Kapitel 55

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Mattias Sicht-
Wir fuhren mit der Bahn durch die Stadt und kamen mit ihrer Führung letztendlich in einem Bowling Studio an.

„Was machen wir hier?" , sprach ich irritiert, obwohl die Antwort offensichtlich war.
„Wir bowlen, Mattia. Mit Mar und seinem Date."

Ich nickte. Zu zweit erfüllt das Bowlen nicht den Zweck der Unterhaltung, weshalb eine größere Gruppe sinnvoll ist. Dennoch schaute ich lustlos durch die Gegend, weil ich mich auf diese eigenartige Doppel-Date- Konstellation nicht im geringsten freue. Wir blieben vor dem Eingang, auf dem grau gepflasterten Bürgersteig stehen. Das Auto von meinem Kumpel Mar parkte gegenüber der Bowling Halle, doch die verspiegelten Autogläser gaben mir nicht die Chance, seine weibliche Begleitung zu erkennen. Mein langjähriger Bekannter stieg zu erst aus dem Wagen und geht mit erhöhtem Tempo auf den Beifahrersitz zu.

„Erlauben Sie mir, Madame?" , fragte er, als er die Tür öffnet, um nach ihrer Hand zu bitten.

Ich verdrehe lachend meine Augen, weil seine charmante Art in unserem Freundeskreis bereits allen geläufig ist. Wahrlich ein Frauenkenner. Eine zierliche Hand legt sich zögerlich in seine. Die Gestalt verlässt das Auto und beide kommen Hand in Hand auf uns zu. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich die Weiblichkeit identifizierte. Das Blut gefror in meinen Adern. Es verfiel gemeinsam mit meiner gesamten Statur in eine Schockstarre. Ich fühlte mich leblos. Eine eiskalte Leiche, die erstarrt und entseelt, nicht einmal sich selbst spüren kann. Ich konnte vor Schreck nicht einmal Blinzeln oder meine gefallene Kinnlade richten. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen.

„Und wie war es Freunde?" , kreischte meine feste Freundin Aurelia und lief auf sie zu.

Sie bewegte ihre Augenbraue abwechselnd hoch und runter, um die zweideutige Absicht zu verdeutlichen.
d/N, die bei ihrem Fußweg bislang beschämt auf den Boden sah, erhob ihren Kopf, um auf die Anmerkung ihrer besten Freundin zu reagieren. Doch reflexartig landeten ihre Augen bei mir. Sie starrte mich an. Blicke, die ich nicht einordnen kann, durchlöcherten, wie unzählige Schüsse aus Blei, meine Seele. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wie verdachtsschöpfend das ist, dass wir beide wie versteinert einander fixieren, verharrten wir in dieser Haltung. Mit ihrer Hand fuchtelte die beste Freundin vor ihrem Gesicht herum.

„Hallo? Erde an d/N. Bist du noch da?" , scherzte Aurelia.

Mit einem Kopfschütteln holt sie sich selbst auf den Boden der Tatsachen zurück.

Stockend antwortete sie in einem zittrigen Ton: „J-Ja. Al- Alles g-gut."

Ihre Stimme brannte sich in meinem Gehör ein wie ein Feuermal. Ein engelsgleicher Klang, der meine Sinne wieder ins Leben ruft. Ein Wiederbelebungsakt, der schmerzvoller nicht sein könnte. Denn nun erwachte ich aus meiner Starre und nahm diesen Anblick mit jedem Nerv wahr. Ein Feuer entfachte in meinem Inneren. Eifersucht, Wut und Enttäuschung, waren wie der Zündstoff, welcher diesen Brand antrieben. Es zerriss mich, diese verkreuzten Hände mit meinen eigenen Augen zu sehen.

„Du hast mit d/N nicht gerechnet. Nicht wahr?" ,hakte meine Freundin nach, nachdem sich die Überraschung für uns Beide aufgelöst hatte.

Sie hielt uns die Tür zum Bowling- Center offen und lächelte mich an. Ich schüttelte den Kopf, weil sich in meinem Inneren soviel mehr abspielte, als dass ich noch Kraft habe, ihr mit einer Antwort entgegen zu kommen. Mar suchte sich einen gemütlichen Ort in diesem Studio. Ein gepolstertes Ecksofa mit der dazugehörigen Bowlingbahn in einer abgeschiedenen Ecke der Halle, war unsere Bleibe für die nächsten Stunden. Ihre Hände hatten sich mittlerweile getrennt. Ich will nicht wissen, wo dieser Abend geendet hätte, wenn ich dieses Bild länger zu Gesicht bekommen müsste. Ich hasste diesen Tag. Ich hasste diesen Moment so sehr, sodass dieser Groll meine Brust zuschnürte. Dieser Anblick. Ich hasste es, dass ich nicht ihre Begleitung bin. Ich hasste es, dass ich sie gehen ließ. Ich verstand, dass sie mich von ihren Kämpfen fern halten möchte. Es sei das Beste für mich, neu zu beginnen. Aber seit wann ist das Richtige, das was ich will?

„So, Mattia und ich sind in einem Team und Mar und d/N sind zusammen. Alle einverstanden?" ,beginnt meine Freundin, als sie sich mit Snack-Schalen und den passenden Schuhen zu uns gesellt.
„Lasst uns beginnen!" , rief Mar und stand von seinem Sitzplatz auf.

Wir taten ihm gleich und begannen mit dem Spielen.
Jeder kam nacheinander an die Reihe, während die Punkte von Teammitgliedern zusammen gezählt werden. Wir waren in Führung. Abgesehen von ihrer atemberaubenden Schönheit, bei jedem meistens keinen einzigen Kegel treffen. Und wie vorhin bereits erwähnt, ist Mar ein Charmeur schlechthin.
Während Aurelia sich abseits um die Getränke sorgt, war d/N wieder am Zuge. Und dies ließ Mar sich nicht zweimal sagen. Er stellte sich hinter ihren Körper und rückte näher ran. Sie erschreckte sich und die schwere Bowlingkugel fiel ihr aus der Hand.

„Hey, Lass mich dir helfen." , flüsterte er reizvoll.
Er hob die Kugel wieder auf und legte sie in ihre rechte Hand.

Mein Herzschlag war unkontrolliert. So laut pochte es, dass meine Schläfen im Takt pulsierten. Mit geballten Fäusten schaue ich mir dieses Szenario an und würde Feuer spucken, wenn ich meinen Mund öffne. Er schmiegte sein Körper näher an ihresgleichen, obwohl das für ihr eigentliches Vorhaben sinnlos ist. Aber er weiß, was er tut. Mit seiner Hand leitete er die Bewegung an und warf die Kugel. Ein Volltreffer, denn alle Kegel fielen um. Als eigenständige Belohnung, schlang er seine Arme um ihre schmale Taille. Mal wieder rechnete d/N nicht mit diesem engen Körperkontakt. Doch ehe sie reagierte, schritt ich ein. Ich sah nur noch rot. Als hätte er mit dieser Tat Öl in mein Feuer gegossen. Meine Flammen loderten. Selbstbeherrschung? - ein Fremdwort. Meine Kiefer spannte sich an, sodass meine Zähne schmerzten. Ich riss Mar aus seinem Griff und zerdrückte sein Handgelenk.

„Mattia, Bruder. Was ist lo-", doch meine Faust landete in seinem irritierten Gesicht.

|| damn bro. Eifersüchtig asf, damit hatte keiner gerechnet

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt