Ausbruch

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Es war eine Wohltat, wieder zuhause zu sein. Henry hatte mich und Mason vor ein paar Stunden abgeholt. Die erste Begegnung zwischen Kal und Mason war einfach zum niederknien. Kal hatte ganz aufgeregt den Babysitz abgeschnuppert und hatte zu fiepsen begonnen, als er Mason entdeckte.
Nun lag ich mit meinem Sohn auf dem Sofa und kuschelte ausgiebig mit ihm, wobei Kal vor dem Sofa saß, seinen Kopf auf meine Oberschenkel gelegt hatte, mit der Nase an den Babyfüßen. Henry holte Ally vom Kindergarten ab.
„Wo ist mein Babybruder?“ fragte sie gleich, als sie das Haus betrat und ich hörte sie in meine Richtung laufen.  „Ally...“, rief Henry unsere Tochter zurück. „Jacke aufhängen und Schuhe aus", erinnerte er sie und sie stöhnte genervt, tat aber, worum er sie bat. Dann kam sie zu mir ins Wohnzimmer. „Hallo Mami“, begrüßte sie mich und drückte mir einen Kuss auf. Dann gab sie ihrem Brüderchen einen auf die Stirn. „Hallo Mason. Willkommen zuhause.“ Ich lächelte und sie setzte sich zu mir. „Darf ich ihn halten?“ fragte sie. „Nach dem Essen Monsterchen. Wir können essen", sagte Henry und ich stand umständlich auf, legte meinen Sohn in den Stubenwagen und ging mit Ally rüber in die Küche.
„Wie wars im Kindergarten?“, fragte ich meine Tochter. „Super. Wir haben einen Ausflug zu den Omas und Opas im Heim gemacht“, erzählte sie während Henry den Auflauf auf den Tisch stellte und ihr etwas auf den Teller gab. „Oh wie schön. Und was habt ihr mit den Omas und Opas gemacht?“ wollte ich wissen. „Gemalt und gebastelt. Ich hab mit Hank einen Vogel gebastelt. Hank ist schon 93. Aber so witzig", kicherte sie und ich hörte ihr lächelnd zu. „Mami, kann Tony heute herkommen?“, fragte sie dann. „Das halte ich für keine gute Idee, Monsterchen“, wand Henry ein. „Ach menno. Warum denn nicht?“, zog sie eine Schnute. „Für mich ist es ok, Henry", sagte ich, denn mir war klar, dass er es wegen mir nicht erlauben wollte. „Bist du dir sicher?“ hakte Henry nach. „Ja, Schatz. Die beiden sind doch eh meist nur im Zimmer, oder draußen.“ „Also gut, wenn es für Mommy ok ist, kann Tony herkommen“, erlaubte er nun und Ally jubelte vor Freude. „Dann darf ich ihn anrufen?“ „Nach dem Essen, Spatz", lächelte ich und schob mir eine Gabel voll Auflauf in den Mund. „Hm… herrlich. Ich hab dein Essen vermisst. Das Essen im Krankenhaus war furchtbar.“ Henry lachte und begann ebenfalls zu essen. Wenig später bat auch schon Mason um Aufmerksamkeit. „Ach ja. Warmes Essen gibt es nicht mehr mit Babys", erinnerte ich mich und wollte aufstehen. „Bleib sitzen, ich mach das", lächelte Henry, stand auf und kümmerte sich liebevoll um den Kleinen. „Ich geh Mason kurz wickeln, er stinkt. Ihr könnt meinen Teller ruhig schon mit abräumen. Bin fertig.“, sagte Henry und ging mit seinem Sohn nach oben.
Als Ally mit dem Essen fertig war, räumte ich mit ihrer Hilfe den Tisch ab und stellte die Spülmaschine an. „Du sollst dich noch schonen“, hörte ich hinter mir und erschrak. „Und du sollst mich nicht erschrecken“, schmunzelte ich und gab meinem Mann einen sanften Kuss. „Geht’s dir gut?“, erkundigte er sich. „Ja, Baby. Es geht mir sehr gut", lächelte ich und lehnte mich an ihn, und strich meinem Sohn über die Wange. Henry drückte mir einen Kuss auf den Kopf. „Mami, kann ich jetzt Tony anrufen?“, fragte Ally und ich wand mich ihr zu. „Ja klar. Du weißt, wo das Telefon ist", lächelte ich und ging dann gefolgt von Henry ins Wohnzimmer zurück, um mich zu setzen. Länger Stehen war noch ein wenig anstrengend für mich.

„Daaad!“, rief Claire von oben, als sie dabei war ihre Hausaufgaben zu machen. Henry schnaufte und erhob sich. „Brüll nicht so durchs Haus. Dein Bruder schläft!“, rief er in fast der gleichen Lautstärke und ging hoch. Ich kicherte. „Du lässt dich gar nicht stören, hm?“, sprach ich zu dem Kleinen, der an meiner Seite lag und schlief. „Ich kapier Mathe einfach nicht!“, hörte ich Claire noch, dann wie beide in ihr Zimmer verschwanden. Tony und Ally hörte ich in Allys Zimmer poltern. Alles war wie immer, nur diesmal mit einem Baby Zuhause. So gefiel mir das. Ich schloss einen Moment die Augen, um irgendwann vom Geschrei meines Sohnes geweckt zu werden. Ich schreckte hoch, doch er lag nicht mehr neben mir. Verwirrt sah ich mich um und sah Henry mit ihm die Treppe runterkommen. „Siehst du, Mommy ist wach. Jetzt bekommst du was zu futtern", lächelte er und wartete, bis ich mich aufgesetzt hatte. „Ich bin eingeschlafen", murmelte ich, als ich Mason nahm und ihn fütterte. „Richtig erkannt", schmunzelte Henry. „Ich wollte gar nicht schlafen.“ „Ist doch nicht schlimm. Gönn dir Ruhe, solange du sie noch hast.“
Ich gähnte und lehnte den Kopf an die Schulter meines Mannes, als er sich neben mich gesetzt hatte. „Ich soll dir liebe Grüße von deinen Eltern ausrichten“, berichtete er dann. „Oh. Sie haben angerufen? Du hättest mich wecken können.“ „Hätte ich, aber das wollte ich nicht. Du hast tief und fest geschlafen, als ich herunterkam. Und der kleine Mann hat mich mit großen Augen angesehen“, erzählte er lächelnd. „Sam und Melli sind auch gut in Deutschland angekommen.“ „Oh man. Ich bekomm ja gar nichts mehr mit", schnaufte ich und Henry schmunzelte. „Das macht nichts.“

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