Kapitel 15

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Ist das gerade wirklich passiert oder bin ich noch nicht von meinem Schlaf erwacht und ich träume?

„Was hast du gesagt?" , hakte ich nach um bemerkte garnicht, wie laut ich vor Aufregung wurde.
„Warum schreist du so?" , lachte er.
„Ich habe gefragt, ob wir uns treffen sollen."

Er sprach jedes Wort klar und deutlich aus, um sicherzustellen, dass sein Vorschlag bei mir angekommen ist. Ich stand einem Herzinfarkt nahe.
Dennoch riss ich mich zusammen.

„Wo wollen wir uns denn treffen?"

Dabei zitterte meine Stimme heftiger als zuvor.

„Wollen wir uns um 16:30 Uhr in der Bibliothek treffen?" , schlug er vor.
„Einverstanden, bis gleich." , sprach ich hektisch ins Mikrofon, bevor ich mit schwitzigen Fingern den Anruf beendete.

Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus, da ich meine schnelle Atmung wieder regulieren wollte. Auch mein Herzschlag normalisierte sich paar Minuten später. Nach zahlreichen Überlegungen, kam ich anschließend zum Entschluss unter die Dusche zu gehen. Zum Einen, um mein verschmiertes Make-Up zu entfernen und zum Anderen, um die verbleibende Stunde vor meiner Fahrt in die Bücherei schnell zu überbrücken. Denn ohne Beschäftigung würde mein Kopf keine Ruhe finden, nach diesem Telefonat.
Angekommen unter der Dusche, ließ ich warmes Wasser auf meiner Haut prasseln. Die Wassertropfen entspannten meinen Körper und mit fällt in dem Moment ein, wie sehr ich ihn die ganze Zeit angespannt habe.
Meine Muskulatur lockerte sich endlich und ich drückte meinem Kopf nach hinten, damit der Duschkopf unmittelbar über meinem Gesicht liegt.
Die Maskara unter meinem Auge löste sich, mit etwas Hilfe von meinen Händen, endgültig auf.
Ich verwendete zusätzlich etwas Waschgel, um Make-Up-Reste zu umgehen. Nachdem auch meine Haare und mein Körper erfolgreich gereinigt wurden, zog ich meinen Bademantel an. Nun stehe ich verzweifelt vor meinem Kleiderschrank. Ich bin mir unsicher, welche Kleidung ich jetzt wählen sollte. Schlussendlich erschien mir ein schlichtes Alltagsoutfit am angemessensten. Meine geföhnten Haare trug ich erneut in einem Pferdeschwanz. Ich schaute auf die Uhr. 16 Uhr. Es war Zeit, mich auf dem Weg zu machen. Ein paar Straßen von meiner Haustür entfernt, befindet sich die Busstation, an der ich gerade stehe. Einige graue Wolken hatten den einst strahlenden Himmel verdunkelt. Während ich verträumt nach oben blickte, waren die Motorgeräusche des Buses hörbar. Ich nahm Platz und lehnte mich an das kühle Fenster. Mir gefiel das kalte Gefühl auf meiner Wange. Mit jeder vergangenen Station, realisiere ich wo mein Weg eigentlich gerade hingeht. Ich bin auf dem Weg um Mattia, außerhalb der Schule, zu treffen.
Alleine. Nur Er und Ich. In einer ruhigen Bibliothek.
Wo meistes keine Menschenseele auffindbar ist.

„Nur Er und Ich." , wiederholte sich stetig in meinen Gedanken.

Und ohne zu merken, grinste ich über beide Ohren. Die Entfernung zwischen der Bücherei und mir verringerte sich mit jeder Sekunde. Jetzt hielt der Bus an und ich stieg aus. Ich holte noch einmal tief Luft und schaute die riesige alte Stadtbibliothek, die direkt gegenüber der Busstation lag, konzentriert und gedankenversunken an. Kennt ihr das, wenn ihr die schmerzvollen Konsequenzen eurer Taten kenn, aber es trotzdem nicht sein lassen könnt? Es ist wie eine Drogensucht. Du weißt, dass sie dich zerstören wird, aber dein Drang und die Sehnsucht nach ihr ist größer. Dieses kommende Treffen ist wie der Zug an einer Droge. Dieser eine Moment, an dem du dich wie in einer anderen sorgenfreien Welt fühlst. Du für eine flüchtige Zeit spürst, wie das Adrenalin in dein Körper schießt. Dieses kurz anhaltende unbeschreibliche Gefühl, dass man erleben muss, um es zu verstehen. Und wenn dieser Zug vorbei ist, bleibt der bittere Nachgeschmack der Reue. Du bist auf dem Boden der Realität zurück und merkst, dass du dir selbst einen Messer in den Rücken gerammt hast. Denn du hast dich nur noch anhänglicher gemacht. Dein Verlangen nach deinem eigenen Untergang wächst mit jedem Zug, den du zu dir nimmst, aber du bist unfähig etwas zu ändern. Er ist meine Droge. Ich werde seine Nähe bereuen, doch gerade brauche ich sie. Du bist meine Sucht, Mattia.

// Noch 2 Wochen. Das ist alles, was du noch hast, bevor du endlich die Möglichkeit hast, dich zu entspannen. Aber damit das passiert, musst du diese Woche alles geben, okay? Ich weiß, ich weiß. Das ist sehr viel, aber tue alles, um dich zu motivieren und dein Bestes zu geben. Auch wenn dein Bestes nicht viel zu sein scheint. Und auch wenn du dir die Energie zum Lernen oder irgendetwas nicht leisten kannst, ist es in Ordnung. Wirklich, es ist völlig in Ordnung. Ich bin stolz, wenn du es kannst und ich bin auch stolz, wenn du es nicht kannst. Du gibst dein Bestes und das ist genug. Vergiss nicht, dir genug Zeit für dich selbst zu geben. Ich weiß, dass es manche gebrauchen werden:) Wie geht es euch?

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt