Mit feuerroten nassen Wangen und verheulten Augäpfeln stehe ich nun völlig mitgenommen und erledigt vor meiner Haustür. Ich bete zu Gott, dass mich kein Familienmitglied auf dem Weg in mein Zimmer zu Gesicht bekommt. Mir fehlt selbst die Kraft dazu, eine Lüge zu kreieren, damit ich sie beruhige. Energielos und halb tot schließe ich leise und mit voller Wachsamkeit die Haustür auf. Lautlos schlich ich die Treppen hinauf, als würde ich gerade dabei sein, Diebstahl zu begehen. Mit dem Eintritt in mein Zimmer, war das nervenaufreibende Schleichen mit Erfolg beendet. Ein Blick auf meinem Handy verriet mir, dass wir 20:30 Uhr haben.
An gewöhnlichen Tagen wäre dies noch weit von meiner Schlafenszeit entfernt. Aber was war am heutigen Tag gewöhnlich? Ich stieg in mein Bett und wickelte die Decke fest um meinen Körper, in der Hoffnung dies würde die Abwesenheit der Wärme in meinem Herzen ausgleichen. Ich bin zerrissen zwischen Einschlafen, um meine Qualen einzustellen und Wachbleiben, um die Begegnung mit Mattia und meiner besten Freundin möglichst hinauszuzögern. Ein Streichen über mein Dekolleté ließ mich meinen überaus langsamen Herzschlag spüren. Als wäre es fast davor zu sein, aufzugeben. Dabei liegt die Betonung definitiv auf 'fast'. Eine Träne kullert erneut meine Wange runter und es ist wunderlich, dass meine Tränendrüsen noch Flüssigkeit produzieren können. Ich vergrub mein Gesicht stärker in mein Kissen, um die Träne zu trocknen. Meine nächtliche Routine findet heute keinen Platz. Umziehen, Zähneputzen, mein Gesicht waschen- alles Dinge die momentan überhaupt nicht von Bedeutung sind. Das einzige was mir zu schaffen machte, war meine Wut. Ich war wütend auf mein Herz. Wütend auf seine Entscheidung, Mattia mit sich zu tragen. Wütend auf den Schmerz, den er mir zufügt. Wütend auf die Liebe, die er der verkehrten Person schenkt. Ich war wütend auf dessen Sturheit, sich immer meinem Verstand zu widersetzen und zu triumphieren. Ich war wütend auf sein Kampfgeist, niemals aufzuhören, für ihn zu schlagen. Und mit dieser Frust und dem Zorn gegenüber dem Organ, der mich am Leben hält, versinke ich in meinem Schlaf und komme der morgigen Konfrontation immer näher.// GUTE NACHT!!!!❤️❤️❤️