Henry fehlte mir sehr. Er war bereits fünf Wochen weg und wie es aussah, würde der Dreh noch ein bisschen länger dauern. Henry war deswegen alles andere als begeistert und ich ebenfalls. So dass wir uns sogar deswegen gestritten hatten, obwohl keiner von uns beiden etwas dafür konnte. Obwohl ihm der Dreh Spaß machte, stand Henry unter Dauerstress und ich war einfach geschafft. Die letzten Wochen der Schwangerschaft zerrten an meinen Kräften und ich musste Claires Hilfe immer mehr beanspruchen. Nick stand auf Abruf bereit, falls was sein sollte.
Satt und erledigt lehnte ich mich nach dem Abendessen zurück. Ich hatte nur eine Pizza in den Ofen geschoben, denn zu mehr war ich am Abend nicht fähig. Claire war erst kurz vor dem Essen nach Hause gekommen, obwohl sie versprochen hatte, heute früher zu kommen. Es hatte eine ellenlange Diskussion gegeben, wobei ich ihr letztendlich Hausarrest für die nächste Woche gegeben hatte, weil es schon das dritte Mal war, dass ich mich nicht auf sie hatte verlassen können.
Wenigstens jetzt stand sie auf und räumte mit Ally gemeinsam den Tisch ab. Ich schloss einen Moment die Augen und strich über meinen Bauch, ehe ich aufstand, um den Tisch abzuwischen. Ein Schmerz durchzuckte mich und ich stützte mich am Tisch ab, während ich pustete. „Mama, was hast du?“ fragte mich Claire alarmiert und war sofort bei mir. „Geht schon", murmelte ich und setzte mich wieder, als der Schmerz nachließ. Gerade konnte ich nicht einordnen, ob es eine Senkwehe war oder schon mehr. „Soll ich Papa anrufen?“ fragte sie. „Nein. Das war noch nichts. Alles gut", versicherte ich ihr. „Dann leg dich wenigstens hin. Wir machen das schon“, bat sie mich und ich ging rüber ins Wohnzimmer.
Die Nacht war unruhig und es kamen immer mal ein paar kleinere Wehen. Am Morgen rief ich Nick an und bat ihn, Ally zum Kindergarten zu fahren. Ich war nicht in der Lage dazu. Die Wehen waren nicht stark, und ich wusste, bis es losgehen würde, würde es noch dauern. Dennoch hatte ich meine Hebamme angerufen, die kam und mich untersuchte. Auch sie bestätigte meinen Verdacht, dass es sich wohl noch ein paar Tage hinziehen würde, bis es richtig losgehen würde. Dennoch beschloss ich Henry anzurufen und ihn zu bitten, sich auf den weg zu machen. Bis er hier wäre, dauerte es schließlich noch.
Ich rief ihn an, doch ich erreichte nur seine Mailbox. Auch nach dem zweiten und dritten Mal. Also rief ich Sam an. Es tutete lange und ich wollte schon auflegen, als ich ihn hörte. „Hey Cousinchen. Geht’s dir gut?“ begrüßte er mich gut gelaunt. „Ist Henry in deiner Nähe?“ fragte ich, ohne auf seine Frage eingegangen zu sein. „Ja, warte, ich gehe zu ihm. Alles gut?“ fragte er alarmiert. „Ja, schon. Aber ich denke er sollte nach Hause kommen“, berichtete ich. „Oh. Warte ich gebe ihn dir“, sagte Sam und ich hörte, wie Sam Henry sagte, dass ich am Telefon war. „Honey, hey“, begrüßte er mich. „Ist alles in Ordnung?“ „Wie man es nimmst. Ich glaube, du solltest dich auf den Weg nach Hause machen“, bat ich ihn. „Jetzt schon? Wir haben doch noch drei Wochen“, erkannte er. „Sag das deinem Sohn, nicht mir", schnaufte ich.
„Verdammt. Wir sind hier fast durch“, brummelte er. „Bist du sicher?“ Hatte er mich das allen Ernstes gefragt? „Herrgott nochmal, Henry. Keine Ahnung. Meine Hebamme war hier und sie meinte es kann noch ein paar Tage dauern. Aber genau wissen wir es nicht. Also komm her. Oder bleib wo du bist", maulte ich und legte auf. Ich hatte keine Kraft für solche sinnlosen Diskussionen.Verdutzt sah ich auf das Handy, welches ich in den Händen hielt. „Was ist los?“ wollte Sam wissen und ich blinzelte ihn an, realisierte, was Smilla mir gerade gesagt hatte. „Scheiße, ich muss nach Hause!“, fluchte ich und drückte ihm das Telefon in die Hand. In Windeseile hatte ich das Set verlassen und rief gleich beim Flughafen an. In einer Stunde wäre der Flieger bereit. Ich versuchte Smilla zu erreichen, aber anscheinend war sie sauer, denn sie drückte mich weg. Ich schnaufte und schickte ihr eine Nachricht, dass ich so gut wie unterwegs war. Und dass es mir leid tat.
Im Hotel stopfte ich alle Sachen in den Koffer und bekam ihn irgendwie zu. Meine Papiere steckte ich in meine Jackentasche und keine fünfzehn Minuten später saß ich wieder im Taxi, diesmal auf dem Weg zum Flughafen. Dass ich noch immer die Klamotten vom Dreh trug, war mir egal.
Ich versuchte zum wiederholten Mal meine Frau zu erreichen, aber auch diesmal ging sie nicht dran. Ich stöhnte genervt auf und rief schließlich meinen Bruder Nick an. Er ging gleich ran. „Wo steckst du?“ fragte er mich gleich. „Auf dem Weg zum Flughafen. Bist du bei Smilla? Geht’s ihr gut?“ wollte ich wissen. „Ja, ich bin bei ihr. Du hast sie ein bisschen sauer gemacht.“
Ich seufzte. „Ja, ich weiß. Sag ihr, dass es mir leid tut. Ich bin grad ein bisschen überfordert. Der Flieger geht in etwa einer halben Stunde. Heute Abend bin ich Zuhause“, versprach ich. „Ich richte es ihr aus“, gab er mir sein Wort. „Geht es ihr wirklich gut?“ wollte ich wissen. „Mach dir keine Sorgen. Es ist alles ok. Ich bleibe hier, bis du da bist. Und bis dahin wird ihre Wut verflogen sein", beruhigte er mich und hörte ihn schmunzeln. „Ok, ich muss jetzt. Bis später", verabschiedete ich mich und verstaute mein Handy. Ich checkte ein und saß wenige Minuten später schon in dem kleinen Privatflugzeug, das mich hoffentlich schnell und heile nach Hause bringen würde.
Als der Flieger endlich in der Luft war, zog ich mich um und versuchte mich irgendwie abzulenken. Hier zu sitzen und nichts tun zu können war echt scheiße.
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Familienbande
FanfictionHenry Cavill ist einer der begehrtesten Schauspieler und Junggesellen. Doch das er zwei Töchter hat, weiß kaum jemand.