Alle Augen auf Smilla

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Die Nachricht hatte mich zugegeben ein bisschen aus den Socken gehauen. Smilla hatte ihre Familie gefunden. Jahrelang hatte sie versucht mehr zu erfahren, und war nur in kleinen Schritten vorwärts gekommen. Und dann kam Sam und erkannte sofort, was los war.
Ich hielt Smillas Hand und sah ihre Augen strahlen. Sie würde nun endlich herausfinden, wer sie wirklich war. Sam saß dümmlich grinsend neben ihr und ich musste lachen. Das war einfach verrückt. Smilla und Sam stimmten in das Lachen mit ein und irgendwann rappelte ich mich auf und setzte mich zu meiner Verlobten. „Noch ein paar Gäste mehr auf unserer Hochzeit“, sagte ich schließlich und Sam bekam große Augen. „Hochzeit? Seit wann…?“ fragte er. „Seit heute Nacht", erklärte Smilla und hielt ihre Hand mit dem Ring hoch. Sam schlug sich gegen die Stirn. „Und ich habs nicht gerafft.“ Wieder lachten wir. „Lasst euch gratulieren", sagte er und zog zuerst Smilla in eine Umarmung, dann mich. „Wer gehört noch zu unserer Familie?“, fragte Smilla schließlich. „Meine Mom, Christie. Sie ist die Schwester von deinem Vater. Ich hab einen jüngeren Bruder, Cirdan. Dann dein Vater, Alec, seine Frau Sophia und deine Schwester, Caroline", zählte er auf. „Ich hab eine Schwester? Wie alt ist sie?“ fragte Smilla begeistert und drückte meine Hand. „Ja. Sie ist im Sommer 30 geworden“, lächelte Sam uns zeigte uns Fotos von ihrer gemeinsamen Familie. Ich freute mich für meine Verlobte. Sie hatte sich immer eine große Familie gewünscht. Die bekam sie ja durch mich, aber das sie selbst jetzt auch einige Familienmitglieder hatte, freute mich. Familie war das Wichtigste im Leben. Und Sam schien das ganz ähnlich zu sehen. „Claire wird ausflippen, wenn sie erfährt, dass du zur Familie gehörst“, lachte Smilla, wurde dann aber nachdenklich. „Wie hat Alec reagiert?“ fragte sie dann vorsichtig. „Er war überwältigt, konnte kaum glauben, was ich ihm da sagte. Aber dass du es wirklich bist, weiß er noch nicht. Wenn du willst, können wir zusammen anrufen.“ Schlug er vor. Ich spürte Smillas Unsicherheit und hilfesuchend sah sie mich an. Ich nickte ihr zu.  Sam nahm sein Handy und startete einen Videoanruf. Es dauerte nicht lange und ein Mann mittleren Alters ging ran. „Sam, grüß dich", lächelte er und wirkte sympatisch. Er war definitiv um einiges jünger als meine Eltern. Smilla hatte Mühe, ruhig zu bleiben. „Ich würde dir gern jemanden vorstellen“, sagte Sam und drehte das Telefon so, dass Smilla nun auch zu sehen war. „Das ist Smilla. Deine Tochter“, erklärte er und seine Augen füllten sich mit Tränen und Smilla brach wieder in Tränen aus. Sie wischte sie sich weg und bekam ein gebrochenes „Hi" heraus. Ihr gegenüber wischte sich ebenfalls über die Augen. Selbst hatte sich Mühe, meine Augen trocken zu behalten, während Sam einfach grinste. Dieser Moment war für Smilla etwas ganz besonderes und ich wollte, dass sie ihn für sich hatte, weshalb ich ihr einen Kuss an die Schläfe drückte und Sam deutete, mitzukommen. Er stand ebenfalls auf und wir  gingen rüber ins Schlafzimmer.
„Wie bist du darauf gekommen, das sie sie Tochter deines Onkels sein könnte?“ fragte ich. „Sie hat sehr viel Ähnlichkeit mit Caroline. Und dann sagte sie, sie wäre in Inverness geboren. Das Alter passte auch in erwa. Alec hat damals in Inverness gearbeitet und dort seine damalige Freundin kennengelernt. Als sie starb und Smilla adoptiert wurde kam er nach Dumfries zurück. Ich hatte es einfach im Gefühl. Es tut mir leid, ich hätte mit ihr darüber reden müssen, aber ich wusste nicht wie ich das angehen sollte.“, erklärte er und ich nickte. „Zufälle gibt es", stellte ich fest und grinste Sam an. „Und du hast ihr letzte Nacht einen Antrag gemacht. Und dann komm ich und überforderte sie total. Dabei sollte sie sich doch erst mal über ihre Verlobung freuen. Das geht doch jetzt unter“, vermutete Sam und ich schüttelte den Kopf. „Es ist gut, dass es jetzt passiert. Es war Smillas sehnlichster Wunsch, ihre Familie zu finden. Und wenn jetzt vielleicht sogar ihr leiblicher Vater sie zum Traualtar führen kann… ich glaube. Das kann nichts mehr toppen", lächelte ich und die Tür öffnete sich. „Schatz. Kommst du kurz?“ bat mich Smilla und ich stand auf. Sam folgte mir, was ok war.
Ich setzte mich neben Smilla auf die Couch und machte mich mit Alec bekannt. Er war ein wirklich sympatischer Mann und ich erkannte gleich ein paar Ähnlichkeiten zu Smilla und auch zu meinen Töchtern. „Pass mir gut auf meine Mädchen auf", bat mich Alec, als wir uns verabschieden. „Geht klar", versicherte ich ihm und Smilla gab Sam sein Handy zurück. Sam versprach, Smilla alle wichtigen Handynummern zu schicken und ließ uns dann allein.
Smilla drehte sich zu mir und legte ihre Arme um meine Mitte, schmiegte sich an mich. Ich strich ihr über den Rücken. „Ich glaube, ich muss Claire ein riesiges Dankeschön aussprechen. Ohne sie wäre ich jetzt noch nicht verlobt und ich hätte meine Familie nicht kennengelernt.“

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