Kapitel 39 - Lesenacht

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Zeitsprung 4 Tage-
Es ist Freitag nachmittags. Ich sitze vor meinem Spiegel und beginne mein Gesicht mit Make-Up zu verzieren. In meinem Kopf plane ich schon mein restliches Erscheinungsbild und meine Aufregung kann man meinen zittrigen Händen entnehmen. Der Grund dafür ist mir eigentlich unklar. Heute stand das Grillfest unserer Klassengemeinschaft an, der den Abschluss dieses Jahres feierlich verkünden soll.
Gleich darauf, beginnen schon die langen Sommerferien. Vielleicht weil wir danach auf das letzte Schuljahr ansteuern, bin ich so angespannt. Ich tupfe den rote Stift auf meine Lippen und presse sie anschließend zusammen, um die knallige Pigmente zu verteilen. Der pechschwarze Lidstrich, die vollen Wimpern und mein natürlich geschminkter Teint ergänzen die farbigen Lippen.
Zufrieden sprühe ich die fixierende Flüssigkeit auf mein Gesicht und widme mich der schwierigeren Hürde. Meiner Frisur. Passend zu meinem restlichen Äußeren, wollte ich meine Haare seidenglatt und ungebunden tragen. Ich nahm meinen Glätteisen zur Hand und fuhr sie Strähne für Strähne über meine bräunliches Haar. Nach knapp einer Stunde war ich an meiner Zielvorstellung angelangt. Bevor ich, wie bei besonderen Anlässen üblich, ein Videoanruf mit meiner besten Freundin starte, lasse ich ein elegantes rotes Kleid über meine Kurven gleiten. Ich richte mein Handy und rufe sie an.

„Hey! Wie geht's?" , begrüßte sie mich euphorisch, während sie mit ihrem Lockenstab Wellen formt.
„Hey. Ich habe so Angst. Wie sehe ich aus? Sei ehrlich." , forderte ich sie nervös und mit schneller Atmung auf.
„Du musst etwas zurück. Ich sehe nur dein Gesicht."

Ich erhob mich vom Hocker und bewegte mich ein paar Schritte zurück und gestattete ihr eine Sicht über meinen gesamten Körper.

„Oh mein Gott! Was fragst du mich überhaupt? Du siehst bombastisch aus. Dieses Kleid steht dir so verdammt gut. Und diese Kombination von allem - einfach nur wow." , überschüttete sie mich mit Komplimenten und ein glückliches Lächeln zeigt sich auf meinen Lippen.
„Oh Süße. Du wirst noch schöner aussehen!" , war meine Art mich zu bedanken und ich schenkte ihr nebenher einen Luftkuss.
„Warum bist du noch nicht fertig?" , erkundigte ich mich über ihr verspätetes Frisieren und zupfte an meinem enganliegenden Kleid.
„Ich bin schon angezogen. Nur diese letzte Strähne und ich bin fertig." , klärte sie mich auf und zeigte auf ein Haarbündel an ihrem Hinterkopf.

Wir unterhielten uns, bis sie ebenso nach hinten trat, um mir ihrem vollendeten Look zu präsentieren. Ich bewunderte ihr dunkelblaues schulterfreies Kleid, was ihre kohlschwarzen Haare betonte. Auch ich äußerte mein Staunen über ihr wunderschönes Aussehen.

„Okay. Bis gleich." , verabschiedete ich mich, bevor wir beide den Anruf beenden und ich schlagartig meine Mimik ändere.

Ich atmete tief ein und aus und strich mir über mein Gesicht. Die Vibration meines Handys holt mich aus dem Loch, in den ich gerade reinfallen wollte.

„Ich wünschte, dass ich dich abholen könnte und dass wir zusammen reingehen." , schrieb mir Jules.

Und jedes Mal, wenn dieser Name erscheint, zieht sich mein Brustkorb zusammen. Es erinnert mich an mein ekelhaftes Tun. Wer sich hinter Jules versteckt, ist denke ich nicht erwähnenswert.

„Es geht leider nicht." , erwiderte ich seinem Wunsch und meine Laune sinkt in den Keller.

Seit diesem Montag sind Mattia und ich ein Paar. Dass diese Aussage je mein Mund verlassen würde? Okay, ein geheimes Paar, um genauer zu sein. Und gestern, am Donnerstag war übrigens das Vorstellen unseres Projektes in Chemie dran.
„Mit Bravur." laut meiner Lehrerin, konnten wir unsere Noten retten.

// Fortsetzung von diesem Kapitel ist auch online

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt