Kapitel 41

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Eine Gänsehaut auf meiner unbedeckten Haut ließ meine Panik steigen. Ich spüre wie die Wärme seines Atems meinen Hals befeuchtet. Fassungslos riss ich meine Augen auf. Er möchte mich doch nicht ernsthaft vor den Anderen küssen? Mein Herz raste ungezügelt, während mein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Soll ich ruckartig aufstehen? Oder erregt das zu viel Aufmerksamkeit? Soll ich es einfach über mich ergehen lassen und hoffen, dass keiner ein Wort darüber verliert? Soll ich ihn in einem Flüsterton davon abhalten? All diese Möglichkeiten spielten sich wild in meinem durch und warten darauf umgesetzt zu werden. Je mehr Zeit vergeht, desto häufiger wird uns die Neugier der Mitschüler treffen. Gezwungen traf ich eine undurchdachte aber eilige Entscheidung. Meine schwitzigen Hände rieb ich an meinem Kleid und ich zischte ihm drohend zu: „Wenn du jetzt nicht diese Situation rettest."

Dabei versuchte ich meine Lippen kaum zu bewegen, um ja keine Skepsis bei den Anderen zu erwecken. Ich übergab ihm die Verantwortung, denn schließlich hat er diesen riskanten Augenblick verursacht. Keinen Moment zweifele ich an seiner Intelligenz und sein pfiffiges Gehirn hat binnen Sekunden eine Lösung getüftelt. Versteckt vor den Blicken der Anderen lässt er meine Umhängetasche auf den Boden fallen und spricht absichtlich laut, um es für jeden klarzustellen: „d/N, deine Tasche ist runtergefallen."

Während sich sein Gesicht immer noch hautnah an meinem Nacken befindet, geht er in die Hocke und greift nach dem ledernen Gurt. Er stülpt die kleine schwarze Tasche über Holzlatte des Stuhles und als ich aufhörte, seinen Duft zu riechen, bemerkte ich, dass er wieder aufrecht hinter mir steht. Ich blickte in die unbekümmerten Gesichter meiner Kameraden und kann erleichtert feststellen, dass sie das Geschehene keineswegs in Frage stellen. Schräg gegenüber von mir nimmt mein Freund Platz.
Er trägt ein schwarzes Hemd und eine ebenfalls dunkle Anzugshose. Seine atemberaubende Attraktivität, beruhigte mich leider nicht und meine Aufregung bleibt bestehen. Er grinste mich frech an, doch für mich gab es gerade gar nichts zu Lachen.
Mich störte es, wie unvorsichtig er mit der Thematik, diese Beziehung zu verheimlichen, umging. Er kam mir verständnislos vor, als würde er nicht nachvollziehen können, in was für eine herzzerreißende und kraftraubende Lage ich mich befinde. Bei jeder Minute mit ihm, treffe ich die Entscheidung eine Verräterin zu sein. Bei jedem Kuss der meine Lippen berührt, sehe ich ihr Gesicht vor meinem Augen.

„Du bist die Schönste hier." , flüsterte er mir zu und da wir abseits saßen, war diese Anmerkung nur für mich hörbar.

Er erkannte, dass ich verärgert bin und wollte mich mit diesem Kompliment aufmuntern. Doch danach war mir jetzt nicht. So verletzt wie ich bin, schaute ich ihn kaltblütig an. Und weil ich weiß, dass diese Blicke ihn mehr treffen, als jedes Wort, das ich sagen könnte, blieb ich stumm. Meine Hände greifen nach meinem Handy, um meine beste Freundin zu kontaktieren. Ich bin sicher, dass er nicht locker lassen wird und ich habe nicht die Lust dazu, zu diskutieren. Ich wartete darauf, dass sie abnimmt und belausche die Musik, die unter der Bartheke ihren Ursprung hat. Passend zum Flair dieses Ortes, spielt ein stimmungsvolles Lied aus den 80ern, dass zum Tanzen motiviert, wenn man, anders als ich, Gründe zur Freude hat.

„Meine Mutter verfährt sich die ganze Zeit über. Ich brauche jetzt mein Handy, um eine Navigation zu starten. Wartet nicht auf mich, es kann noch dauern. Das Lokal, kann ruhig mit dem Grillen beginnen. Tut mir leid, Schatz. Tschüss." , nahm ich die schnellsprechende Stimme meiner besten Freundin wahr und ehe ich reagieren kann, höre ich das Piepen.

Dieser Anruf bestätigt mein Erahnen, dass dieser Abend traumatisch und in einer Katastrophe enden wird. Mein Bauchgefühl trügt nie. Wütend schlage ich das Gerät auf den hölzernen Tisch. Die Reizbarkeit in mir, die Mattia ausgelöst hat, lässt mich unfassbar genervt von dieser Inkompetenz ihrer Mutter sein. Und diese respektlosen Eigenschaften entsprechen nicht im geringsten meiner Persönlichkeit. Ich überdenke meinen Charakter in der letzten Zeit und sehe, wie lügnerisch, unhöflich und erregbar ich geworden bin. Doch Mattia weckte grausame Seiten in mir wie ein Teufel, der deine bösen Geister ruft. Mit dem Ziel, dass du sündigst.

// guten morgen hihi

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt