„Mattia, es reicht!" , schrie ich ihn aufgebracht an.
Erschrocken und mit aufgerissenen Augen blickte er zu mir.
„Was ist los mit dir?" , konterte er ebenfalls brüllend.
Dass wir uns gerade in einer Bibliothek befinden, konnte uns in dem Moment nicht gleichgültiger sein.
„Was los mit mir ist? Mattia, falls du dein Gedächtnis verloren hast: Du hast eine Freundin!Und dazu, ist 'Sie' meine beste Freundin. Meine Schwester." , ergänzte ich und betonte das "meine" besonders kräftig.
Meine Aussagen scheinen nichts an seiner Haltung geändert haben und seine Ahnungslosigkeit über meine empörte Entgegnung blieb.
„Ich habe doch überhaupt nichts gemacht? Glaubst du, ich bin hinter ihrem Rücken hier? Außerdem könnte ich sie jetzt anrufen und ihr sagen, dass ich dir ein Kompliment gemacht habe. Wir sind miteinander zusammen. Wir führen keine krankhafte Beziehung voller Misstrauen und giftiger Eifersucht. Du könntest dich auch einfach bedanken, anstatt so eine Welle zu machen." , warf er mir wutentbrannt vor.
Seine weichen Gesichtszüge waren nun steinhart.
Jedes seiner Worte brannte in meinem Herzen. Ich hatte ihn verletzt, indem ich ihn der Illoyalität, ohne Recht, bezichtigt habe. Es waren belanglose, seinerseits unwichtige Komplimente, die nur für mich eine Rolle spielen, weil sie aus seinem Mund kommen. Er verstaute die Unterlagen für unser Referat in seinem Rucksack und warf mir einen eiskalten Blick zu, der an Intensität nicht zu übertreffen war. Und dieser Blick traf mich mehr als ein Schlag in mein Gesicht. Wortlos verließ er die Bibliothek. Wieso bin ich so unkontrolliert und emotional? Ich fuhr mit meinen Händen über mein Gesicht und ein Selbsthass entfaltete sich in meinem Inneren, sodass ich mich am liebsten schlagen würde, für meine impulsive Reaktion. Ich hielt es keine Minute länger an diesem Ort aus und verließ rennend das Gebäude. Zu meinem Glück hielt sich die Wartezeit an der Station in Grenzen und ich setzte, nach kurzer Zeit, meinen Fuß in den Bus. Es war fast unmöglich meine Tränen zurückzuhalten, doch mit etwas Mühe gelang mir das während der Fahrt. Nachdem ich das Fahrzeug verlassen habe, lief ich schmerzerfüllt die kurze Strecke zu mir Nachhause, während ich nicht aufhören konnte, Tränen zu vergießen. Die salzigen Tropfen brannten auf meiner pochenden Wange und meine Nase begann zu laufen. Meine Sicht war verschwommen und mein Hals trocken wie noch nie zuvor. Ich schnappte hastig nach Luft, um nicht an meinen unzähligen Tränen zu ersticken. Das Atmen war in dem Moment der komplizierteste Vorgang, den ich ausüben konnte. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust, als würde jemand mein Herz mit voller Wucht auswringen, wie ein nasses Handtuch. Wie kann ein Mensch der Grund für dein Lächeln und gleichzeitig für deine bitteren Tränen verantwortlich sein? Wie kann ein Mensch die schönste Bereicherung und die qualvollste Strafe sein? Wie kann ein Mensch dich auf Wolke 7 katapultieren und gleichzeitig immer am Boden zerstört lassen? Wie kann ein Mensch dein Lebenssinn sein und dir zugleich jeglichen Lebenswillen rauben?// heyy, was gibt's?