Ein Tag im Zoo

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Der Wecker klingelte und ich grummelte. Ich wollte noch nicht aufstehen. Ich hatte doch Urlaub. Aber ich hatte den Mädchen heute einen Zoobesuch versprochen.
Ich drehte mich zu Smilla um, die schon wach war. Und auch wohl nicht erst seit zwei Minuten. Sie lächelte mich an. „Du bist schon wach“, murmelte ich unnötiger weise und sie kicherte. „Ja das bin ich“, grinste sie. „Ich hab dich beobachtet.“ Ich brummte und sie legte ihren Kopf an meine Schulter. „Ich hab nachgedacht“, sagte sie dann und ich hob fragend eine Augenbraue. „Über unsere Zukunft“ klärte sie mich auf und ich atmete tief durch. „Und bist du zu einem Entschluss gekommen?“ fragte ich vorsichtig. „Ja“, sagte sie und küsste meine Haut. „Ich glaube, die beste Lösung ist es, wenn wir zu dir nach London ziehen. Schon bald.“ Verwundert sah ich sie an. „Und dein Job?“
„Ich kann jetzt eh nicht mehr Arbeiten. Meine Chefin wird mich sofort ins Beschäftigungsverbot stecken. Und nach der Geburt werde ich auch zwei oder drei Jahre Zuhause bleiben. Wie bei Claire und Ally auch.“
Hm… das klang einleuchtend. „Und Claires Schule?“ fragte ich.
„Wenn es nach ihr geht, würde sie sofort nach London gehen. Sie könnte auf die Schauspielschule gehen, oder….
„Nein, erst Schulabschluss,“ unterbrach ich Smilla.
„Oder die Schule in England beenden. Ich würde sie das gern entscheiden lassen. Es ist ihre Zukunft. Aber wenn sie nach London will, dann..“
„Dann zieht ihr bei mir ein“, lächelte ich. „Ja", hauchte sie lächelnd und küsste mich. „Aber die Schule beginnt doch schon in vier Wochen. In Deutschland sogar in drei“, gab ich zu Bedenken.
„Wenn Claire hier zur Schule gehen will, bleibt sie direkt nach den Ferien bei dir und ich regele alles Zuhause. Ally kann ein paar Wochen später in den Kindergarten gehen“, erklärte sie. Scheinbar hatte sie an alles gedacht. Meine Familie würde also sehr wahrscheinlich bei mir einziehen, und das schon sehr bald.
Ich zog Smilla an mich und drückte sie, verteilte Küsse auf ihrem Gesicht, was sie zum Lachen brachte. „Ich hatte gehofft, das du so entscheidest“, gab ich strahlend zu. „Wir brauchen aber ein größeres Haus. Ich habe kein Zimmer mehr frei. Und wir brauchen ein zweites Bad. Mit großer Dusche", stellte ich fest und Smilla lachte wieder. Ich küsste sie erneut. Sie machte mich sehr glücklich.

Ich wollte meine Mädchen wecken, doch die schienen schon unten zu sein. Smilla duschte noch. Wir waren ausnahmsweise mal getrennt gegangen, denn sonst hätte es mit Sicherheit länger gedauert.
Als ich runter in die Küche kam, lief Ally mir schon entgegen. „Papa, ich will auch einen Vogel“, rief sie aufgeregt und sprang auf meinen Arm. „Einen Vogel? Den hast du doch schon", scherzte ich. "Wie kommst du denn darauf?“ fragte ich verwundert. „Onkel Charlie sagte, du und Mami wärt bei den Vögeln", erklärte sie und in der Küche erhellte lautes Lachen. Ich warf meinem jüngeren Bruder einen bösen Blick zu und er grinste nur doof. „Er hat Quatsch erzählt.  Wir waren nicht bei den Vögeln", erklärte ich ihr uns setzte sie runter, um mir Kaffee einzugießen. Dabei gab ich Charlie einen Schlag an den Hinterkopf.
Nach den Frühstück machten Smilla und ich und mir unseren Mädchen auf den Weg nach Durell zum Zoo. Ally freute sich riesig und hoffte, die Otter füttern zu dürfen. Claire freute sich auf die Orang-Utans und die Gorillas. Die Menschenaffen hatten es ihr von klein auf angetan.
Wir betraten den Eingang, wo wir gleich begrüßt wurden. „Henry! Schön, dass du wieder bei uns bist", begrüßte uns Susan, die schon seit Jahren hier arbeitete. „Hallo Ally. Menschen, Claire, bist du groß geworden. Und sie sind?“ fragte sie Smilla und reichte ihr lächelnd die Hand. „Das ist Smilla, meine Freundin. Und Claire und Allys Mom", erklärte ich stolz und Susan sah mich kurz verwundert an, lächelte dann aber. „Ich freu mich, dich kennen zu lernen.“ Smilla begrüßte Susan und diese ließ uns dann rein. Ally lief sofort zu den Flamingos rüber und zeigte auf die Küken. „Papa guck. Die sind schon so groß“, freute sie sich und flitzte schon weiter zu den Erdmännchen.  Ich schmunzelte und nahm Smillas Hand, verschlang meine Finger mit ihren. Ally lief vor, was in Ordnung war. Sie kannte sich hier aus und kam sowieso immer mal wieder zurück. Claire blieb bei uns.
Bei den Ottern angekommen klebte Ally an der Scheibe. „Wo ist Otto?“ fragte sie und schaute umher. Ich hockte mich zu ihr und suchte mit. „Da hinten. Er liegt auf dem Stein und sonnt sich.“ Ich zeigte in die Richtung und Ally freute sich. „Hey Henry, hallo Ally, Claire.“ Wurden wir von Karl begrüßt, der Pfleger der Otter. „Karl!“ freute sich Ally. „Darf ich Otto füttern?“ fiel sie gleich mit der Tür ins Haus. „Da hast du aber Glück. Ich habe extra auf dich gewartet", gab er zurück und ich erhob mich, reichte ihm zur Begrüßung die Hand und stellte Smilla vor.
Wir durften alle mit ins Gehege und Ally bekam Gummistiefel. Karl reichte ihr einen Eimer mit Fischstücken und sie fing an, die Otter zu füttern. Sie hatte keine Skrupel in den Eimer zu greifen und die Tiere mit dem rohen Fisch zu füttern. Smilla neben mir hielt sich die Hand vor den Mund und eilte aus dem Gehege. Ich seufzte.  „Bleibst du bei Ally? Ich seh nach deiner Mom“, bat ich Claire und sie nickte.
Ich fand Smilla draußen, wie sie sich über einen Mülleimer beugte und sich übergab. Die Ärmste. Ich kramte ein Taschentuch raus und reichte es ihr. „Entschuldige. Der Fisch war zu viel", murmelte sie. „Schon okay. Ich habe es beinahe befürchtet", gestand ich und holte aus dem Rucksack eine Flasche Wasser, reichte ihr die, als sie auf der Bank Platz genommen hatte. Sie spülte ihren Mund aus und trank dann ein Schluck. „Sonst machen mir die Gerüche wirklich nichts aus“, bedauerte sie und ich hockte mich vor sie. „Mach die keine Gedanken. Das geht vorbei“, lächelte ich ihr aufmunternd zu. „Ich hoffe es", erwiderte sie und gab mir die Flasche zurück. „Mami!!! Hier bin ich!“ rief Ally aus dem Gehege und wir winkten ihr zu. „Sie ist verrückt nach den Ottern“, bemerkte ich.
„Ich weiß, bei uns im Zoo klebt sie auch immer davor und erzählt von Otto. Sie hofft immer, das sie die Otter auch mal füttern darf, aber bei uns ist das nicht so einfach“, erzählt Smilla. „Aber am liebsten hat sie die Nashörner",
„Von denen erzählt sie mir auch ständig", gab ich zurück und beobachtete Ally, wie sie mit Otto spielte.
Als nächstes besuchten wir die Orang-Utans und Ally stand vor der Scheibe, spielte mit dem Jüngstem der Affen. Sie jagten von rechts nach links. Dann legte sie ihre Hand an die Scheibe, der Affe machte es ihr nach. Ich hatte schon längst mein Handy gezückt und machte ein Video von den beiden. Sie liefen wieder hin und her, bis der Affe sein Gesicht an die Scheibe legte und Ally ihre Stirn direkt davor. Dann knutschen die beiden sich durch die Scheibe und brachten alle drum herum damit zum lachen. Ally strahlte uns an und wiederholte das ganze nochmal. Ihr gefiel es, im Mittelpunkt zu stehen.

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