Kapitel 44

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Und während ich den letzen Bissen mühevoll zerkaute, nahm ich mir aus all meinen Schmerzen und Tränen vor: Dieser Tag wird nicht zum Ende kommen, bevor ich eine endgültige Entscheidung treffe. Den ganzen Abend über feierten meine Mitschüler ausgelassen und plauderten bei guter Laune. Die spielende Musik regte viele Kameraden zum Tanzen an. Mattia und ich waren die Einzigen, die sich wie Fehl am Platz fühlten. Mit einem großen Abstand hockten wir an der Bar und ließen unsere Beine taumeln. Unser erster Beziehungsstreit fand an einer Feier statt, die diese ausgestrahlte Negativität unsererseits nicht gebrauchen könnte. Keiner machte sich die Mühe, uns nach unserem Wohlhaben zu fragen, um die eigene Stimmung nicht zu ruinieren. Aurelia kreuzte auch nicht mehr auf. Sie sah wahrscheinlich keinen Sinn darin, nur die letzten Minuten an diesem Ort zu verbringen und um ehrlich zu sein war das auch sehr vorteilhaft.
Sie würde auf Anhieb erkennen, wie mitgenommen ich aussehe. Die Uhr verriet mir, dass mich in 20 Minuten mein Bruder abholen wird. Ich nahm meine allerletzte Kraft zusammen, die nach diesem Tag noch in mir steckt und laufe auf meinen Freund zu.

„Mattia, können wir reden?" , bat ich ihn mit kaputter Stimmlage.

Überrascht lief er mir durch die Menge hinterher, denn wir tauschen zum ersten Mal wieder Worte mit einander aus.

„Ja, mein Herz?" , fragte er ruhig, nachdem wir in einer stillen Ecke des Saales einen Halt gemacht haben.

Bei dieser Bezeichnung bekam ich, trotz des Vorfalles, eine Gänsehaut auf meiner gesamten Haut. Und ich weiß, dass kein anderer Mensch jemals so eine Auswirkung auf mich haben wird.

Meine Stimme, die ich in meinen brennenden Hals beinahe verloren habe, beginnt Sätze zu bilden: „Als wir zusammen gekommen sind, sind wir beide unserem Herz gefolgt. Wir haben ohne langfristig zu blicken, uns lenken lassen. Ich habe die Liebe entscheiden lassen und nun sind wir hier."

Ausdruckslos blickte er mich an und wartet, dass ich fortfahre.

„Ich bin mental zusammengebrochen und nach weniger als einer Wochen merken wir beide, wie unmöglich es ist, dieses Doppelleben zu führen."

Panisch verfolgte er meine Blicke, weil er merkt, in welche Richtung dieses Gespräch gehen wird. Ich sehe wie seine leuchtenden Augen stumpf werden und wie unsere gemeinsamen Tage, bei denen er dachte, sie seien unendlich, an ihm vorbeiziehen. Diese dunklen und kühlen Augen haben mein Herz in Stücke gesplittert. Ich atme laut, weil meine Lunge immer enger geschnürt wird. Mein Verstand wird nicht zulassen, dass meine Liebe noch einmal die Kontrolle übernimmt und möchte mich überzeugen, endlich die Trennung auszusprechen. Er weckt all die Erinnerungen über meinen Herzschmerz und meine unerträglichen Gewissensbisse aus meinem Gedächtnis. Mein Kopf wiederholt die Tatsache, die unveränderlich ist: Ich war und werde für immer zu schwach für diese Liebe sein.

„Ich kann das nicht mehr. Ich merke, wie richtig die Realität lag. Das mit uns funktioniert nicht mehr Mattia." , formulierte ich die Siegerworte meines Verstandes, während eine glühend heiße Träne an meiner Wange, eine rote Spur hinterlässt.

Es fühlte sich, als würde diese Träne, das Feuer, was in meinem zerstückelten Herz gesetzt wurde, verkörpern.

„Würde ich wissen, dass du dich gegen uns entscheidest, so hätte ich meine Worte nie über meine Lippen gebracht." , äußerte er von Reue geplagt, weil er jetzt Alles tun würde, um die Zeit zurückdrehen.

„Es war aber das einzig Wahre an dieser Beziehung, Mattia. Es war das Ehrlichste, was in diesen 5 Tagen gesagt wurde. Ich kann nicht alles haben. Ich musste mich entscheiden."

Tränen füllen seine leeren Augen und das, wovor ich mich immer gefürchtet habe geschah: Ich sehe mich nicht in Mattia. Ich verschwand aufgrund der Wasserperlen aus seinen glasigen Augen. Ich verschwand aus ihm. Erstarrt nehme ich wahr, dass wir scheinbar angekommen sind. Angekommen am Ende. Ohne ein Gespür dafür zuhaben, was mein Verstand für Worte austeilt, starrte ich ihn an, während meine Lippen von alleine den Ton angeben: „Das neue Schuljahr wird beginnen und wir werden neue Menschen kennenlernen, die uns gut tun werden. Diese Beziehung war ein 𝐹𝑒ℎ𝑙𝑒𝑟. Sie war eine Lüge, Mattia. Eine Illusion, bei der wir dachten, sie sei echt."

Diese Feststellung war der Grund, für das Fließen seiner Tränen. Sein Herz schmerzt zum allerersten Mal in seinem Leben. Er spürt, was es bedeutet, wenn die Seele zu brennen beginnt. Noch nie in seinem Leben hatte er erlebt, dass Tränen sein Gesicht berühren. Sie haben es nie geschafft, seine Augen zu verlassen. Und das meinetwegen seine Wangen genässt sind, wird er mir nicht verzeihen können, denn diesen Schritt bezahlte er mit seiner Männlichkeit. Aber Mattia war ein ausdauernder Krieger. Dieser pochende Schmerz in seinem Herzen, hält ihn nicht davon ab, zu kämpfen: „Ich werde keine andere lieben."

Doch es war zu spät. Mein Urteil war gefällt. Mein ermüdetes Herz war schon längst am Boden, um diesen Worten entgegen zu kommen oder schwach zu werden.

„Lass es zu. Wie viele Personen dachten sie haben die Richtigen verloren, und waren im Nachhinein wieder glücklich?" , versuchte ich ihn kleinmütig zu überzeugen, obwohl ich mir selber im Klaren bin, dass wir beide keinen Frieden finden werden.

Ich weiß, dass ich ihn für immer lieben werde. Für immer und ewig.

„Wir sind füreinander bestimmt, d/N." , war der letzte schwache Anlauf seinerseits, während er verzweifelt mein Gesicht in seine schwitzigen Hände legt.

Sein letzter angsterfüllter Blick durchbohrte mein Inneres.

„Nein, Mattia. Wärst du mein Schicksal, so wären wir jetzt nicht am Ende."

// ich hoffe, es war nicht viel zu viel Gefühl für euch, aber schließlich war es eine Trennung, wollte mich nicht zu knapp fassen.. es tut mir leid, wenn ich euren Wünschen in diesem Kapitel nicht gerecht werden konnte.

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt