Girls day

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Henry hatte uns zum Hotel gefahren und nun saß ich mit Claire im Whirlpool und wir ließen es uns gut gehen. Ich sank tief ins Wasser, so dass nur noch mein Kopf rausschaute. Claire und ich würden den ganzen Tag hier verbringen.
„Du, Mama?“ fragte mich Claire irgendwann. „Hm?“ machte ich und sah sie an. „Wie war das eigentlich bei dir und Dad? Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Wollte sie wissen.
Ich schmunzelte. „Das war der Sommer bevor mein Studium begann. Melli und ich wollten noch einmal richtig Urlaub machen, was erleben. Also sind wir für vier Wochen nach London gefahren. Deinen Dad hab ich bereits am zweiten Tag kennen gelernt“, begann ich. „Melli und ich saßen in einem Pub an der Bar, als er und ein Kumpel reinkamen. Ich fand ihn von Anfang an echt süß“, erzählte ich lächelnd und erinnerte mich an unser erstes Aufeinandertreffen. „Aber angesprochen hat er mich erst später. Dein Dad war so schüchtern. Und ich hatte natürlich auch nicht den Mut. Ständig hat er zu mir rübergesehen“, schmunzelte ich und Claire kicherte. „Bis dann so ein Typ zu mir und Melli kam. Er baggerte uns aufdringlich an, was echt widerlich war.  Mehrmals haben wir ihm klargemacht, das er gehen sollte. Und irgendwann stand dein Dad da, sagte dem Typen, dass er die Biege machen sollte. Der Typ war locker zehn Zentimeter größer, als Henry. Und auch wesentlich breiter. Aber er hat sich nicht einschüchtern lassen und mit Hilfe seines Kumpels schaffe er es, ihn nach draußen zu befördern.“
„Das klingt echt nach Dad", grinste Claire. „Ich kann ihn mir so gar nicht vorstellen, so schmächtig."
„Unglaublich, oder? Er hatte so dünne Arme und dünne Beine im Gegensatz zu jetzt", lachte ich. „Und keinen einzigen Muskel am Bauch.“ Claire lachte.
„Wie  war euer erster Kuss?“ Wollte sie dann wissen, und nun war ich es die lachte. „Nass.“
„Ih", lachte sie. „Ja. Und e hat mir die Zunge so tief und en Hals geschoben, dass ich dachte, er würde nach meinen Mandeln suchen.“
Claire hielt sich den Bauch vor Lachen. „Und du hast zugelassen, das er dich nochmal küsst?“
„Ja. Er war wirklich niedlich und bemüht. Einen Tag später hab ich nochmal geküsst. Und ihn dazu gebracht, weniger Zungeneinsatz zu zeigen“, zwinkerte ich. „Von da an war es ganz schön. Aber nichts im Vergleich zu jetzt“, grinste ich. „er hat viel gelernt.“
Wir stiegen aus dem Whirlpool, weil es Zeit für unsere Massgen war. Der Mann, der mich massierte sah wirklich gut aus. Er hatte einen netten Körper und seine Hände waren magisch. Er hatte ganz gut mit meine Nacken zu arbeiten, aber er bekam ihn butterweich.
Anschließend lagen wir gemeinsam im Ruheraum und Claire setzte ihre Befragung fort. Scheinbar wollte sie nun alles genau wissen.
„Darf ich dich auch fragen, wann du dein erstes Mal hattest?“ wagte sie sich vor. Ich vermutete, dass ein Junge dahinter steckte, denn bisher hatte sie das nie interessiert. Umso glücklicher machte es mich nun, das sie mich fragte, anstatt eine ihrer Freundinnen. „Nun ja. Das kommt drauf an. Also mit 17 habe ich es mit einem Jungen aus der Schule versucht. Aber das hat nicht geklappt", erinnerte ich mich. „Warum denn nicht?“ fragte Claire neugierig. „Naja, er hat, sagen wir, schlapp gemacht", schmunzelte ich und meine Tochter kicherte. „Und wann dann?“ „Mit Achtzehn“, lächelte ich und dachte daran. „Wie war es?“
„Es war schön. Er war zärtlich, vorsichtig und sehr einfühlsam“, schwelgte ich in Erinnerung.
„Wie habt ihr verhütet?“
„Gar nicht“, gestand ich. „Das Resultat warst du", lächelte ich und nahm ihre Hand.
„Du hattest dein erstes Mal also mit Dad?“ meinte sie etwas verwundert. "Du hast dich echt beim ersten mal schwängern lassen?" Ich musste lachen. Ja so war es, so schlimm es sich anhörte.
„Ganz genau“, gab ich zu.
„Tut es sehr weh?“ wollte sie dann nach einem kurzen Moment des Schweigens wissen.
„Naja, es geht. Es hat kurz doll gebrannt. Aber wenn der Junge es richtig angeht und du wirklich bereit dafür bist, ist der Schmerz nach kurzer Zeit vergessen“, lächelte ich und war in Gedanken versunken. „Ich war damals schon so derbe in ihn verknallt. Ich glaube er hat sich da schon mein Herz gestohlen“, erinnerte ich mich und mein Herz begann wie damals zu Klopfen. „Mama, das ist total süß. War er wirklich damals schon so toll?“
„Absolut. Er war anständig, lieb und zuvorkommend. Er hat mich auf Händen getragen, und er war so unglaublich süß. Seine Augen haben mich schon damals fasziniert. “ Ich seufzte.
„Aber wenn ihr damals schon so verknallt ineinander wart, warum seit ihr nie zusammen gekommen?“ wollte Claire wissen.
„Ich hatte mir gewünscht. Dein Dad auch, aber damals war es nicht so einfach. Die Distanz, wir waren beide so jung." Ich machte eine kurze Pause. "Wir wussten, dass es nicht gut gehen würde. Ich glaube nicht, dass unsere Beziehung auf dieser Distanz stand gehalten hätte. Ich wollte nicht, dass er die Schauspielerei aufgab und er nicht, dass ich mein Studium schmiss. Es war gut so, wie es war“, erklärte ich und war auch immer noch davon überzeugt. „Damals, als wir Ally gezeugt hatten, hätte es unter anderen Umständen klappen können. Die Gefühle waren da. Noch immer“, erzählte ich von mir aus. „Aber?“
„Aber Henry war damals verlobt. Er wollte mit ihr zusammenziehen. Als ich ihm sagte, das ich wieder schwanger war, trennte er sich. Aber er war gerade erst Superman geworden. Er war noch seltener da, als zuvor. Er war ein Superstar. Ich hätte dem nicht standgehalten. Und irgendwann war es für mich zu spät. Ich hatte abgeschlossen. Er hat es versucht, aber ich hielt ihn auf Abstand. Ich ließ ihn nicht mehr so nah an mich ran. Ich wollte nicht, das es kompliziert wird. Für mich hatte sich das Thema Männer erledigt. Dein Vater fand sich damit irgendwann ab und wir machten weiter wie bisher. Als Freunde und gute Eltern. Das hat alles super geklappt….“
„Bis?“ harkte Claire nach.
„Bis Allys Unfall.“
„Mit einem Mal?“
„Er war für uns da und er war so nah. Alles kam wieder hoch. Ich konnte mich nicht mehr von ihm fern halten. Meine Gedanken kreisten nur um ihn und alles in mir schrieh nach ihm. Und dann… er hat mich geküsst und von da an gab es wohl kein Zurück mehr. Nicht für mich und nicht für ihn. Ich habe versucht mich zu wehren, aber es ging nicht. Ich wollte endlich mit ihm zusammen sein“, beendete ich meinen Monolog und Claire schien nachzudenken. „Das ist eine süße Liebesgeschichte“, murmelte sie verträumt. "Ich bin froh, das es so gekommen ist."
Ich lächelte und wir beide hingen einen Moment unseren Gedanken nach. Vor meinem inneren Auge sah ich den neunzehn jährigen Henry, mit seinen unglaublichen Augen und dem hinreißenden Lächeln. Ich schloss die Augen und erinnerte mich an unser erstes Mal.

FamilienbandeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt