Hochzeit

325 14 0
                                    

Ja, ich hatte Hunger. Die Aufregung legte sich und nun merkte ich ihn. Smilla war das nicht entgangen. Ich ignorierte meinen protestierenden Magen und konzentriere mich auf den Sttandesbeamten. Er erzählte von unserem Kennenlernen, von unseren Töchtern, und das wir uns nach vielen Jahren doch fanden. Mein Blick lag auf Smilla, die bemüht ruhig atmete, und nervös mit dem, um den Blumenstrauß gebundenen, Satinband spielte. Zudem knabbert sie, wie immer, wenn sie nervös war, an ihrer Unterlippe. Ich schmunzelte in mich hinein und bekam nicht mit, wie mir die wohl wichtigste Frage gestellt wurde. Piers stieß mich an und ich sah überrascht auf. „Das ist der Moment, wo du Ja sagen musst", flüsterte mir schnell mein Bruder zu. „Äh, Ja", sagte ich schnell und die Leute um mich herum lachten leise. Einschließlich dem Standesbeamten und Smilla. Ich schmunzelte ihr entschuldigend zu und sie drückte meine Hand. Dann fragte der Standesbeamte Smilla und sie sah mir fest in die Augen und sagte „Ja.“ Ich lächelte sie glücklich an und mein Herz setzte einen Moment aus vor Glück. Ally brachte uns strahlend die Ringe. Ich schob Smilla ihren Ring über den rechten Ringfinger und sie tat das selbe bei mir. Nur mit weitaus zittrigeren Händen. „Ich erkläre euch hiermit zu Mann und Frau“, sagte der Standesbeamte. Ich legte meine Hand an ihre Wange und küsste meine Frau. Erst ganz zart  dann zog ich sie an mich und küsste sie leidenschaftlich. Um uns herum wurde applaudiert und gejubelt und als ich mich von Smilla löste, sah ich ihre geröteten Wangen. Ich hingegen strahlte übers ganze Gesicht. Wir waren verheiratet.

Henry bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, während mir ein wenig warm war. Der Kuss, mit dem er unsere Ehe besiegelt hatte, ließ mich alles andere als kalt. Sehr zum Gelächter der anderen. Der Standesbeamte hielt noch eine kleine Rede, dann erklangen leise Gitarrenklänge und erregten unsere Aufmerksamkeit. Claire stand mit Ian in der Ecke, vor ihr ein Mikrofon. Sie fing an zu singen und ich erkannte das Lied sofort. Mein Herz schlug kräftige und mir kamen Augenblicklich die Tränen, als unsere Tochter begann „the Book of love" von Peter Gabriel zu singen. Ich spürte Henrys Hand an meiner und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Claire hatte eine schöne Stimme, das wusste ich, dennoch klang ihre Stimme ein wenig unsicher. Aber das machte nichts. Sie war keine professionelle Sängerin und würde es auch wohl nie sein aber damit machte sie mir und Henry das schönste Hochzeitsgeschenk. Ich liebte den Song und ihn von ihr gesungen zu hören, war einfach wunderschön und rührte mich. Mehrmals musste ich meine Tränen wegtupfen und auch Henry hatte verräterisch, glänzende Augen. Unsere Tochter beendete die letzte Zeile und kam auf wackeligen Beinen auf uns zu wo wir sie in die Arme schlossen. „Das war so schön, Spatz", schniefte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Jetzt zu den Förmichkeiten" lächelte der Standesbeamte, nachdem Claire sich wieder gesetzt hatte. „Ich brauche noch ein paar Unterschriften“, erklärte er und schob Henry die Heiratsurkunde hin. Er unterschrieb mit seinem Vollen Namen, was ich heute das erste Mal sah. Henry William Dalgliesh Cavill. Er grinste und schob mir das Dokument zu. Ich setzte an und er räusperte sich, als ich schon mit dem S nach meinem Vornamen anfing. Ich kicherte und machte daraus ein C und vervollständigte meinen Neuen Nachnamen. Dann waren die Trauzeugen dran. Zuerst Melli. Dann Piers.
„Jetzt wird angestoßen“, verkündete der Standesbeamte feierlich und ließ den Korken knallen. Es gab Champagner für alle und für mich und die Kinder Orangensaft.
Unsere Töchter waren als erstes da, um uns zu gratulieren und Henry nahm Ally hoch und gab ihr einen dicken Kuss. Ich drückte Claire an mich, die wie ich ein wenig heulte.
Als nächstes waren da meine Schwiegereltrn und dann Nick und seine Frau, wobei uns Nick sein Handy unter die Nase hielt, auf dem Charlie, Heather und der kleine Oliver zu sehen waren. „Glückwunsch ihr zwei“, sagte Charlie. „Aber Henry, echt mal. Deinen Einsatz zu verpassen. Sieht dir gar nicht ähnlich", lachte er. „Ha ha", machte Henry und ich kicherte.
Dank der relativ kleinen Gästeliste ging das Beglückwünschen recht schnell von statten. Henry stellte sein Champagnerglas zur Seite. „Ich brauche dringend was zu essen, sonst bin ich gleich betrunken", flüsterte er mir ins Ohr und ich kicherte.
„Komm mit", sagte ich in einer ruhigen Minute und konnte ihn unbemerkt aus dem Trauzimmer ziehen. Ich ging mit ihm in die Küche und schaute, was ich finden konnte. Im Kühlschrank stand ein Teller mit Sandwiches. Keine Ahnung, wofür oder für wen die waren, aber wenn eins fehlte, würde es sicher nicht auffallen. Ich stibitzte eins und reichte es Henry. Der lachte und schnalzte mit der Zunge. „Du kleine Diebin", grinste er uns biss beherzt hinein. Ich zuckte mit den Schultern. „Wir sind die einzigen Gäste hier im Haus“, sagte ich, als sei es eine Entschuldigung. Henry verdrückte das Sandwich, wischte sich den Mund ab und zog mich dann an sich. „Das hab ich gebraucht. Du bist ein Engel“, lächelte er und gab mir einen Kuss. Ich lehnte mich an ihn und versank in den Kuss. Er schmeckte nach mehr und ich vergrub meine Hand in seine Locken, zog mich näher an ihn heran.
„Hier seid ihr“, hörte ich Claire und Henry schmunzelte an meine Lippen. „Es wird Zeit für die Fotos", erklärte Claire. „Gib uns eine Minute. Wir kommen gleich", bat Henry sie und Claire ließ uns wieder alleine. Henry legte seine Hand an meine Wange. „Meine Ehefrau“, lächelte er. „Meine Mrs. Cavill.“ Er strahlte. „Mein Ehemann", hauchte ich und legte meine Lippen wieder auf seine, küsste ihn sanft und leidenschaftlich.
Ein Räuspern unterbrach uns ein weiteres mal und Henry brummte genervt. „Kann man hier echt keine Minute alleine.. oh, Dad...“ unterbrach er sich selber und ich kicherte, drehte mich zu meinem Schwiegervater um und lehnte mich an meinen Mann. Colin grinste breit. „Ich störe euch wirklich nur ungern, aber die Fotografin hat nicht ewig Zeit", zwinkerte er. Henry nickte, drückte mir noch einen kleinen Kuss auf die Lippen und schob mich dann aus der Küche.

Erschöpft setzte ich mich auf die Treppe, auf der wir für die letzten Fotos posiert hatten und strich über meinen Bauch. Henry hockte sich vor mich hin. „Brauchst du ne kleine Auszeit?“ fragte er mich. „Dafür habe ich doch gar keine Zeit“, erinnerte ich ihn. „Die nimmst du dir einfach. Komm, ich bring dich hoch in unser Zimmer. Du ruhst dich aus und ich passe auf dass unsere Tochter nicht den ganzen Kuchen auffuttert“, lächelte er und stand auf, hielt mir seine Hand hin. Dankend nahm ich sie und würde das Angebot annehmen. Der Tag war noch lang und vermutlich würde ich ihn ohne eine kleine Pause nicht bis zum Schluss überstehen. Langsam begann die Schwangerschaft anstrengend zu werden.
„Wo wollt ihr hin? Ihr könnt jetzt nicht aus dem Staub machen“, hielt uns meine Mama auf. „Ich bringe Smilla hoch, sie soll sich ein bisschen ausruhen. Ich bin gleich wieder unten“, versprach er und brachte mich auf unser Zimmer. „Wow. Hübsch hier“, erkannte ich, als ich das Zimmer betrat. „Ja. Und erst jetzt vollkommen", lächelte Henry und zog mich in seine Arme, küsste mich sanft und gefühlvoll. „Hmmm…“ seufzte ich angetan und Henry löste sich schmunzelnd von mir. „Du sollst dich ausruhen. Nicht mich verführen“, lachte er und drückte mir noch einen Kuss auf. „Das heb dir für später auf.“ Er grinste verführerisch und ich hatte Mühe, mich zu beherrschen, ihn nicht einfach ins Bett zu zerren und ihm die Klamotten vom Leib zu reißen. „Ein Penny für deine Gedanken", murmelte er. „Oder auch lieber nicht, sonst wird das nichts mehr mit der Feier", grinste er und ging zur Tür. „Schlaf gut, Mrs Cavill", hauchte er und ließ mich allein.
Ich legte mich aufs Bett, starrte an die Decke und hing meinen Gedanken nach. Ich war jetzt verheiratet. Smilla Cavill…. Diesen Gedanken festhaltend, dämmerte ich tatsächlich kurze Zeit später weg.

FamilienbandeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt