Das Wohnzimmer war geräumig und verfügte über eine riesige Eckcouch, auf der ein Stapel Decken auf sie wartete. "Mooooom!" Eine laute Mädchenstimme hallte durch den Gang. "Mom! Hast du meinen Viso-Caster wieder weggenommen?!" Schritte erklangen und die Tür zur Küche wurde aufgerissen. "Ich telefoniere doch nicht so lange mit meinen Freundinnen, dass du ihn mir dauernd wegnimmst!" Janes Stimme antwortete gedämpft: "Jade, du hängst fast den ganzen Tag an dem Ding oder bleibst bis in den frühen Morgen mit deinen Freundinnen weg. Du bist noch nicht erwachsen. Und sei nicht so laut, wir haben Gäste.", "Hm?" Ein rothaariges Mädchen, das Mari circa auf 14 schätzte, lugte ins Wohnzimmer. Stechend grüne Augen musterten sie misstrauisch. "Oh, Gäste. Toll.", "Hallo..." sagte Mari zögernd. "Hi", begrüßte Jacky das Mädchen ebenfalls. "Ich bin...", "...ist mir egal", unterbrach Jade sie grob. Sie verschränkte die Arme. "Du lädst andauernd fremde Leute hier ein, Mom! Hier ist doch genug los, warum schleppst du immer wieder andere Menschen hier rein?", 'Meine Güte...' Jacky legte sich eine Decke um. 'Kannst du laut sagen. Die ist ja echt unfreundlich.', "Geh auf dein Zimmer, Jade, bevor du unsere Gäste mit deiner schlechten Laune noch ansteckst." riet Jake ihr und Jade drehte sich mit zuckenden Schultern auf dem Absatz um. "Pfft... Ja. Werd ich." Und damit verschwand sie.
"Entschuldigt das Verhalten unserer Tochter." Jane betrat mit einem Tablett das Zimmer und stellte es vor ihnen auf dem Tisch ab. Dampfende Tassen Kakao verströmten angenehme Wärme im Raum. "Danke, Miss...", "Oh, kein Grund für Höflichkeiten. Nenn' mich einfach Jane.", "Okay. Danke, Jane." Jacky legte die kalten Hände um eine der Tassen. Jake betrachtete die beiden Mädchen eingehend. "Hey, irgendwoher kenne ich eure Gesichter", murmelte er dann. "Ihr seid doch die beiden Mädchen, über die in letzter Zeit des Öfteren im Fernsehen geredet wird. Wegen der großen Sache, die in Sinnoh vorgefallen ist.", "Ja, du hast Recht." Jane nickte lächelnd. "Wie überraschend, euch persönlich anzutreffen, ihr zwei.", "Oh... also... eigentlich..." Jacky wurde vor Verlegenheit etwas rot. "Eigentlich sind wir trotzdem nur normale Trainerinnen.", "Das stimmt." Mari nickte. "Wir sind auf dem Weg nach Twindrake.", "Oh, dann wollt ihr sicher gegen den Arenaleiter kämpfen." Jake setzte sich in einen Sessel. "Das ist richtig.", "Unsere Tochter würde nie auf so eine Reise gehen." Jane trank einen Schluck Kakao. "Unsere Jade ist sich dafür... ein bisschen zu fein. Am Ende können wir sie nicht zwingen. Sie ist unser... einziges Kind." Jake sah kurz zu ihr, als Jane mit dem Finger am Rand ihrer Tasse entlang fuhr. "Ich bin auch Einzelkind", meinte Mari. "Und Jacky auch." Jane sah plötzlich nicht mehr so glücklich aus wie vorher, als sie nickte. "Verstehe...", "Vielleicht kriegen wir Jade auch mal dazu, eine Trainerin zu werden", meinte Jake hoffnungsvoll. "Es täte ihr gut und es würde ihr bestimmt gefallen, wenn sie sich aufraffen würde." Mari trank ein paar Schlucke aus ihrer Tasse. "Der Sturm draußen kam ziemlich plötzlich", meinte sie. "Wir haben nicht damit gerechnet...", "Oh, dass kommt öfter mal vor. Es ist einfach nur ein einfaches Sommergewitter.", "Brrr. Das ist ja voll unangenehm... Ich hoffe, es bereitet Ihnen keine Umstände, wenn wir warten, bis der Sturm vorbei ist. Wir wollen euch so wenig wie möglich zur Last fallen.", "Unsinn, ihr fallt uns nicht zur Last. Wir freuen uns immer über Besuch", wiegelte Jane ab und sah dann zu Jake. "Wärst du bitte so lieb und holst mir noch eine Decke für mich aus unserem Zimmer?" Jake nickte und ging in den Flur und in ein anderes Zimmer, das neben einem weiteren, fest verschlossenen lag. "Okay, wenn Sie meinen..." Mari nickte. Sie leerte ihre Tasse und stellte sie zurück aufs Tablett. "Jane? Was ist das eigentlich für ein Zimmer da? Ist das Jades Zimmer?" fragte Jacky und deutete auf die verschlossene Tür. Die Frau schüttelte den Kopf. "Nein... Jades Zimmer ist oben.", "Was ist das dann für ein Zimmer?" fragte nun auch Mari. "Eine Vorratskammer?", "Das...", Jake kam mit einer Decke zurück und warf sie Jane zu, "...ist das Zimmer unseres ersten Kindes. Es stürzte damals aus dem Fenster.", "Wie das denn?" Jane schwieg, aber Jake beantwortete ihre Frage. "Es war damals sehr klein. Es rutschte in der Nacht aus, damals war es ähnlich stürmisch.", "...das tut mir Leid." murmelte Mari. "Wollt ihr das Zimmer mal sehen? Wir haben es seit dem nicht mehr umgeräumt.", "Was? N-nein, nein, ist schon okay!" Mari wedelte mit den Armen. Jake lachte leise. "Schon gut, schon gut.", "Jake... Ich würde es gerne sehen." meinte Jacky und Mari sah erstaunt zu ihr. "Ähm... wie bitte? Warum das denn?", "Ich weiß es nicht... Neugier, denke ich mal.", "Wenn du meinst... dann komme ich mit." Jake nickte und schloss die Zimmertür auf. Die Tür knarrte leise. Die Mädchen folgten ihm. 'Was genau erwartest du bitte?' wollte Mari wissen. 'Einen Fenstersims voller Blut und Kratzspuren an der Wand', scherzte Jacky. 'Haha.' Mari rollte mit den Augen.
Sie betraten das Zimmer. Die Wände waren blau angestrichen. Ein gemütliches Bett stand an der Wand auf der rechten Seite und ein Schreibtisch voller Stift und Papier stand neben einem großen Kleiderschrank. "Hübsches Zimmer eigentlich..." meinte Mari und sah sich um. 'Das muss ein Junge gewesen sein...' murmelte Jacky in Gedanken. Sie lief im Zimmer umher und strich mit den Fingerspitzen leicht über das Fensterbrett. Sie blieb stehen, als sie plötzlich aus der Realität entrissen wurde. Für einen Moment.
Als es vorbei war, legte sie eine Hand auf ihr klopfendes Herz. 'Es war anders als die bisherigen Visionen... Ich... ich bin mir sicher, dass das eine Vision aus der Vergangenheit war. Ich hab Stimmen gehört... Die von Jake und Jane. Sie haben gelacht... und das Kind auch. Ich hab Stifte auf Papier kratzen gehört... schnelle Schritte und lautes Lachen, wie, als würde jemand Fangen spielen. Mehr war es nicht...' Sie zog die Hände zurück. 'Nicht sonderlich hilfreich, ich weiß, aber trotzdem...', 'Immerhin wissen wir jetzt, dass du auch in die Vergangenheit sehen kannst.' meinte Mari. Jacky nickte und bemerkte etwas unter dem Schreibtisch. "Hm...? Was ist das denn?" Sie kniete sich hin und zog einen kleinen Teddybär hervor. "Oh..." Sie zupfte leicht am goldbraunen Fell des Stofftiers und leichte Trauer stieg in ihr auf. "Bei Arceus... Das arme Kind... Schau, Mari..." Sie hielt ihr den Bär hin. "Es muss damals so oft mit ihm gespielt haben... In ihn reingeweint haben..." Mari nahm den Teddy in der Hand. Weißliche Fussel regneten aus seinem Fell. "Der hat ja schon Löcher..." murmelte sie. Dann setzte sie den Bär auf das Bett. Jacky betrachtete ein paar bemalte Blätter auf dem Schreibtisch. Kinderzeichnungen. Krakelige Figuren und Gegenstände, die mit Bundstift gemalt worden waren. Sie seufzte. "Der Sturm draußen hat aufgehört... Wir sollten gehen." meinte sie. "Hmh... Hast wahrscheinlich recht..." Mari nickte. Jacky wollte aus dem Raum gehen, als ihr Blick auf ein eingerahmtes Bild auf einer Kommode fiel. Sie nahm es in die Hand und betrachtete es. "..." Mari spähte über ihre Schulter. Das Bild zeigte eine jüngere Version von Jake und Jane mit einem Kind, das vielleicht 4 oder 5 sein mochte. Es war ein rothaariger Junge mit moosgrünen Augen. Er lachte und strahlte wie ein Sonnfel. "...!!" Plötzlich weiteten sich ihre Augen.
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Saviors Of Tomorrow (eine Pokémon FF)
Fiksi Penggemar"Shht... Irgendwas ist da... Ich dachte schon, das etwas hier komisch ist..." "Was meinst du damit?" "Wir sind hier nicht allein. Da drüben..." "Was ist da?" "Ich weiß nicht... Aber es scheint deinem Zoroark nicht zu gefallen." Mari und Jacky aus E...