Kapitel 45 - Lesenacht

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„Wir sind für einander bestimmt, d/N." , war der letzte schwache Anlauf seinerseits, während er verzweifelt mein Gesicht in seine schwitzigen Hände legt.

Sein letzter angsterfüllter Blick durchbohrte mein Inneres.

„Nein, Mattia. Wärst du mein Schicksal, so wären wir jetzt nicht am Ende." << Diese Worte sind die letzten, die uns verbunden haben und bis heute einen unersetzlichen Platz in meinen täglichen Gedanken haben. Die letzte Erinnerung, die ich mit ihm teile, denn seit diesem Moment, gingen wir getrennte Wege. Gleich darauf holte mein Bruder mich ab und entfernte mich von diesem Ort, mit dem ich nur blutiges Leid verband. Wie lange dieses Ereignis her ist? Genau 5 Wochen. Ich lebte nach dem Motto „Zurück zum Alten." Vor dieser Entscheidung, mich auf ihn einzulassen, habe ich mein Leben weitergeführt, als würde es mich nicht beschäftigen. Diesen Lebensstil musste ich erneut nachgehen. Schlaflose Nächte und bittere nächtliche Tränen jagen mich gierig, doch mein morgendlicher Alltag hat eine solide Routine gefunden. Die Tage mit meiner besten Freundin lenkten mich ab. Kein Nachmittag verging ohne sie. So viele unvergessliche Momente habe ich mit ihr gesammelt, als würde ich den Riss dieser Freundschaft, den ich verursacht habe, füllen wollen. So viele Ausflüge, Ausgehabende, Shoppingtouren, Übernachtungen und Filmnächte belebten unsere gemeinsame Zeit, aber nicht die Leere in mir. Ihn im morgen startenden Schuljahr nicht über den Weg laufen zu müssen, beruhigte mich, denn ab diesem Schuljahr wird es Kurse geben.
[...]
Der letzte Ferientag steht vor der Tür. Heute werden die eingeteilten Profile verkündet. Alle Abiturienten versammeln sich um sich anhand der ausgehängten Listen der Kursteilnehmer zu erkundigen, ob sie im gewünschten Profil angenommen wurden. Das Geschichtsprofil war schon immer mein Ziel gewesen. Mit naturwissenschaftlichen Themen konnte ich mich, anders im Schulgebäude vor der großen Tafel, als meine beste Freundin, noch nie anfreunden. Gewöhnlich erhielt man die Kurszuweisung, die man gewählt hat, weshalb ich mir nicht den Kopf zerbrach. Schnell zog ich mir eine weite Jogginghose über, um rasch das Haus zu verlassen. Auf dem Weg bereitete ich mich mental auf das nervige Gedrängel der Schüler vor.
Wenn man keinen Halt besitzt, wird man hin und her geschossen. So ungeduldig und aggressiv manche sich anstellen, könnte man meinen, dass der Platz verfliegt, wenn man sich seinen Namen nicht schnell genug anschaut. Am Eingang höre ich bereits die kreischenden Stimmen mancher Mädchen, die überglücklich sind, dass sie mit ihren Freundinnen die gleichen Kurse teilen. Ich trete in das Gebäude hinein und schon springt mir ins Auge, wie sich meine Aurelia mühevoll durch die Schüler presst.

„Wieso übertreibt ihr alle so? Beruhigt euch mal! Die Namen werden sich nicht ändern, wenn ihr 2 Minuten später vorne seid." , ärgerte sich meine beste Freundin lautstark über den anstrengenden Körperkontakt, der durch die Aufregung der Mitschüler entsteht.

Zeitgleich drückte sie sich rücksichtslos aus der Menge und scheute auch nicht davor, die anderen feste zu schubsen. Als sie dem Ganzen entkommen konnte, trafen sich unsere Blicke. Ihr genervter und angeekelter Gesichtsausdruck war wie vom Erdboden versunken. Stattdessen strahlten ihre schwarzen Knopfaugen mich an.

„Na dann rein in das Schlachtfeld." , lachte sie, während sie mich spielerisch in die stürmische Versammlung schiebte.

Höfliche Annäherungsversuche werden dich hier nicht weit bringen. Hier musst du dich hemmungslos durch die Menschenmassen quetschen. Der unangenehme Duft von Schweiß und penetranten Körpergerüche zieht in meine Nase, während ich versuchte der Tafel immer näher zukommen. Für Betroffene von Platzangst oder Atemschwierigkeiten wäre das hier der sichere Tod. Ich bewegte mich ein weiteres Mal nach vorne, bis ich plötzlich einen festen Griff an meinen Kurven spürte. Sofort riss ich meine Augen auf und schleuderte meinen Kopf in die Richtung des grinsenden Gesichts, was sich hinter mir befand. Ein respektloser Gleichaltriger, der noch nie ein Wort von Anstand gehört hat. Hellbraune Locken, breite Schultern und ein markantes Gesicht verdecken seine abfällige Persönlichkeit.

Erzürnt schlug ich seine ekelhaften Hände von mir und schrie ihn fassungslos an: „Sag mal geht's eigentlich?"

Seine fantasievolle Einbildung und sein hohes Ego ließen ihn glauben, dass ich mit dieser Ablehnung sein Interesse wecken möchte.

„Bist also nicht leicht zu haben, hm?" , versuchte er mich schamlos mit seiner tiefen Stimme zu verführen.

Gerade als ich vor brodelnder Wut eine Ohrfeige plante, umklammerte über meinen Kopf hinweg eine Hand den Hals des Lockenkopfs. Binnen Sekunden war das Gesicht des vor kurzem selbstsicheren Jungen kreidebleich. Reflexartig versuchte er sich von diesem würgenden Griff zu befreien.

„Und wenn du noch einmal wagst sie mit deinen dreckigen Fingern zu berühren, wirst du den Tag hassen, an dem du geboren wurdest." , knurrte die aggressive Männlichkeit hinter meinem Rücken.

——-——————————————————————HEUTE IST WIEDER LESENACHT!!
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𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt