Da hatte uns unsere Tochter eiskalt erwischt. Aber es musste ja mal so kommen. So ging es wohl jedem Elternteil irgendwann mal. Ich hatte ihr oft genug gesagt, dass sie lieber anklopfen sollte, bevor sie reinkam. Abschließen würde ich mein Schlafzimmer sicher nicht.
Smilla lag eng mich gekuschelt neben mir, ihren Bauch halb auf meinem liegen. Unser Sohn war munter und mittlerweile trat er kräftig. Es war schon lustig anzusehen, wenn auf einmal ein Fußabdruck an Smillas Bauchdecke zu sehen war.
„Ich hab Hunger", sagte sie irgendwann und ich schmunzelte. „Auf was?“ fragte ich und sie überlegte. „Vanillepudding", kicherte sie und ich erhob mich. Ich zog mir eine Shorts über und ging runter, schaute, ob ich meiner Verlobten ihren Wunsch erfüllen konnte. Tatsächlich war noch etwas da. Ich gab etwas in eine Schüssel und kramte einen Löffel auf der Schublade und rannte dann fast in Claire hinein, die von oben kam. „Du bist ja immer noch wach. Du hast morgen Schule", erinnerte ich sie. „Wie soll man denn bei dem Krach schlafen?“ brummte sie mit hochrotem Kopf und ich schmunzelte. „Wenn du den Krach schon hörst, warum kommst du dann überhaupt ins Zimmer, ohne zu klopfen?“ fragte ich sie. „Ich hab euch da überhaupt noch nicht gehört“, murmelte sie und wagte es nicht, mich anzusehen. Es war ihr peinlich. „Was wolltest du denn?“ erkundigte ich mich und wechselte das Thema. „Ich hab Unterleibsschmerzen und wollte Mama fragen, ob sie weiß, wo das Körnerkissen hingekommen ist.“ Ich überlegte einen Moment. „Halt mal“, bat ich sie dann und drückte ihr den Pudding in die Hand. „Du willst jetzt echt noch Pudding essen?“ fragte Claire. „Ich nicht. Aber deine Ma", zwinkerte ich und schaute in einem Karton, der hier unten ins Bad gekommen war. Ich fand, was ich suchte und drückte es Claire in die Hand. „Kein Körnerkissen, aber immerhin eine Wärmflasche.“ „Danke", sagte sie und begab sich in die Küche, um Wasser warm zu machen. „Gute Nacht. Und wenn noch was ist, klopf einfach", zwinkerte ich und Claire streckte mir die Zunge raus. Ich brachte Smilla ihren Pudding, was sich nun als unnötig herausstellte, denn sie war schon eingeschlafen. Also drehte ich wieder um, um den Pudding wieder in den Kühlschrank zu stellen. Claire kicherte. „Doch Schoko?“ fragte sie amüsiert und ich grinste. „Nein, sie ist eingeschlafen.“ Ich ging hinter Claire die Treppe hoch und sie verzog sich in ihr Zimmer. Ich sah noch mal nach Ally, die quer in ihrem Bett auf dem Bauch lag, den Mund offen und vor sich hin sabberte. Ich schmunzelte und legte ihr die Decke wieder über und legte mich dann zu meiner Verlobten ins Bett. Ich deckte uns beide zu und sofort schmiegte sie sich an mich.
Ich war froh, dass sie sich über das Armband gefreut hatte und es erstmal dabei belassen hatte, dass sie erst morgen erfahren würde, was die Koordinaten bedeuteten. Es war der Ort unseres ersten Kusses. Dem Hotel indem sie und Melli damals die vier Wochen geschlafen hatten. Ich hatte erst überlegt, dort ein Zimmer zu buchen, aber wir waren erst umgezogen. Das würde sie nicht wollen. Aber dieses Hotel hatte auch ein kleines Restaurant, wo ich einen Tisch für uns reserviert hatte. Dort würde ich auf sie warten, denn natürlich hatte ich keinen Termin. Anschließend wartete noch eine Überraschung auf sie. Zugegeben, ich war ein wenig nervös. Diese Aktion wäre eigentlich für einen Antrag passend gewesen, aber den hatte ich ihr schon nach dem Sex in New York gemacht. Oder für einen Geburtstag. Den aber hatte ich töffeligerweise verpeilt. Ich wollte es wieder gut machen und da schien mir der Jahrestag unseres ersten Kusses als guten Alternativtermin. Als ich die Konzertkarte im Schreibtisch gefunden hatte, hatte ich mich gefragt, warum ich sie all die Jahre aufbewahrt hatte und eigentlich war sie schon im Papierkorb gelandet. Doch dann fiel mir ein, dass ich mit Kyle stattdessen einen saufen gehen wollte. Und in diesem Pub fand ich die Liebe meines Lebens. Sie war es immer gewesen, weshalb ich es wohl nicht über mich gebracht hatte, diese Konzertkarte, für die ich damals ein halbes Vermögen bezahlt hatte, und welches Konzert nie stattgefunden hatte und ich mein Geld nie wiedergesehen hatte, einfach in den Müll zu werfen. Smilla würde den Rest meines Lebens an meiner Seite sein, und das waren mir die hundert Mäuse, die das Ticket damals gekostet hatte, allemale wert.
Ich betrachtete die schlafende Frau neben mir und war einmal mehr dankbar, dass sie mich aushielt. Ich war ein Sturrkopf, wie er im Buche stand. Und sie hatte eine Engelsgeduld mit mir. Sie gab mir die Ruhe, nach der ich mich all die Jahre gesehnt hatte. Für sie würde ich die Sterne vom Himmel holen und wenn Möglich, ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Mir kam eine Textpassage aus „der letzte Wunsch" der Hexersaga in den Kopf, über den Smilla sich köstlich amüsiert hatte, und ich hatte eine Idee. Ich stand leise auf, zog mir was über und schlich dann runter ins Büro. Ich schaltete mein Laptop an, und fing an zu tippen.Ich wurde wach, weil mir kalt wurde, und weil ich pullern musste. Das kam in der Nacht mittlerweile bis zu drei oder vier Mal vor. Das Bett neben mir war leer. Meine Uhr zeigte bereits nach halb zwei an. Ich stand auf, zog mir einen Slip und einen von Henrys Pullover über. Meine Kuschelpullover waren mir mittlerweile alle zu kurz am Bauch. Henrys Kapuzenpullis passten mir besser. Ich ging ins Bad und anschließend auf die Suche nach meinem Verlobten. Ich fand ihn im Büro. „Was machst du hier?“ fragte ich und er erschrak, klappte seinen Laptop schnell zu. „Was versteckst du vor mir?“ „Gar nichts“, tat er scheinheilig und ich zog die Augenbrauen zusammen. Ich ging zu ihm. „Zeig es mir", bat ich. „Nein“, konterte er. „Guckst du hier heimlich Pornos?“ fragte ich dann und verschränkte meine Arme vor der Brust. Henry fing an zu lachen. „So ein Quatsch. Das hab ich gar nicht nötig.“ Er schob den Laptop von sich und zog mich auf seinen Schoß. „Du musst nicht alles wissen, Honey. Du kriegst das früh genug mit", grinste er frech und gab mir einen Kuss. „Warum schläfst du nicht?“ fragte er dann. „Musste Pipi", erklärte ich. „Es war kalt im Bett, du warst nicht da. Warum schläfst du nicht?“
„Gedanken“, sagte er nur und ich sah ihn fragend an. Ich verzog den Mund. „Und du verrätst mir sicher nicht, welche“, vermutete ich und Henry schmunzelte. „Richtig geraten. Komm, lass uns ins Bett gehen.“ Er schob mich von sich und stand auf. „Mein Pulli steht dir", grinste er dann und gab mir einen Klaps auf den Po. „Au!“ fluchte ich kichernd. Zusammen gingen wir ins Bett und als ich das nächste mal pullern musste, lag Henry schlafend neben mir.
Henry hatte Claire und Ally geweckt und unsere Kleine anschließend in den Kindergarten gebracht. Mich hatte er schlafen lassen. Als ich aufstand war von ihm nichts zu sehen und von Kal auch nicht. Das Auto stand auf dem Hof, was mir verriet, das Henry vermutlich mit Kal raus war.
Ich stand vor dem Kühlschrank und mit fiel der Pudding ins Auge, den ich gestern Nacht noch hatte essen wollen, bevor ich eingeschlafen war. Ich nahm mir die Schüssel, setzte mich an die Küchentheke und dachte an letzte Nacht. Ich betrachtete das Armband und lächelte. Was mich heute Abend wohl erwartete? Dann fiel mir ein, das er nicht neben mir gelegen hatte und dass ich ihn im Büro überrascht hatte. Der Gedanke, nachzusehen schlich sich in meinen Kopf, doch ich schob ihn beiseite. Ich aß meinen Pudding und ging hoch, um duschen zu gehen. Als ich am Büro vorbei kam, stand die Tür einen Spalt offen. Ich lugte hinein und das Laptop stand noch immer so dort, wie er es von sich geschoben hatte. Das kleine Lämpchen blinkte. Also war er noch immer angeschaltet. Ohne das ich darüber nachdachte, ging ich zum Schreibtisch, zog das Laptop etwas vor und klappte es auf. Ich erwischte über das Touchboard und der Bildschirm ging an. Passwortgeschützt. Verdammt. Ich seufzte und wollte es eigentlich wieder zuklappen, aber ich erlaubte mir einen Versuch. Ich tippte die Namen unserer Kinder ein und natürlich war es falsch. Ich schnaufte. „Was mach ich hier überhaupt?“ fragte ich mich selbst, klappte das Ding wieder zu und schob es zurück an seinen Platz. Ich drehte mich um und erschrak. Henry stand in der Tür, die Arme verschränkt und eine Augenbraue nach oben. Ich bereute auf der Stelle, was ich getan hatte. Das war sonst überhaupt nicht meine Art. Ertappt biss ich mir auf die Unterlippe. „Es tut mir Leid", murmelte ich und sah schüchtern zu ihm. „Wenigstens versuchst du nicht, es abzustreiten“, sagte er und ich konnte den Ton nicht deuten. „Bist du sauer?“ fragte ich. „Ja, das bin ich", gab er zu und ich ging auf ihm zu, lehnte meinen Kopf an seine Brust. „Sorry, ich wollte es gar nicht. Aber dann hab ich es doch getan“, murmelte ich. Er schob mich nicht von sich, aber legte auch nicht die Arme um mich. „Vertraust du mir nicht?“ wollte er wissen. Ich konnte die Enntäuschung in seiner Stimme hören. „Doch. Natürlich", sagte ich sanft und sah auf. „Ich…. War einfach neugierig“, gab ich beschämt zu. „Was hattest du erwartet zu sehen?“ „Keine Ahnung….“, gab ich zu. Henry schob mich sanft von sich und ging zum Laptop, klappte es wieder auf. „Henry, du musst nicht….“ „Das Passwort sind die Geburtstage unsere Mädchen. Zusammengeschrieben und ohne Punkte", erklärte er und gab das Passwort ein. Auf dem Bildschirm war ein langer Text zu sehen. Ich kam einen Schritt näher, um zu erkennen, was es für einer war, aber dann schloss er das Programm. „Ich habe an meinem Ehegelübde für dich geschrieben. Ich weiß, es ist Keines geplant, aber ich musste einfach was aufschreiben“, erklärte er und mein Herz klopfte. Jetzt schämte ich mich noch mehr. Verschämt strich ich mir eine Träne aus den Augen. Verdammte Heulerei. „Du siehst, ich habe nichts vor dir zu verbergen. Es wäre also lieb, wenn du mir beim nächsten mal nicht hinterherschnüffeln würdest“, bat er mich und zog mich zu sich. „Ich schiebe das jetzt einfach auf deine Schwangerschaftshormone, denn ich weiß, das du eigentlich nicht so bist. Sonst würdest du mein Handycode nicht wissen.“ Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. „Du bist nicht mehr böse?“ fragte ich. „Ich verzeihe dir", sagte er und bekräftigte das mit einem weiteren Kuss. „Ich wollte Duschen, kommst du mit?“ wollte er dann wissen. Erst jetzt realisierte ich, das er seine Laufsachen trug und noch etwas verschwitzt war. Ich nickte und ging mit ihm.
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Familienbande
FanfictionHenry Cavill ist einer der begehrtesten Schauspieler und Junggesellen. Doch das er zwei Töchter hat, weiß kaum jemand.