Hochzeitsvorbereitungen

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Viel zu schnell kam der Moment, an dem wir abreisen mussten. Henrys Flug ging erst ein paar Stunden später. Er brachte uns zum Flughafen und Ally klammerte sich an ihn, wollte ihn gar nicht loslassen. Ich verstand sie sehr gut. Ich hatte die letzten Tage gemeinsam mit ihm. Meine Mädchen jedoch hatten nur die letzten zwei Tage mit ihm verbracht.
Schweren Herzens verließen wir ihn und mein Herz sehnte sich schon jetzt nach ihm. Ally saß neben mir im Flugzeug, hatte sich angekuschelt und schaute mit mir einen Film. Der Flug war lang und anstrengend. Ich wusste nicht, wie ich richtig sitzen sollte, denn die Prellung in der Hüfte schmerzte mir.
Nach einer gefühlten Ewigkeit landete unser Flieger in London und wir alle waren hundemüde. Ally konnte kaum die Augen offen halten und ich kaum laufen. Ian war so lieb, meinen Koffer zu nehmen. Ich rief ein Taxi und wir fuhren nach Hause. Unterwegs schrieb ich Henry, das wir gut in London angekommen waren. Sein Flieger war schon vor ein paar Stunden in New York angekommen. Er schrieb, dass er uns vermisste und das ich mich mal bei Sam melden sollte. Er hätte ein paar Ideen für unsere Hochzeit. Ich schmunzelte vor mich hin. Henry schien Feuer und Flamme zu sein. Ich versprach, mich morgen bei ihm zu melden.
Zuhause brachte ich Ally sofort ins Bett und sie schlief auch gleich ein. Ich warf eine Maschine Wäsche an und begab mich dann auch ins Bett. Der Kleine turnte, aber ich war so müde, das ich dennoch einschlief.

Die folgenden Tage verbrachte ich mit den Hochzeitsvorbereitungen. Ich hatte mit Sam telefoniert und er hatte die glorreiche Idee, direkt in Schottland zu heiraten. Er hatte einen Bekannten mit einem wirklich schönen Anwesen, indem des Öfteren geheiratet wurde. Und dieser Bekannte war zufällig auch Standesbeamter und hatte an Silvester Zeit. Wir konnten auch in diesem Anwesen feiern, so hatten wir zwei Locations in einem. Zudem hatte Sam vorgeschlagen, uns mit Caroline, meiner Schwester zusammenzusetzen. Sie hatte ein Restaurant und könnte sich gegebenenfalls ums Essen kümmern. Sam entpuppte sich als hervorragende Hilfe für die Vorbereitungen.
Hier zu Hause erledigte ich all den anderen Kram. Während ich den Umzug weiter plante, suchte ich zusammen mit Gloria zusammen die Deko für sie Hochzeit aus. Da vertraute Henry ganz uns Frauen. Heute schleppten mich Claire und Gloria zu einem Brautmodenladen. Ein Kleid auf die Schnelle zu bekommen war natürlich alles andere als einfach. Ich suchte mir meiner Freundin und meinen Töchtern ein paar hübsche Kleider aus, die ich nach und nach anprobierte. Ich wollte gern ein schlichtes Kleid mit etwas Spitze, während mich Ally in einem Prinsessinenkleid sehen wollte und Gloria mir ein Kleid in klassischer A-Linie raussuchen. Als erstes probierte ich die Prinzessin an. Ally bekam leuchtende Augen und ich musste zugeben, dass das Kleid wirklich schön war und mir stand, aber es war einfach nicht mein Kleid. Auch die A-Linie fiel raus. Als nächstes probierte ich ein Kleid mit kurzen Ärmeln und feiner Klöppelspitze an. Es war wirklich hübsch und es schmeichelte meiner Figur. Und ich wusste, das es Henry gut gefallen würde. Aber den gewünschten WoW-Effekt brachte es noch nicht, kam aber in die engere Auswahl. Ich ließ meinen Blick nochmal durch den Laden streifen und erblickte ein Kleid mit feiner Häkelspitze, halblangen Ärmeln und war lang und fließend. „Das da drüben auf der Puppe gefällt mir sehr", sagte ich, und die Verkäuferin holte es für mich. Sie half mir rein und als ich aus der Umkleide trat, und Claire mich sah, kamen ihr die Tränen. Auch Gloria strahlte und nickte. „Mami du bist wunderhübsch!“ sagte Ally und ich warf einen Blick in den Spiegel. Es war wirklich wunderschön, es brachte meinen Babybauch schön zur Geltung und doch war Platz für mehr. Ich hatte eine Gänsehaut. Ich strahlte. „Wollen sie einen Schleier tragen?“ fragte mich die Verkäuferin. „Nein. Keinen Schleier. Ich hatte eher an ein Blumenkränzchen gedacht", sagte ich und sie kam mit einem, legte ihn mir provisorisch an. Das war das Tüpfelchen auf dem I. Es bildete sich ein Kloß im Hals und es kamen mir tatsächlich ein paar Tränen. Das hier war mein Kleid. Mit diesem Kleid wollte ich auf Henry zugehen und ihn zu meinem Mann nehmen. „Oh, Gott, ich wollte doch gar nicht heulen“, schniefte ich und Claire kam auf mich zu, ebenfalls Tränen in den Augen und schlang die Arme um mich. „Ich denke, sie haben ihr Kleid gefunden?“ fragte die Verkäuferin und ich nickte. „Definitiv, ja", antwortet ich. „Ich bräuchte es allerdings schon in sechs Wochen.“
„Das sollten wir hinbekommen. Kommen sie zwei Wochen vor den Termin nochmal rein, dann schauen wir, wie ihr Bäuchlein gewachsen ist und stecken es dann passend ab. Zur Not ist das Kleid auch eine Nummer größer vorrätig", lächelte sie und ich war erleichtert. Ich zog das Kleid wieder aus und warf einen Blick auf den Preis. Ich schnaufte. Warum müssen die hübschen Kleider immer so extrem teuer sein? Ich hatte vorgehabt, das Kleid selbst zu bezahlen, und kurz überlegte ich, einfach ein anderes Kleid zu nehmen, aber ich bezweifelte, ein vergleichbares zu finden. Also sprang ich über meinen Schatten und bezahlte das Kleid. Ich hatte ein bisschen was auf der hohen Kante liegen, da würde ich mir auch mal was gönnen. Henry meinte zwar, ich sollte die Kreditkarte nehmen, doch ich wollte das nicht. Ich würde sie nur für Notfälle nutzen. Schlimm genug, dass ich überhaupt eine besaß.

Ich konnte es noch gar nicht richtig fassen. Ich hatte soeben mein Brautkleid gekauft. Ich hatte nicht damit gerechnet, überhaupt schon am ersten Tag fündig zu werden. Umso glücklicher war ich jetzt. „Ich habe gerade mein Brautkleid gekauft", schickte ich an Henry, doch eine Antwort bekam ich nicht. Sicher war er mitten im Dreh.
Anschließend ging ich mit den Mädels schön essen und ließen den Abend mit einem Film ausklingen. Als es schon fast Schlafenszeit für mich war und meine Mädchen bereits im Bett lagen, rief mich Henry an. „Hey", meldete ich mich müde. „Schläfst du schon?“ fragte er. „Nein. Aber ich wollte grad ins Bett gehen. Schön, dass du noch anrufst.“ Ich machte mich auf den Weg nach Oben und legte mich aufs Bett, kuschelte mich in Henrys Kissen. „Wir sind hier leider ziemlich im Stress. Der Dreh dauert noch, aber ich hab grad eine kleine Pause“, erklärte er. „Und du hast ein Kleid gefunden? Jetzt bin ich neugierig. Wie siehts denn aus?“ fragte er und ich lachte.  „Weiß", verriet ich und Henry brummte. „Na toll. Mehr verrätst du nicht?“ versuchte er. „Nur soviel, dass Claire geweint hat und ich auch", kicherte ich. „Ich kanns kaum erwarten, sich darin zu sehen", meinte er sanft. „In sechs Wochen", erinnerte ich ihn und lächelte. „Du fehlst mir“, fügte ich hinzu und strich verträumt über meinen Bauch. „Du mir auch“, gab er zurück. „Kommst du gut klar? Hilft dir Claire?“ erkundigte er sich. „Ja, sie ist total lieb und macht alles, was ich nicht kann. Eigentlich kannst du froh sein, mich nicht zu sehen. Meine Hüfte ist grün und blau", sagte ich und Henry schnaufte. „Das muss ich wirklich nicht sehen“, murrte er. „Wie geht’s dem Handgelenk?“ „Dank der Schiene ganz gut. Es wird immer besser“, beruhigte ich ihn. „Immerhin.“ Ich hörte ihn tief durchatmen. „Lassen dich die Fotografen wenigstens in Ruhe?“ lenkte ich dann ab. „Naja. Aber mit denen werde ich schon fertig. Allerdings vermisse ich die Ruhe von London“, gestand er. „Bald bist du wieder hier", besänftigte ich. „Kommt ihr denn voran?“ „Es könnte besser. Mickey nimmt die Arbeit nicht wirklich Ernst. Das nervt tierisch und hält auf. Wir hängen hinterher“, gab er mürrisch von sich und er tat mir leid. „Hauptsache du bist da, wenn wir umziehen", gab ich zu Bedenken. „Das auf jeden Fall. Komme was wolle. Ich lass dich damit nicht alleine", versicherte er mir. "Wie kommt ihr denn voran?“ wollte er wissen. „Die Maler sind fast fertig. Die Zimmer sind wirklich schön geworden. Ich mach morgen mal Fotos und schicke sie dir. Morgen kommt ein Teil der Möbel. Simon und Nick kommen und bauen schon mal ein paar auf.“ Erzählte ich. „Das ist gut. Schön das es vorwärts geht. Ich freue mich auf unser neues Zuhause.“
„Ich mich auch. Und auf mehr Platz im Bad und überall“, kicherte ich und hörte dann Ally nach mir rufen. Sie hörte sich weinerlich an. „Ich muss zu Ally. Sie scheint zu weinen.“ Erklärte ich und stand schwerfällig auf. „Ok. Schreib mir, was los ist, ok? Ich muss auch wieder. Wir hören uns morgen. Ich liebe dich", sagte er und legte auf, nachdem ich mich verabschiedet hatte.
Ich ging zu Ally, die weinend in ihrem Bett saß und sich ihre Augen rieb. „Mami, ich hab Halsweh", jammerte sie und ich sah, dass sie ganz verschwitzt war. Ich fühlte ihre Stirn. Sie hatte Fieber. „Komm her, Spatz. Ich ziehe dich erst mal um und dann werde ich Fieber messen und dir was geben, ok?“ sagte ich sanft und zog sie um. „Dann musst du morgen wohl Zuhause bleiben.“ Wie ich das mit ihr morgen machen würde, wusste ich noch nicht, aber ich würde eine Lösung finden. Zuerst würde ich wohl mit ihr zum Arzt fahren. "Aber ich hab doch übermorgen Geburtstag", jammerte sie. "Den werdet ihr im Kidnergarten später feiern. Erst mal musst du gesund werden. Und einen Kuchen bekommst du trotzdem", versprach ich ihr.
Sie hatte leichtes Fieber. Nicht besonders hoch, aber da wie Schmerzen hatte, gab ich ihr Fiebersaft. Danach nahm ich sie mit zu mir ins Bett, wo sie sich an mich kuschelte und nach einer Weile wieder einschlief. Ich schrieb Henry, das unsere Kleine krank war und ich morgen mit ihr zum Doc fahren würde. Danach gönnte auch ich mir Ruhe.

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