Kapitel 59

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„Alles Gute zum Geburtstag, Mattia." , wünschte ich ihm und reichte ihm die Hand.

Unwissend, dass sich unser Körperkontakt heute Abend nicht bei einem Handschlag belassen wird.
Meine Gratulation nahm er mit einem strahlenden Lächeln entgegen, sodass seine Grübchen sein makelloses Gesicht beschmückten. Ich schluckte laut, weil mich dieser Anblick um den Verstand brachte. Und dieser von überheblicher Nervosität geprägte Laut, führte zu einem frechen Grinsen auf Mattias vollen Lippen.

„Herein spaziert." , ertönte die Stimme des Geburtstagskindes.

Es war die selbe gastfreundliche Redewendung, die er auch bei meinem letzten Besuch ausgesprochen hat. Eine Erinnerung, die meine Gedanken übernahm und mich für einen kurzen Moment in die Vergangenheit riss. Wir folgten den Beiden in die Wohnung, sodass wir uns im künstlerischen Flur befinden, der mich bereits beim erstmaligen Sehen in eine Sprachlosigkeit versetze. Doch die einzelnen Bildnisse waren undeutlich, denn es herrschte eine Dunkelheit, welche die Partystimmung unterstreichen sollte. Einige imitierten Discokugeln, welche in den Räumen verteilt waren, sorgten für buntes Licht, das durch die Gegend flackerte.

„Schau, d/N. Hättest du dir solch eine Ausstellung vorgestellt? Mattia ist wahrlich ein Künstler." ,sprach meine beste Freundin und schaut begeistert auf die Flurwände.

Der Stolz leuchtet in ihren stark geschminkten Augen.

„Ja, das ist er." , stimmte ich ihr zu, doch richtete mein Blick an Mattia.

Meine Augen suchten ihn und nutzten jede Gelegenheit, in der es angebracht ist, ihn zu fixieren.

„Wollen wir nicht zu den restlichen Leuten?" ,unterbrach Mar, der sich in dieser Situation sichtlich unbedeutsam gefühlt hat.
„Natürlich. Dein Wunsch ist uns Befehl, Lieblingscousin." , amüsierte sich Aurelia, weil auch sie zu Kenntnis genommen hat, dass es ihm an Aufmerksamkeit mangelt.

Im Wohnzimmer befanden sich die eingetroffenen Gäste, die entweder energisch tanzten oder an der aufgebauten Theke Platz nahmen. Die Möbel wurden weggeräumt, sodass die Tanzfläche sich über mehrere Quadratmeter erstreckte. Ein länglicher Metalltisch lehnte sich an der rechten Wand an und formte das Buffet. Als kurz gefasste Begrüßung winkten Mar und ich auffällig durch den Raum.

„Erlauben Sie mir diesen Tanz?" , hauchte Mar und nimmt mich wohlerzogen und höflich an die Hand.

Die Musik war schnell und lebhaft. Sie besaß einen unüberhörbaren Bass, welcher in unseren Adern brummte. Wir bewegten uns gemeinsam zum Rhythmus, doch unser kleiner Abstand zeigte ihm meine Grenzen. Die Anwesenden waren bei guter Laune. Mar und ich bedienten uns gelegentlich am Buffet und tanzten gemeinsam.Mattia und meine beste Freundin konnten die Feier nicht sonderlich genießen, denn sie waren stundenlang beschäftigt die Gäste willkommen zu heißen. Aurelia hat es keineswegs gestört. Leidenschaftlich blühte sie in ihrer Rolle als Gastgeberin auf.

„Jetzt stoßen wir an." , kündigte meine beste Freundin an, nachdem auch die letzten eingeladenen Personen erschienen sind.

An dem Mischpult drehte sie die Musik leiser, um sich dann auf ein kleinen Hocker zu stellen, da sie höchstwahrscheinlich eine Rede geplant hat. Mit einer Gabel, die sie mehrmals gegen ihr Cocktailglas schlug, versuchte sie um Aufmerksamkeit zu bitten.

„Ich muss etwas loswerden!" , ruft sie, um das letzte leise Tuscheln zu stoppen.

Die vollkommene Stille war ihr Startsignal: „Heute haben wir uns allesamt versammelt, um den Geburtstag meiner großen Liebe zu zelebrieren. Der 16. Mai ist mein Glückstag, denn Gott entschied, mir ein Segen auf diese Welt zu schicken. Mattia Polibio, du bist das Beste, was mir jemals passiert ist, auch wenn ich das spät eingesehen habe. Meine Liebe zu dir ist unendlich und ihre Stärke würde dich für immer am Leben halten, wenn sie könnte. Mit dir bin ich der glücklichste Mensch auf dieser Erde."

Sie pausierte ihre Liebeserklärung, um aus ihrem Dekolleté eine silberne Armkette zu zücken, welche ich Tage zuvor mit ihr gekauft hatte.

„Dieses Armband ist mein Geschenk an dich. Unsere Initialen sind eingraviert und verweilen ewig, wie unsere Liebe, so Gott will. Ich danke d/N, für ihre Hilfe bei der Wahl. Ihr Beiden seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich hoffe, es gefällt dir. Alles gute zum Geburtstag, mein Schatz."

Sie steigt von ihrem improvisierten Podest hinunter und überreicht Mattia, der die ganze Zeit über gegenüber von ihr stand, das Geschenk. Sie drückt ihm einen gefühlvollen Kuss auf seine Lippen. Der Raum klatschte, einschließlich ich, doch ich drohte vor Schmerz umzukippen.

„Nehmt euch alle eine Glas in die Hand!" , forderte Mar die Gäste auf.

Ich kümmerte mich an der Theke um ein volles Glas Sekt und kehre zu meinem Platz in der Nähe des Hockers zurück. Von Alkoholkonsum halte ich wenig, doch meine leidende Seele schreit danach.

„Auf Mattia!" , rief er und hob sein Glas.
„Auf Mattia!" , wiederholten alle im Orchester und hoben ihre alkoholischen Getränke in die Höhe.

Mattia, Mar, meine beste Freundin und ich stießen an und nahmen gemeinsam ein Schluck aus dem prickelnden Sekt.
[...]
Es ist spät in der Nacht. Die Anwesenden sind heimgefahren, während wir Vier mit dem Aufräumen beschäftigt sind.

„Soll ich dich wieder nach Hause fahren?" , fragt mich Mar, während er mit einer gelben Mülltüte vor mir steht, damit ich das Plastikgeschirr entsorgen kann.
„Mein Bruder möchte mich abholen, damit er sicher geht, dass ich hier war." , antwortete ich, doch log dabei.

Mein Bruder und ich hatten noch nie diese Vereinbarung, doch ich hatte keinen Nerv mehr für Mar. Nach seiner Heimkehr, werde ich meinen Bruder anrufen, um ihn hierher zu bitten.

„Mich kannst du nach Hause bringen. Dann spare ich das Taxigeld." , schlug meine beste Freundin lachend vor.
„Mattia möchte ja nicht, dass ich hier schlafe." , fügt sie murmelnd hinzu und wirft Mattia ein beschuldigenden Blick zu.

Er war dabei die Luftballons abzuhängen und widmete uns lediglich seinen Rücken. Er war still.
Die ganze Feier über.

„Ich denke wir müssen jetzt los!" , sprach Aurelia und gestikuliert mit ihren Armen, um Mar Richtung Tür zu befördern.

Sie schickt Mattia und mir einen Luftkuss und verlässt mit Mar gemeinsam die Wohnung, nachdem er mich fest umarmte. Ein gefährliches Spiel: Mattia und ich gemeinsam in seiner Wohnung, während der Alkoholeinfluss, unseren Gefühlen den Weg ebnet und uns teuflischen Mut zuspricht. Wir waren bei klarem Verstand, doch mein ohrenbetäubendes Gewissen war leiser als sonst.

|| nehmt euch den Alkoholkonsum keinesfalls als Vorbild und haltet euch am besten fern von jeglichem Alkohol ja und oop ihr seid allein

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt