Kapitel 12

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Louis POV

 

Ich fuhr mir durch mein Gesicht und musste mich für einen kurzen Moment hinsetzen. Bei mir drehte sich alles. Alles nahm ich dumpf und verschwommen wahr. Ich atmete tief ein und aus und versuchte nicht durch zu drehen. Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Harrys Nummer. Schnell hielt ich mir das Handy ans Ohr und wartete. Doch es tutete nur und die Mailbox sprang an. Ich ließ mein Handy sinken und starrte es einfach nur an. Ich hatte eine riesige Angst, dass Harry sich wieder was antat. So wie er vorhin drauf war, konnte er einen Rückfall erlitten haben. Ich hoffte es natürlich nicht. Doch der Gedanke lag nahe. Damals war es auch so. Fieberhaft dachte ich nach, wo er sein könnte. In einer Bar? Nein, dann wäre er schon gesehen worden. Außerdem glaubte ich, dass er alleine sein wollte. Jemand hielt mir ein Glas mit Wasser hin. Ich schaute auf, sah Liam mit besorgtem Gesichtsausdruck und nahm einen Schluck. Danach umklammerte ich es ganz fest. So als wäre es mein einziger Halt.

„Liam“, flüsterte ich leise: „ War irgendwas im Bad anders?“ Liam überlegte und schaute mich dann geschockt an.

„Du meinst, dass er sich wieder…“ Fragte er mich geschockt. Ich nickte zaghaft mit meinen Kopf.

„Aber er hat doch aufgehört und versprochen, dass er das nie wieder tut.“ Sagte Liam fassungslos.

„Ich weis. Ich weis was damals passiert ist. Ich war dabei. Ich weis was er gesagt hat. Aber ich kenne ihn. Ihr kennt ihn doch. Harry ist sensibel.“  

Schrie ich. Ich war mittlerweile aufgesprungen und rannte raus. Weg von den fassungslosen Gesichtern. Weg von der Verantwortung. Weg von den mittleidigen Blicken. Einfach nur weg. Ich hörte wie mir jemand folgte und  rannte schneller. Ich kam am Auto an und merkte, dass ich keinen Schlüssel hatte. Ich schaute mich um und sah die schreienden Fans und Paul, der mir immer näher kam, bis er da war. Wortlos hielt er mir den Autoschlüssel hin und ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. Schnell stieg ich ein, startete den Motor und fuhr los. Ich wusste nicht wohin ich sollte. Also fuhr ich erst einmal aus der Stadt. Wenn ich alleine sein will, dann würde ich aus der Stadt in den Wald fahren. Genau das tat ich auch. Ich fuhr immer schneller, überschritt die Geschwindigkeitsgrenzen und es war mir egal. Ich fuhr bestimmt eine Stunde schon, als ich den Wald langsam sah. Ich drosselte mein Tempo und hielt Ausschau nach Harrys Mietwagen am Straßenrand. Nach fünf Minuten sah ich es, fuhr ran und stieg aus. Ein kleiner schmaler Pfad führte in den Wald. Ich ging ihn entlang.

 Ich ging bestimmt schon eine Weile den Pfad entlang, als ich zu einer Lichtung kam. Diese war wunderschön mit blühenden Blumen und Lichtdurchflutet. Staunend sah ich mich um und entdeckte dabei eine Person. Diese saß mit angezogenen Knien da, mit zuckenden Schultern, lange braune Locken und seine typische Körpergröße. Harry. Schnell ging ich auf ihn zu, ließ mich neben ihn fallen und zog ihn in meine Arme. Am Anfang erschreckte sich Harry und als er merkte, dass nur ich es war, entspannte er sich in meinen Armen. Ich hielt ihn einfach nur fest, summte ihn was vor, war für ihn da und ließ ihn heulen. Irgendwann verstummte Harry in meinen Armen. Ich wartete noch eine Weile ab, bevor ich ihn langsam los ließ. Ich drückte ihn an den Schultern zurück, sodass ich ihn ernst anschauen konnte. Er starrte mich mit tränenunterlaufenden Augen an und auch schuldig. Ich ahnte es. Doch ich hoffte immer noch, dass ich falsch lag.

„Harry“, flüsterte ich besorgt und ängstlich: „ Zeig mir deine Arme!“ Er schaute mich nur geschockt an und fing wieder an zu schluchzen. Auch ich musste weinen. Mit zitternden Händen nahm ich seinen linken Arm und schob langsam den Ärmel hoch. Ich schnappte nach Luft als ich den blutdurchtränkten Verband sah. Harry schluchzte auf. Ich nahm sanft den Verband ab und sah mir geschockt seine Schnitte an. Es waren viele. Manche tief und immer noch blutend. Manche schon verkrustet. Entsetzt starrte ich Harry an, der mir schnell seinen Arm entzog und darauf starrte.

„Warum Harry? Du hast es versprochen.“ Heulte ich. Er starrte nur auf seinen Arm, während er leise weiter weinte.

„Verdammt Harry! Sag doch mal was.“ Versuchte ich ihn aufgebracht zum Reden zu bringen. Doch er sah weiter nach unten. Nur ein leises: „Es tut mir leid“, war zu hören.

„Es tut dir leid?“ Echote ich langsam. „Es tut dir nur leid? Wieso Harry? Warum gerade jetzt? Verdammt Harry rede mit mir. Ich will dir doch nur helfen.“ Schrie und heulte ich in Verzweiflung. Langsam sah Harry mich an. Ich schrie, heulte und tobte. Doch Harry tat nichts außer da zu sitzen und ab und zu zusammenzuzucken. Irgendwann brach ich erschöpft zusammen und setzte mich vor ihn hin. Ich schaute zu wie er seinen Arm verband und roch das Blut. Mir war schlagartig kotzübel. Schnell stand ich auf, rannte zum Waldrand und erbrach mich geräuschvoll. Harry war mir gefolgt und wollte mich in den Arm nehmen. Doch ich schlug ihn weg. Ich wollte nicht. Ich war enttäuscht und verletzt. Er hatte es mir damals geschworen, dass er sich nie wieder ritzte. Ich ging wieder in die Mitte der Lichtung und legte mich erschöpft hin. Ich hatte Durst und mir war schwindelig. Außerdem schwirrten tausend Gedanken in meinen Kopf rum. Ich wusste ich hatte mich falsch verhalten. Ich hätte ihn nicht anschreien dürfen. Doch ich war so verletzt. Ich ahnte seine Gründe und hatte Angst vor ihnen.

„Harry, vielleicht ist es besser das Kind nicht zu bekommen.“ Flüsterte ich leise und gebrochen. Harry, der wieder neben mir saß, schaute mich geschockt an.

„Was wieso? Ist es weil ich es wieder getan habe? Es tut mir leid. Ich konnte nicht widerstehen. Ich habe es versucht. Wirklich. Aber ich habe es nicht geschafft. Louis ich wollte das nicht und schäme mich dafür. Du darfst das Kind nicht abtreiben. Ihr seid mein einziger Halt. Bitte tu das nicht.“ Bettelte und bat er verzweifelt.

„Dann erkläre mir warum.“ Bat ich ihn ruhig. Ich drehte mich rum und schaute ihn an, während er versuchte es mir zu erklären.

„ Mir ist das halt einfach zu viel geworden. Wir sind seit drei Jahren zusammen und dürfen uns nicht outen. Ich liebe dich. Aber das Management wird uns nie akzeptieren. Du musst eine PR-Beziehung mit Eleanor führen und ich mag sie nicht. Ich kann es nicht mehr sehen, wie ihr euch küsst, Händchen haltet und Spaß habt. Während wir uns in der Öffentlichkeit nicht mehr ansehen dürfen. Sie versuchen uns die ganze Zeit auseinander zu bringen. Dann der Hate der Fans. Viele finden mich hässlich und das ich nicht singen kann und sie haben Recht. Dann der Stress der Tour. Wir haben so viele Termine. Du bist schwanger und ich freue mich darauf Vater zu werden, wirklich. Aber das Management wird das nie zu lassen. Wenn das jemals rauskommt, dann werden sie dafür sorgen, dass ich als Vater nicht anerkannt werde. Ich will euch nicht verlieren. Und du leidest darunter. Dir geht es nicht gut und ich kann nichts dagegen unternehmen, weil mir die Hände gebunden sind. Außerdem bin ich feige. Ich bin Schuld daran wie es dir geht. Ich war nicht da, als du mich am meisten brauchtest. Ich habe dich einfach ignoriert. Es ist auch mein Kind was in dir heran wächst und ich kann nicht da sein. Ich kann dich nicht zu Untersuchungen begleiten und dich im Arm halten wenn es dir schlecht geht. Ich darf es einfach nicht. Ich habe in dem Moment die Hoffnung verloren.“ Erklärte mir Harry unter Tränen und auch ich heulte einfach nur.

AN: Ich heule auch. Gott, sorry für das dramatische Kapitel. Viele werden Harrys Entscheidung nicht verstehen. Ich hoffe ihr könnt es wenigstens nachvollziehen. Ich habe lange mit mir gerungen sowas zu schreiben. Doch dann dachte ich mir: Keine Person ist perfekt. Irgendwie sind mir meine Hauptcharaktere zu glatt. Jetzt kennt ihr die schlechten und schwachen Seiten der Beiden. Louis Reaktion mag ja heftig sein. Aber er ist enttäuscht, verletzt, durcheinander und schwanger. Verzeiht ihm den Ausbruch. Ich wollte der Story auch mehr Tiefe und andere Nebenhandlungen geben. Es kann nicht nur um Louis gehen. Sondern Harrys Situation dabei sollte auch beachtet werden. Vielleicht ist das Experiment gescheitert. Dann tut es mir leid. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir Feedback hinsichtlich der jetzigen Entwicklung geben könntet.

Vielen Dank für eure vielen reads, votes und Kommentaren. Ich liebe euch.

Widmung: talkaboutxeva vielen Dank für das erste Kommi im 11. Kapitel und dazu noch ein total schönes Lob.

Nächstes Kapitel: Donnerstag

Wörter:  1452 mit AN

Paula

You and I // LARRYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt