Nach dem Essen hatte sich Claire wieder in ihr Zimmer verzogen, weshalb ich mich nun an meinen PC setzte. Ich zockte vielleicht eine halbe Stunde, als es an der Tür klingelte. Ich sprang auf und hechtete zur Tür, weil ich unbedingt vor Claire an der Tür sein wollte. Aber die kam schon die Treppe runtergepoltert. „Ich mach auf!“ sagte sie, doch ich hatte die Türklinke vor ihr in der Hand. „Nein ich. Bring Kal ins Wohzimmer“, grinste ich triumphierend und sie verdrehte die Augen, tat, worum ich sie gebeten hatte. Ich streckte ihr die Zunge raus, sammelte mich und öffnete die Tür. Davor stand ein hochgewachsener, gut aussehender junger Mann. „Guten Abend.“ Begrüßte ich ihn.
„Äh, Guten Abend, Sir. Ich bin mir grad nicht sicher, ob ich hier richtig bin. Mein Name ist Ian Walters", fing er an und wirkte tatsächlich ein bisschen eingeschüchtert. Eigentlich wollte ich nicht einschüchternd wirken, aber hier war es kein Nachteil. Fragend sah ich ihn an und zog eine Augenbraue hoch. „Ich wollte zu Claire“, fuhr er dann fort und ich machte eine einladende Geste. „Dann bist du wohl richtig.“
Der Junge räusperte sich und trat ein. Kaum hatte er den Fuß ins Haus gesetzt, zog Claire ihn auch schon rein und warf mir einen giftigen Blick zu. „Wir gehen hoch“, erklärte sie und jetzt war ich es, der mich räusperte. „Moment“, sagte ich und beide blieben gleich stehen. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. Das ich so gleich noch breiter wirkte, war mir bewusst. „Wo ist dein Anstand geblieben, Fräulein? Willst du mich nicht mal vorstellen?“ Sie verdrehte die Augen und warf mir einen vielsagenden Blick zu, der so viel hieß wie „du hast es versprochen“. Dann seufzte sie. „Ian, das ist mein Dad. Henry,“ sagte sie schließlich und Ian regte sich, streckte mir seine Hand entgegen. Ich ließ die Arme sinken und ergriff seine Hand. Ian hatte einen festen Händedruck, was mich ein wenig überraschte. „Freut mich, Mr. Cavill.“
„Ganz meinerseits. Kann ich dir was zu Trinken anbieten?“ wollte ich höflich wissen.
„Sehr gerne", erwiderte Ian und ich bat in die Küche.
„Dad, bitte", flüsterte mir Claire zu, doch ich ignorierte es und öffnete den Kühlschrank. „Wasser, Coke, Saft?“ fragte ich.
„Coke bitte“, sagte Ian und ich reichte ihm eine kleine Flasche.
„Und du?“ fragte ich an meine Tochter gerichtet. Die trotzig mit „keinen Durst" antwortete.
„Du machst Filme, hat Claire erzählt?“ begann ich ein Gespräch.
„Äh, ja, nichts professionelles, aber stecke viel Herzblut in meine Arbeit. Wenn die Filme fertig sind, lade ich sie bei YouTube hoch“, erzählte er und seine Art darüber zu sprechen, war er wirklich mit Herzblut dabei.
„Nicht übel" meinte ich anerkennend.
„Können wir jetzt hochgehen?“ fragte Claire ungeduldig.
„Jaja, verschwindet“, lächelte ich und ließ die beiden alleine.
„Sorry, er kann echt peinlich sein", hörte ich Claire. „Das hab ich gehört!“, rief ich ihr zu und sie stöhnte mir genervt. Ich schüttelte den Kopf. Kinder.
Natürlich war Dad peinlich gewesen. Ich hatte so gehofft, dass er sich zusammen reißen würde, aber nein. Wenn Mom dagewesen wäre, hätte sie ihn zurückgehalten, da war ich mir sicher. Ich beschloss aber, ihn nicht darauf anzusprechen, denn sonst könnte er es sich womöglich noch anders überlegen, dass ich raus durfte. Ian und ich wollten ins Kino und bis dahin war noch ein bisschen Zeit. Nachdem wir uns endlich von Dad losreißen konnten, waren wir in mein Zimmer gegangen. Nun stand Ian hier und sah sich um. „Ganz anders, als ich erwartet hatte" begann er und ich setzte mich auf meine kleine Couch in der Ecke. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich war bisher immer nur recht kurze Zeit hier. Deshalb ist das Zimmer schon seit Jahren so. Mein nächstes Zimmer wird auf jeden Fall anders" lächelte ich und Ian setzte sich neben mir. Er nahm meine Hand und sah mir in die Augen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. „Du hättest mich ruhig vorwarnen können, wegen deinem Dad“, meinte er dann und ich seufzte. „Ich dachte, das wäre im Madame Tussauds in aller Munde. Das ging doch überall durch die Medien“, murmelte ich.
„Mich interessiert nicht, was irgendwelche Klatschblätter sagen. Oder was meine Kollegen tratschen. Ich war an dem Tag nicht da. Ich hab nur einen Tag später die Macke an Supermans Nase gesehen. Volltreffer würde ich sagen", grinste er und ich kicherte. Dann legte er seinen Daumen und Zeigefinger an mein Kinn und küsste mich. Ich betete darum, dass Dad jetzt nicht reinplatzen würde, denn das wäre der Supergau. Aber es blieb ruhig und so konnte ich mich auf seine Lippen konzentrieren, die sich nun sanft bewegten. Schließlich spürte ich seine Zunge an meinen Lippen und ich öffnete meinen Mund, ließ ihn gewähren und den Kuss vertiefen. Meinen ersten Kuss hatte ich nicht mit Ian, und er war auch nicht mein erster Freund, aber er war der erste, der etwas in mir bewegte. Da war der Wunsch nach mehr. Nicht heute, aber bestimmt bald. Es würde sicher noch Wochen dauern, bis Dad mich bei ihm schlafen ließ, oder ihn bei mir.
Ian hatte sein Hand an meiner Wange liegen und ich wanderte mit meiner nun in seinen Nacken, zog ihn enger an mich heran und schmiegte mich an ihn. Seine Küsse schmeckten nach mehr und seine Zunge bewegte er geschickt. Er wusste damit umzugehen.
Ian löste den Kuss, was ich nur widerwillig zuließ und lächelte mich an. Ich erwiderte das Lächeln und spürte die Röte in mir aufsteigen Mir war warm geworden.
Wir hielten uns mit der Knutscherei nun etwas zurück und beschäftigten uns stattdessen mit Kal, der zuvor aufgeregt an meiner Zimmertür geschnuppert hatte. Ich ließ ihn rein und er checkte sofort Ian ab. Scheinbar hatte er nichts gegen ihn einzuwenden, denn schon kurze Zeit später spielten die beiden mit einem Ball, den Kal hier mal vergessen hatte.
Als es Zeit war los zu fahren gingen wir runter. Dad fand ich zockend vor seinem PC sitzend.
„Wir fahren dann mal“, merkte ich an und Dad schaute zu mir. „Gut. Viel Spaß. Wann kommst du wieder?“ fragte er mich und ich wunderte mich. Normalerweise gab er mir immer eine Zeit mit. „Weiß nicht. Sag du es mir.“ Ich wusste nicht, wie weit ich mich rauswagen konnte.
„Hm… ein Uhr?“ machte er den Vorschlag.
„Zwei?“ versuchte ich zu verhandeln und Dad lachte.
„Halb zwei. Und ich werde wach bleiben, bis du wieder Zuhause bist. Also wage es dir nicht, zu spät zu kommen“, zwinkerte er und ich kicherte. Ich schlang meine Arme von hinten um seinen Hals. „Danke, Dad", bedankte ich mich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich bin doch gar nicht so ätzend oder?“ fragte er amüsiert. „Das hab ich auch nie behauptet“, rechtfertigte ich mich und richtete mich auf. Dad stand ebenfalls auf und brachte uns zur Tür. Wir gingen raus und wollten gehen, doch Dad zog Ian am Ärmel seines Shirts zurück, zog ihn nah an sich ran. Ich hielt die Luft an. „Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, oder ihr das Herz brichst, breche ich dir alle Knochen. Einzeln", hörte ich ihn sagen und ich ließ den Kopf hängen. Jetzt war er wieder peinlich. „Sir, ich habe keine Absichten, Claire wehzutun“, versprach Ian und Dad klopfte ihm auf die Schulter. „Gut. Dann… ist ja alles geklärt. Viel Spaß. Und seid pünktlich.“
„Danke, Mr. Cavill, das werden wir sein.“
Dad nickte. „Sag Henry zu mir.“
Ich atmete erleichtert aus und steig mit Ian ins Auto.
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Familienbande
FanfictionHenry Cavill ist einer der begehrtesten Schauspieler und Junggesellen. Doch das er zwei Töchter hat, weiß kaum jemand.