Kapitel 35 - Lesenacht

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Wir bewegten uns auf ein unscheinbares Wohngebäude mit einer roten Ziegelfassade und einem üblichen Glastor zu. Im 3. Stock war der Privatsitz von Mattia und seiner Familie, obwohl ich mir über die Mitglieder noch nicht ganz im Klaren bin.

„Herein spaziert, mein Herz." , sagte er, nachdem er mit seinem Schlüssel einige Sekunden im Türschloss herumgefuchtelt hatte.
„Danke." , sprach ich von Schüchternheit getroffen und mit gesenkten Hauptes.

Ich trat in die zweistöckige Wohnung und kam ins unendliche Staunen. Die Wände des schmalen Flures waren mit Leinwänden und künstlerischen Schriftzügen verziert. Viele handgefertigte Gemälde verschiedener Größen begleiten einen bis zum Ende des langen Ganges und Beginn der Treppe und haben eine fesselnde Wirkung. Diese farbenfrohen und beinahe museumsreifen Kunstwerke werden einige Male von schneeweißen Türen unterbrochen, die wahrscheinlich zu dem Badezimmer, der Küche und dem Wohnzimmer führen.Mattia hat mir nämlich auf dem kurzen Weg, nachdem wir ausgestiegen sind, mitgeteilt, dass die Schlafzimmer sich auf der ersten Etage befinden. Auf dem dunklen Parkettboden liegen viele kleine orientalische Teppiche, die scheinbar mit Liebe gewebt worden sind, denn sie enthalten unzählige Monumente und Details. Kein einziges Möbelstück ist in Sicht, das diese faszinierende Ausstellung stören könnte.
Nachdem ich mich gemächlich und langsam vorwärtsbewegte, um ja kein Bildnis ungesehen zulassen, sprang mir etwas ins Auge.

„Fehlt hier ein Gemälde?" , fragte ich, weil meine Neugier erregt wurde und deutete mit meinen Finger auf ein leeres Rechteck auf der Wand.

Die dichtgereihte Anordnung der Bilder und Kunststücke beinhaltete eine auffällige Lücke. Er kam von hinten auf mich zu und umarmte mich.
Seinen Kopf ließ er hängen, um ihn gleich danach auf meiner Schulter abzusetzen.

"Das Gemälde sollte eine Zeichnung von dem sein, was ich immer suchte. >>Wenn ich das Schicksal treffe, welches die Leere in meinem Herzen wiederbelebt, sollte es hier verewigt werden. Genau auf der Mitte des Flures.<< habe ich mir immer gesagt. Und jetzt kommt ein Malerei von Dir dahin." , erklärte er mir, während wir gemeinsam auf diese Stelle starrten.

Mit offenem Mund drehte ich mich zu ihm und hatte keinen blassen Schimmer, wie ich reagieren sollte.

„Mattia, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie kannst du nur so traumhaft sein?" , erfragte ich mit vollstem Ernst und es war auf keinen Fall ein Kompliment.

Er grinste und versteht, wie überlastet ich mit der ganzen Lage bin.

„Lass uns lieber in mein Zimmer." , empfahl er mir und wir gingen nacheinander die Treppen hinauf.

Sein Zimmer war im Vergleich zu dem Eingang sehr unspektakulär. Ein durchschnittliches Schlafzimmer, welches den Zweck erfüllt. Er schubste mich auf sein wackeliges Wasserbett und sprang selbst drauf.

„Oh mein Gott, was tust du?" , kreischte ich, als ich bei seinem Aufprall in die Höhe flog.

Er lachte mich an und zog mich auf seinen Oberkörper, um mich als Entschädigung in den Arm zu nehmen. Seine Hand lag er auf meinem Bauch ab und ich spielte mit seinen Fingern. Ich zwickte mir selber in mein Bein, um sicher zugehen, dass es hier die pure Wirklichkeit ist. Und tatsächlich: Es ist kein Traum. Wir redeten und redeten und wenn man glaubte es gäbe keine Themen mehr, fanden wir eins und philosophierten herum. Wir sprachen über Gott und die Welt. Und diese 5 Stunden, die wir nur mit unserem chaotischen, tiefsinnigen und perfekten Gespräch verbracht haben, werden niemals in Vergessenheit geraten.

„Weißt du noch, als ich in der Bibliothek so ausgerastet bin?" , erinnerte er mich an eines seiner schmerzhaftesten Taten.
„Weißt du auch, dass alles gelogen war?"

// jetzt gehts los

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt