Kapitel 19

422 15 47
                                    

„d/N!" , hörte ich meine Mutter rufen, als ich langsam aber sicher wach wurde.
„d/N! Ich rufe seit einer halben Ewigkeit deinen Namen! Mein Wachrütteln war auch nicht genug. Das war doch noch nie so? Außerdem bist du gestern so früh eingeschlafen, ohne ein Mucks von dir zu geben. Wir haben uns höllische Sorgen gemacht. Und wieso schläfst du mit einer Jeans? Was ist los mit dir?" , überschüttete sie mich mütterlich mit Fragen.
„Es ist alles gut. Wir reden später, okay? Ich muss mich beeilen. Ich darf nicht wie gestern zu spät zur Schule kommen." , sagte ich immer noch müde, doch setzte dabei ein Lächeln auf.

Natürlich wissen wir beide, dass ich log und nicht reden werde, aber sie nahm meinen Vorschlag widerspruchslos an. Diskussionsfreudig war sie anscheinend ebenfalls nicht. Das Fertigmachen war heute ein äußerst schneller Prozess und ich war 10 Minuten vor Unterrichtsbeginn auf meinem Sitzplatz. Man könnte meinen, ich kann es kaum abwarten, in die Schule zu gehen. Doch es lag einfach nur daran, dass ich mich weder geschminkt habe noch die Kleidung, mit der ich eingeschlafen bin, gewechselt habe. Der Grund für meine Lustlosigkeit und Erschöpfung ist selbstverständlich sonnenklar und nicht der Rede wert. Der Klassenraum füllte sich im Sekundentakt und ich bereite mich mental darauf vor, die Beiden zu sehen.
5 Minuten vor Unterrichtsbeginn erscheint meine beste Freundin an der Tür und sucht mich hastig mit ihren Blicken. Und als hätten wir dies abgesprochen, trug sie einen zerzausten Pferdeschwanz und es war kein Produkt auf ihrem fertig aussehenden Gesicht zu erkennen. Als sie mich sah, lief sie mit schnellen Schritten auf mich zu und umarmte mich mit einer Festigkeit, die sonst nur bei trauervollen Verabschiedungen zum Einsatz kommt.

„Was ist los?", frage ich sie verwundert und strich tröstend über ihren Rücken.
„Erstmal es tut mir leid, dass ich mich gestern überhaupt nicht gemeldet habe, nachdem du krank die Schule verlassen hast.. Als ich ungefähr um 14:30 Uhr zuhause ankam, fiel ich sofort in mein Bett und wachte erst gegen 19:00 Uhr auf. Und du kennst mich, ich schlafe eigentlich nie nachmittags. Auf jeden Fall, aß ich danach was Kleines und griff sofort nach meinem Handy, um dir zu schreiben. Doch als ich es entsperrte, sah ich eine Nachricht von Mattia. Er meinte ich soll sofort zu ihm, wenn ich die Nachricht lese. Ich ging dann besorgt zu ihm und.."

Sie stoppte ihre lang gekettete Erklärung und schluchzte. Auch wenn ihr Kopf immer noch von mir abgewendet, an meiner Schulter abgestützt war, spürte ich, wie die Tränen ihre Wangen hinunterglitten. Ich drückte ihren Körper näher an mich und gab ihr den Freiraum fortzufahren, wenn sie bereit ist. Die verwirrten Blicke unserer Mitschüler, blendete ich aus, denn das Aufmuntern meiner besten Freundin hatte Priorität. Ich merkte, wie sie sich langsam beruhigte.

„Er machte Schluss." , brachte sie leise aus sich heraus.

Als sie diese Worte in mein Nacken hauchte und ihre Träne dort meine Haut nässte, lief eine Schauer über mein Rücken. Ich war damit überlastet, die richtigen Worte zu finden und gleichzeitig selbst diese atemberaubende Situationen zu verarbeiten und meine Sprachlosigkeit zu verschleiern. Eine Misstrauen erweckende Reaktion wäre nach ihrem Wissen über unser Treffen einige Stunden vor ihrer Trennung, mehr als nur gewagt. Und ja: Auch während Er zwei Mädchen am selben Tag das Herz zerbrach, blieb er in meinen Augen das wundervollste Wesen, das auf diesem Erdboden jemals existiert hat.

// guten morgen und wir haben einfach lockdown ab mittwoch und ich könnte heulen

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt