Die Operation dauerte ganze zweieinhalb Stunden, die mir vorkamen wie eine Ewigkeit. Als Claire und ich endlich zu Ally durften, fanden wir sie noch schlafend vor. Ich setzte mich an ihr Bett und Claire sich auf einem Stuhl am Fenster.
Ich hatte mit dem Arzt gesprochen der meine Kleine untersucht und schließlich operiert hatte. Ally hatte einen ziemlich komplizierten Armbruch erlitten, aber glücklicherweise keine inneren Verletzungen oder weitere Frakturen. Die Gehirnerschütterung war nicht sehr schlimm, aber Ally würde auf jeden Fall noch drei bis vier Tage im Krankenhaus bleiben müssen.
Ich blieb die ganze Zeit bei Ally, bis Henry endlich kam.
Claire war auch die ganze Zeit geblieben, obwohl ich ihr mindestens zwei mal den Vorschlag gemacht hatte, doch zu ihren Großeltern zu fahren. Aber sie hatte warten wollen.Ally war mittlerweile wach, aber sie weinte viel, weil sie Schmerzen hatte.
Gegen halb sechs am Abend klopfte es zaghaft an der Tür und Henry kam herein.
„Papi“, jammerte meine Kleine und fing gleich wieder an zu weinen.
Ich machte Platz und Henry setzte sich zu seiner Tochter an den Bettrand und zog sie ganz vorsichtig in seine starken Arme. Ally weinte bitterlich und Henry strich ihr behutsam und beruhigend über den Rücken. „Es wird alles gut, mein kleiner Engel.“ Sprach er leise auf englisch zu ihr. Er sprach recht gut Deutsch, aber meistens sprach er in Englisch zu meinen Kindern. Ich fand es gut, dass sie zweisprachig aufwuchsen.
Ein paar Minuten hielt Henry seine Kleine, bis sie sich schniefend von ihm löste. Sie wischte sich mit dem Ärmel des OP-Hemdchens die Tränen weg und schließlich über die Nase. „Ich will nach Hause, aber ich muss hierbleiben“, jammerte sie.
„Ich weiß Monsterchen. Das ist auch besser so, damit man auch sicher sein kann, das du gesund wirst. Aber Mommy ist ja da und ich komme dich jeden Tag besuchen. Und Claire auch. Du bekommst ganz viel Besuch und bestimmt ganz viel Schokolade“, besänftigte Henry unsere Kleine und es half ein bisschen. „Wirklich?“ fragte sie mit leuchtenden Augen und Henry nickte lachend.
„Wie bist du hergekommen?“ fragte ich schließlich an Henry gewandt.
„Ich hab mir einen Leihwagen genommen“, erklärte er.
„Meinst du, ich könnte ihn kurz nehmen, damit ich Claire nach Hause bringen, und Ally und mir ein paar Sachen holen kann?“
„Natürlich. Allerdings ist Kal noch im Wagen.“
„Kein Problem. Ich lasse ihn dann später bei uns“, versprach ich.
„Ich kann mir auch eine Ferienwohnung mieten", schlug Henry mir vor, aber ich winkte ab. „Das ist Quatsch, Henry. Es ist nicht das erste mal das du mit Kal bei uns bist. Du bist immer Willkommen“, stellte ich klar und er nickte zustimmend. Er gab mir den Wagenschlüssel und erklärte mir, wo er geparkt hatte.Zuhause ließ ich Kal im Garten laufen und bat Claire, das Gästezimmer für ihren Vater herzurichten. Ich packte derweil schnell ein paar Sachen für mich und dann für Ally. Auch ein, zwei Spielsachen und natürlich ihre Lieblingsplüschtiere. Einmal ihren Kal und ihren kleinen Esel, den sie seit der Geburt hatte. Ein Geschenk von Henrys Eltern Colin und Marianne.
Claire hatte, nachdem sie das Bett für Henry frisch bezogen hatte, angefangen ein Abendessen vorzubereiten.
„Ich fahre dann mal wieder“ verabschiedete ich mich von meiner Großen und nahm sie noch einmal in den Arm, ehe ich verschwand.
Im Krankenhaus fand ich Henry in Allys Krankenbett vor, die Kleine auf seinem Schoß sitzend, und er las ihr aus einem Kinderbuch vor. Gerade lachte sie sich kringelig und auch Henry musste lachen.
Sein Deutsch war flüssig, aber mit Dialekt, und ich musste zugeben, dass es schon ziemlich sexy klang.
Ich erwiderte das sanfte Lächeln, welches Henry mir schenkte, und packte leise, die Beiden nicht störend, die Sachen in die Schränke.Der Flug war lang gewesen, so kam es mir zumindest vor. Ich war in Hannover gelandet, hatte mir dort einen Leihwagen gemietet und war nochmal knapp 2 Stunden Richtung Osnabrück gefahren. Meine Mädchen lebten etwa 30 Kilometer entfernt weiter nördlich.
Kal hatte brav im Kofferraum Platz gemacht und die Fahrt war zum Glück ohne große Verzögerungen vonstatten gegangen.
Als ich vor dem Krankenhaus geparkt hatte, ließ ich meinen Hund nochmal raus, damit er Bewegung bekam und nicht versehentlich ins Auto machte. Ich musste ihn dann wieder schweren Herzens ins Auto sperren, da ich im Moment noch nicht wusste, wo ich unterkommen würde. Ich versprach ihm, dass es nicht allzu lange dauern würde.
Meine Sorge um Ally war etwas geringer, seit ich die Nachricht von Claire bekommen hatte, das bis auf eine leichte Gehirnerschütterung und den gebrochenen Arm nichts weiter passiert war. Dennoch musste ich mein kleines Mädchen zuerst sehen, bevor ich mich um eine Unterkunft kümmerte.
Ally lag in einem großen Krankenhausbett und hatte sich an ihre Mutter gekuschelt. Als sie mich sah, rief sie gleich nach mir und fing bitterlich an zu weinen. Mir schnürte es die Kehle zu und ich zog sie sofort vorsichtig in meine Arme, nachdem Smilla mir Platz gemacht hatte.Jetzt saß ich in dem Bett mit meiner Kleinen auf dem Schoß, nachdem ich das Kinderbuch genommen hatte, welches auf der Fensterbank gelegen hatte. Es hatte den Titel „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat.“
Der Titel sagte bereit alles und ich fand die Geschichte irrsinnig witzig. Auch meine Kleine hatte Spaß und amüsierte sich köstlich.
Smilla kam rein und ich lächelte ihr sanft zu. Ich las Ally weiter vor, während ihre Mutter leise die Sachen in den Schrank packte und unserer Tochter schließlich ihre Plüschtiere gab.Die Geschichte hatte ich mittlerweile zu Ende gelesen und klappte das Buch zu. Als eine Schwester hereinkam um Abby nochmal zu untersuchen, stieg ich vorsichtig aus dem Bett und hauchte meiner Kleinen einen Kuss auf sie Stirn. „Ich werde jetzt fahren, Monsterchen. Aber ich komme morgen Vormittag gleich wieder, ja?“ versprach ich und sie ließ mich widerwillig gehen.
„Spatz, ich begleite deinen Daddy kurz nach draußen. Ich bin gleich wieder da", meinte Smilla zu Ally und verließ mit mir schweigend das Krankenhaus. Vor dem Gebäude blieb sie stehen und ich sah sie an. Mir war klar, dass ihr etwas auf dem Herzen lag.
Sie drehte sich zu mir und schaute mir fast scheu in die Augen. „Tut mir leid das du deine Arbeit unterbrechen musstest“, sagte sie schließlich leise. „Sie drehen jetzt Szenen, die sie ohne mich machen können, es ist also halb so schlimm. Wir holen das wieder auf“, versicherte ich ihr. In ihren Augen schimmerten Tränen und ich strich ihr sanft über den Arm. „Danke das du hier bist. Das bedeutet uns sehr viel“, murmelte sie nun und ich sah, das sie ernsthaft mit den Tränen kämpfte, weshalb ich sie einfach in meine Arme zog. Sie schluchzte auf und ich spürte, dass ihre ganze Anspannung der letzten Stunden entwich. „Shhhh", machte ich nur und strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie hielt sich an mir fest und ließ ihrem Kummer freien Lauf, während ich ihr weiterhin beruhigend über den Rücken streichelte. Nicht auszudenken wie es für sie gewesen sein musste zuzusehen, wie Ally angefahren wurde. Allein beim Gedanken daran wurde mir schlecht.
Ein paar Minuten lang weinte Smilla noch und löste sich dann von mir. Ich lächelte sie sanft an, während sie sich über die Augen wischte und schniefte. „Geht’s wieder?“ wollte ich wissen und sie nickte. „Ja. Entschuldige, aber irgendwie ist es gerade aus mir ausgebrochen“, entschuldigte sie sich.
„Du brauchst dich doch dafür nicht zu entschuldigen, Smilla. Ich bin froh, dass ich für euch da sein kann und du da nicht alleine durch musst.“ Ich wollte nicht, das sie dachte, ich würde mich dazu verpflichtet fühlen, nur weil man das von mir erwartete. Natürlich erwartete man von einem Vater, dass er kam, um seine Familie zu unterstützen, doch für mich war es eine Selbstverständlichkeit.
Smilla versicherte mir, dass sie nun klar kam und verabschiedete sich, um wieder nach oben zu Ally zu gehen.
Ich ging zum Leihwagen und machte mich auf den Weg zu Claire.

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Familienbande
FanfictionHenry Cavill ist einer der begehrtesten Schauspieler und Junggesellen. Doch das er zwei Töchter hat, weiß kaum jemand.