Der erste Tag auf Jersey

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Es war einige Zeit her das ich Marianne und Colin gesehen hatte. Nicht nur auf dem Bildschirm, wenn eines der Mädchen Geburtstag hatte. Zuletzt hatte ich sie am Tag von Allys Taufe gesehen.


Etwas schüchtern stand ich neben Henry, der seine Eltern herzlich mit einer Umarmung begrüßte. Ich reichte Colin die Hand, er aber zog mich in eine liebevolle Umarmung, die ich ein wenig überrumpelt erwiderte. „Mami und Daddy sind jetzt ein Paar", bekundete unsere Kleine und wir lachten. „Na das wurde ja auch mal Zeit", erwiderte Colin und zwinkerte mir zu. Anscheinend wusste er schon Bescheid. Simon. Natürlich.


Marianne zog mich ebenfalls in eine liebevolle Umarmung. „Willkommen in der Familie, mein Schatz", flüsterte sie mir ins Ohr und ich lächelte sie dankbar an. Marianne und Colin waren sehr liebevolle und herzliche Menschen. Und ebenso herzlich waren auch ihre Söhne. Ich verstand mich gut mit meinen Eltern, doch so innig und herzlich war unser Verhältnis nie. Ich wusste, dass sie mich liebten, doch sie waren nicht wirklich Menschen, die es oft zeigten. Bei den Cavills war es genau anders. Ich mochte es und genauso hatte ich meinen Mädchen immer gezeigt, das ich sie liebte.


„Ich hoffe, ihr habt Hunger", sagte Marianne, als wir ins Haus gingen. „Ich habe Kuchen gebacken."


„Oh ja! Kuchen!!!" freute sich Ally und wir lachten. „Dad hat gestern auch mit Ally gebacken. Er wollte den Kuchen mitbringen, aber Ally hat ihn gestern gekillt", erzählte Claire amüsiert. „Also haben wir ihn aufgefuttert."


Henrys Eltern lachten ebenfalls und wir setzten uns draußen auf die große Veranda. Kal machte den Garten unsicher, von dem man einen wundervollen Blick hatte, und man sogar das Meer sehen konnte. Marianne goss uns Kaffee ein, doch ich lehnte ab. „Für mich bitte nicht. Mir ist immer noch ein bisschen flau um Magen von der Überfahrt. Ich werde immer schrecklich Seekrank", entschuldigte ich mich. „Kein Problem. Möchtest du lieber einen Tee?" fragte sie. „Gerne Pfefferminze, wenn es geht." Ich lächelte und sie holte heißes Wasser und ein paar Teebeutel für mich. Auch auf den Kuchen verzichtete ich.


Ally futterte zwei Stücke Kuchen und war dann schon im Garten verschwunden. Sie tobte mit Kal, schaukelte oder sprang auf dem Trampolin rum, welches die Cavills hier im Garten stehen hatten für ihre Enkelkinder, die sie so oft es ging sahen. Piers hatte eine Tochter und einen Sohn und Nikki hatte zwei Söhne. Simons und Danielle würden bald ihr erstes Baby bekommen, ebenfalls einen Sohn. Charlie hatte noch keine Kinder, aber er war verlobt und würde bald seine Heather heiraten, wie mir Henry verraten hatte. Ich freute mich für ihn.


„Ich würde dann jetzt gern den Wagen ausräumen", sagte Henry irgendwann und riss mich so aus meinen Gedanken.


„Ich helfe dir", meinte ich und wollte aufstehen.


„Nein, bleib ruhig sitzen. Ich mach das schon", lächelte Henry drückte mit einen Kuss auf den Kopf und ging um das Haus herum zum Wagen. Sein Vater folgte ihm.


Claire spielte mit ihrer Schwester und ich saß nun allein mit Marianne auf der Terrasse. „Ihr seht glücklich aus", bemerkte sie lächelnd. „Das sind wir", versicherte ich ihr. „Wir waren ja schon immer der Meinung, dass ihr zusammengehört", lächelte sie. „Aber manches dauert eben ein bisschen länger. Vor allem bei Henry", lachte sie. „Nur mit dem Kinderkriegen. Da war er der schnellste." Wir mussten beide lachen. Sie erzählte mir, wie Henry damals als Junge war und sie brachte mich damit mehr als einmal zum lachen.


Als Henry den Wagen ausgeladen hatte und die Sachen in den Zimmern verteilt hatte, gesellten sich die Herren wieder zu uns. Marianne hatte mir gerade die Geschichte erzählt, als Henry damals in der Grundschule von seinem damaligen Schwarm nackt nach dem Schwimmen gesehen worden war und ich lachte herzlich. „Mom, erzählst du wieder peinliche Jugendgeschichten von mir?," vermutete er und setzte sich zu mir. „Kindergeschichten. Wir wollten grad bei der Jungend anfangen", zwinkerte ich. „Da bin ich ja grade rechtzeitig gekommen, um sie davon abzuhalten. Da geht's erst richtig los mit den Peinlichkeiten."

FamilienbandeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt