beide Trainerinnen wieder an derselben Stelle. Mari hatte ihre Pokémon aus der Behandlung geholt. Jacky setzte Meditalis ein und Mari schickte Panzaeron zum Training aus seinem Ball. "Ihr dürft gern anfangen." meinte Jacky. "Okay. Ich tue mein Möglichstes." verkündete Mari. "Agilität, Panzaeron." Panzaerons Körper glühte auf, dann schlug es mit den Flügeln und erhob sich in die Lüfte. "Aero-Ass!" rief sie. Panzaeron legte die Flügel an und attackierte. "Wie wir es gelernt haben! Durchbruchdrehung!" befahl Jacky. "Was für'n Ding...?" fragte Mari verwirrt, als Meditalis eine Drehung nach rechts vollführte, die mehr einem Tanzschritt glich, und Panzaeron von hinten traf. Panzaeron kniff irritiert die Augen zusammen. "Noch mal Agilität!" Panzaeron beschleunigte sich selbst noch stärker. Es begann, im Flug Kreise um Meditalis zu ziehen, bevor es sich auf Maris Befehl hin mit Aero-Ass an ihm rächte und es erwischte. Dann suchte es wieder die Distanz; flog höher und aus Meditalis' Reichweite. "Konzentrier dich!" forderte Jacky, als Meditalis sich wankend die Schulter hielt. "Stahlflügel!" rief Mari. Das Pokémon legte die Flügel an und schoss mit rasantem Tempo nach unten. Dabei schimmerte sein linker Flügel leicht. Es bestand keine Chance, auszuweichen. "Schutzschild!" Meditalis streckte den Arm nach vorn und ein grün schimmerndes Schild baute sich vor ihm auf. Panzaerons Schwinge krachte wirkungslos dagegen. Es schrie frustriert. "Psychokinese! Halt es fest!" Meditalis' Augen begannen, zu glühen und Panzaeron war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Auf physischer Basis war das schlecht, denn Panzaeron zog direkte Angriffe vor. Jetzt musste Mari allerdings umplanen. "Sternschauer!" rief sie. Panzaeron öffnete seinen Schnabel und schickte scharfzackige Sterne auf Meditalis. "Block sie mit Spukball!!" Meditalis schoss einen Spukball gegen die Sterne, um zu verhindern, dass es getroffen wurde. Sternschauer traf immer, und das war ein Problem. Eine Explosion erschütterte das Feld. Durch die Ablenkung konnte Panzaeron sich wieder bewegen, da Meditalis seinen Fokus verloren hatte. "Zeit für noch mehr Tempo!" rief Mari. "Agilität und dann Aero-Ass!" Panzaeron steigerte sein Tempo noch mehr und schoss dann auf Meditalis nieder. Der Angriff fand sein Ziel und Meditalis keuchte, doch es fesselte Panzaeron erneut und hinderte es daran, wieder hoch zu fliegen. Doch gerade, als das Kampf-Pokémon zu einem Tritt auf Panzaerons Brust ansetzen wollte, schoss es erneut Sterne auf seinen Kontrahenten, diesmal ungebremst. Meditalis' Beine gaben nach und Jacky stürzte vor, um es zu stützen, bevor es zusammenbrach. "Das war zu viel des Guten." ermutigte sie Meditalis und rief es dann zurück. "Hm... Wir haben nur Techniken für den Nahkampf geübt, nicht für Gegner in der Luft. Danke für den Einfall, Mari." Sie nickte dankbar und trotzdem etwas bitter. Das war das erste Mal, dass Mari gegen sie gewonnen hatte. "Ich hab zu engstirnig gedacht. Ich muss mich wohl noch mal hinsetzen und nachdenken." Panzaeron landete vor Mari auf dem Boden. "Das hast du gut gemacht." lobte sie es. "Das war bloß ein Übungskampf, aber ich habe ihn gewonnen. Gegen Jacky ist das schon was..." Sie lächelte und rief es dann zurück. 

Saviors Of Tomorrow (eine Pokémon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt