Der Dreh machte mir wirklich verdammt viel Spaß. Vor allem auch, weil er mir viel abverlangte. Die meisten der Stunts drehte ich selbst. Etwas, was ich Tom Cruise zu verdanken hatte. Seit ich mit ihm gemeinsam den letzten Mission Impossible gedreht hatte, war ich ganz scharf darauf. Es machte tierisch Spaß. Sam machte seine Stunts ebenfalls fast alle selbst. Er war ein klasse Kerl. Wir verstanden uns blendend und es tat gut, zwischen den ganzen Amerikanern noch jemanden aus England um mich zu haben. Er hatte die gleiche Art von Humor, wie ich. Einen, den die Anderen meist nicht verstanden. Das heitere uns umso mehr auf.
Das Autogramm für Claire hatte ich bereits in der Tasche und Sam war amüsiert über den Namen meiner ältesten Tochter, da die Hauptprotagonistin in Outlander ebenfalls Claire hieß. Sam würde sie gern mal kennenlernen. Wenn er mal in London sein würde, würde er sich melden.
Mein Tagesablauf war meistens immer ähnlich. Ich stand zwischen vier und fünf Uhr am Morgen auf, lief eine ausgiebige Runde mit Kal, dann Frühstück. Danach ab zum Dreh. Der ging meistens bis acht oder neun am Abend. Danach ging es nochmal für ein bis zwei Stunden ins Studio zum Workout. Oft ging es nicht vor Mitternacht ins Bett. Wenn Nachtdreh angesagt war legte ich das Workout auf den Tag und ruhte mich bis zum Abend aus. Zeit mit meiner Familie zu telefonieren war rar, aber ich nahm mir immer die Zeit. Das war für mich Pflicht. Auch wenn es nur fünf Minuten war.
Während einer kleinen Drehpause nahm ich mir eine Wasserflasche und warf einen Blick auf mein Handy. Ich hatte eine Nachricht von Claire. Sie hatte mir ein Video und eine Audiodatei geschickt. Babykino. Smilla hatte heute morgen ihren Termin gehabt und die Mädchen waren wohl mit. Ich lächelte selig vor mich hin, als ich mir das Video ansah. „Was grinst du so senil vor dich hin, Cavill?“ fragte mich Sam belustigt und ich hielt mein Handy hoch. „Babykino", grinste ich und schon war auch Starlett neben mir. „Zeig mal", bat sie mich und ich zeigte ihr und Sam das Video. „Gott ist das süß. Wisst ihr schon, was es wird?“ fragte Scarlett. „Ja, aber ich verrats dir nicht.“, grinste ich und sie zog eine Schnute. „Ist das da der Schniedel?“ fragte Sam und ich lachte. „Das ist ein Arm“, erklärte ich und hielt mir nun das Telefon ans Ohr um mir die Audiodatei anzuhören. Claire hatte mir tatsächlich die Herztöne zugeschickt. Die allerdings wollte ich nicht teilen. „Entschuldigt mich. Das ist für mich alleine“, sagte ich lächelnd und verkrümelte ich mich mit Kal in meinen Trailer. Dort hörte ich mir die Audiodatei nochmal in Ruhe an. Es hörte sich aufregend an. Das Herz schlug schnell und zwischendurch hörte ich ein kurzes Rauschen, was nach Smillas Erklärung dann wohl ein Tritt gewesen war. Verdammt. Jetzt hatte ich Heimweh. Ich wollte meine Hand auf ihren Bauch legen und einen Tritt spüren. Ich bedankte mich bei Claire für die Dateien. Ich würde versuchen mich später zu melden. Versprechen konnte ich es nie.
Als ich rausging, vibrierte mein Handy erneut. Diesmal eine Nachricht von Smilla. „Cavill, sei froh, dass du nicht hier bist. Ich sag dir, der Umschlag würde dir um die Ohren fliegen. Spinnst du? Du hättest wenigstens mit mir darüber reden können“, hatte sie geschrieben. Mir war klar, dass es um die Kreditkarte ging. „Du wärst eh ausgeflippt, und hättest sie verweigert. Also hab ich dich erst gar nicht gefragt. Passt doch, jetzt wo du grad die Möbel kaufen willst. Stell dich nicht so an und benutze sie einfach. Ich muss jetzt weiter arbeiten. Ich liebe dich", antwortete ich und jetzt würde sie vermutlich erst mal richtig ausflippen. Ich war wirklich froh, grad nicht in ihrer Nähe zu sein. Aber Smilla musste man einfach ins kalte Wasser werden, da war ich mittlerweile hinter gekommen.
Sollte sie sich aufregen. Früher oder später würde sie die schon benutzen.
„Deinem Gesicht nach zu urteilen sieht das irgendwie nach Ärger aus", stellte Scarlett schmunzelnd fest. „Kann man das so offensichtlich sehen", fragte ich lachend. „Smilla hat grad ihre Kreditkarte in der Post entdeckt. Ich bin grad froh, weit weg zu sein“, zwinkerte ich und Sam lachte.
„Wie lange seit ihr nochmal zusammen?“ kam es von Micky, der auch endlich kam, um zu drehen. „Seit Mai", erklärte ich und Mickey lachte schadenfroh. Anders konnte ich es nicht deuten. „Erst in deinem Bett, dann in deiner Geldbörse. Dann hat sie ja bald, was sie will. Fehlt nur noch der Ring und du bist bald Pleite“, murrte er und ich zog meine Augenbraue hoch. „Na du musst es ja wissen", brummte ich.
„Da sind die Weiber alle gleich. Hast du ein dickes Bankkonto, wollen sie nur das“, sagte er, als sei es das Gesetzt.
„Smilla sicher nicht“, wandt ich ein. Keine Ahnung, was das jetzt sollte und ich wollte darauf auch gar nicht eingehen.
„Deine Kleine hats richtig gemacht. Sie hat sich gleich fest an dich gebunden, und sich gleich von dir schwängern lassen. Selbst wenn sie keinen Ring von dir bekommt, bekommt sie wenigstens schon mal fetten Unterhalt.“ Ich war kurz davor auszuflippen. Wie redete er über Smilla. „So langsam geht mir dein Gelaber auf den Sack", brummte ich und ging an ihm vorbei.
„Na endlich. Du gehst mit schon die ganze Zeit auf dem Sack mit deinen Gefühlsduseleien über Familie und deiner kleinen Tussi“, warf er mir schroff entgegen. „Keine Ahnung, was du von so einem dämlichen Auftritt hast und es ist mir auch scheiß egal, was du von mir hältst, aber rede verdammt nochmal nicht so über meine Freundin. Du weißt gar nichts“, warnte ich ihn schneidend. Mickey lachte. „Was wenn nich?“
Wäre Sam nicht eingeschritten, wäre ich auf ihn losgegangen. „Henry, lass gut sein", sagte er und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich schnauft. Verdammt, wie sollte man hier vernünftig arbeiten? Der Typ hatte sicher wieder einen über den Durst getrunken, wie schon die letzten Abende.
Ich riss mich zusammen und versuchte meinen Job zu lachen, doch Mr. Rourke ließ keine Möglichkeit aus, mich zu provozieren.
„Henry, mach Schluss für heute", wandt sich der Produzent nun an mich. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu, nahm meine sieben Sachen, schnappte mir Kal und verschwand. Ich musste mich abreagieren. Aber so richtig.
Als erstes joggte ich durch den Park. Lange und im ordentliche Tempo, aber den erwünschten Effekt hatte es nicht. Im Hotel machte ich mich nur kurz frisch, zog mir andere Sportsachen an und ließ mich zum Studio fahren.
Ich schwitzte mir den Arsch ab, aber die Wut verschwand nicht. Wenn wir das nicht hinkriegen würden, wäre an eine weitere Zusammenarbeit nicht zu denken und ich wäre vermutlich meinen Job los.
Keine Ahnung, wie lange ich schon trainierte, meine Muskeln jedenfalls brannten. Jede Faser. Ich atmete schwer und trank eine Flasche Wasser in einem Zug aus. „Fertig für heute?“ fragte mich Sam und ich sah ihn verwundert an. „Seit wann bist du hier?“ fragte ich. „Schon eine Weile….“ Er beobachtete mich genau und ich schnaufte. „Du brauchst einen anständigen Drink. Wenn Sport schon nicht mehr hilft. Geh duschen. Ich warte vorn auf dich“, sagte er und ließ mich stehen. Ich bewegte mich und ging duschen. Als ich nach vorn kam, saß Kal schon bei ihm.
Wir fuhren gemeinsam zum Hotel und ich steuerte schon die Hotelbar an, doch Sam zog mich am Pullover zurück. „Ich hab was viel besseres. Das gibt es hier unten nicht", zwinkerte er und wir fuhren mit dem Fahrstuhl hoch. „Pflanz dich“, bot er an und ich setzte mich auf die Couch in seinem Zimmer. Sam reichte mir ein Glas und kam mit einer Flasche Whisky zurück. Er grinste triumphierend. „Meiner.“
„Wenn du nicht teilen willst, kein Problem. Ich kann mir auch einen Jack Daniels holen", sagte ich irritiert und Sam lachte. „Jack Daniels. So eine Plörre kommt mir nicht ins Glas. Das hier ist ein richtiger Whisky. Ein schottischer wohlgemerkt. Zwar erst drei Jahre alt, aber gut. Ist ja auch meiner“, zwinkerte er und goss mir etwas Scotch ins Glas. Ich roch als erstes daran. „Nicht übel. Der könnte Smilla gefallen. Aromatisch und nicht zu rauchig“, erkannte ich und Sam goss sich selbst ein. Wir stießen an und ich nippte. „Hm…“ machte ich anerkennend. „Der ist wirklich gut. Tatsächlich kein Vergleich zum Jack Daniels.“
„Sag ich doch", zwinkerte er und trank noch einen Schluck. Ich tat es ihm gleich. Aus einem Whisky wurden zwei und aus zwei, drei. Und irgendwann schlief ich einfach auf seiner Couch ein.
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Familienbande
FanfictionHenry Cavill ist einer der begehrtesten Schauspieler und Junggesellen. Doch das er zwei Töchter hat, weiß kaum jemand.