„Schämst du dich nicht? Was mit mir los ist? Meine Schwester ist eine ehrenlose Affäre!" , zischte er wutgeladen.
Seine Fäuste waren durch seine angsteinflößende Anspannung blau angelaufen.
„Was redest du da?" , zitterte ich und starre ihn regungslos an.
„Wie besitzt du die Schamlosigkeit, ihn Nachhause zu bringen und als deinen Freund zu betiteln? Wo hast du dein Gewissen, dein Anstand und deine Loyalität gelassen? Womit hat sie das verdient?"Mit seinem verachtenden Gesichtsausdruck nahm er mir die letzte Würde, die mir nach all meinem Hass verblieb. Frostige Tränen benetzen meine Wangen, denn die Kälte meines Bruders vereiste jede Wasserperle in meinem Gesicht.
„Sie hat das nicht verdient." , schluchzte ich und senke meinen Blick.
„Erinnerst du dich nicht an jede ihrer Übernachtungen, weil du Angst hattest alleine einzuschlafen? Wer war die Einzige, die dich beruhigen konnte, nachdem du dich mit uns gestritten hast und all deine Kraft in der Diskussion verlorst? Deine Tränen wischte sie, bevor sie sich um ihre eigene kümmerte. Als ich die Haustür öffnete, ertönte euer herzhaftes Gelächter aus dem Wohnzimmer und nichts in meinen Ohren hat sich harmonischer angehört. Ihre Hand würde sie ins Feuer legen für dich, weil sie sich auf niemandem so bedingungslos verlassen kann, wie auf dich. Dabei hast du dieses Vertrauen am wenigsten verdient."Meine Tränen konnte ich nicht mehr kontrollieren und Mitleid war das Letzte, was mein Bruder hierbei empfand. Mit zusammengebissenen Zähnen und bedrohlichen Augen fixierte er kaltblütig mein Dasein. Seine genannten Erinnerungen spielten sich bildlich vor meinen Augen ab und werden wie ein kleiner Kurzfilm in meinen Gedanken wiederholt. Er packte mich unsaft an meinem Kiefer, damit ich ihm in seine Augen sehe und damit seine eiskalte Verabscheuung mich zefrisst. Ich kniff weigernd meine Lider zusammen, weil ich wusste, dass nichts quälender sein wird, als seine Blicke.
„Schau mich an." , knurrte er.
Ich folgte seinem Befehl.
„Ich schäme mich, dein Bruder zu sein."
Mit diesen Worten brach ich schmerzerfüllt in Tränen aus. Es fühlte sich an, als würden giftige Stacheln in mein Herz schneiden, als er sprach. Trotz verschwommener Sicht schaue ich ihm gezwungener Maße in sein Gesicht. Seine meeresblauen Augen verschluckten mich in ihrer furchterregenden und eisigen Tiefe und er zerdrückte mein Kinn mit seinem festen Griff.
„W-Was wirst du tun?" , stammelte ich mit einem Ächzen, denn Alles in mir dröhnte und schmerzt. „Realisieren, dass meine Schwester unseren Namen in den Dreck zieht und ihre Engsten auf ekelerregender Weise hintergeht." , spuckt er enttäuscht aus und teilte mir somit sein vorgenommenes Schweigen mit.
Meinen pulsierenden Kopf wirft er scharf zur Seite und knallt nach seinem Eintreten die Holztür zu.
Der laute Aufprall ließ Mattia eilig herbeilaufen. Die blutroten Fingerabdrücke meines Bruders verzieren mein Gesicht und werden von meinen laufenden Tränen wie ein Kunstwerk glasiert.„Habe ich dir nicht gesagt, dass diese Liebe mich kaputtmachen wird, Mattia?" , frage ich ihn und meine Nase beginnt zu laufen.
Jedes ausgesprochene Wort brannte in meinem Hals. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust, weil seine Nähe das Einzige ist, was ich brauchte, auch wenn sie gleichzeitig der Grund ist, für diesen Schmerz, der mich zerbricht. Trotz der gerauchten Zigarette dominierte sein Eigenduft, der wie ein Betäubungsmittel wirkte. Diese Beziehung kostete mich nicht nur meine Selbstachtung und ein friedliches Gewissen, sondern auch den Respekt meines Bruders, den ich verlor. Und das zerteilte meine verwundete Seele und füllte mein Inneres mit Blut.
„Pack das Nötigste und komm zu mir." , sprach Mattia ruhig und verteilte dabei zärtliche Küsse auf meinem dunklen Haaransatz.
Und mal wieder war ich an diesem Punkt angelangt, an dem ich realisierte, dass jede weitere solcher Entscheidungen mich meinem Untergang nähert, aber trotzdem traf ich sie. In meinem Zimmer angekommen nahm ich mit schwachen Bewegungen die Kleidungsstücke in eine schwarze Sporttasche.
„Ich schlafe einige Tage bei Santiago und muss jetzt schnell und ohne Verabschiedung los. Macht euch keine Sorgen um mich." , schrieb ich und es war eine nervenaufreibende Herausforderung, eine lesbare Schrift zu formen.
Meine Familie hatte sich mit dem Gedanken, Mattia und ich vertreten unsere Füße im Gartenbereich, im Wohnzimmer eingeschlossen.Wir tauschten bis zu der Ankunft keinen einzigen Ton miteinander aus, sodass jeder Betrachter meinen könnte, unsere Lippen seien mit Nadel und Faden zusammengeflickt. Mattia hatte scheinbar nicht lange gebraucht, um das geschehene Ereignis zu erraten. Ich vergoss während der Fahrt Tränen, die mit jedem Schlag auf meine kalkweißen Hände mich zum Aufzucken brachten. Seine Wohnung empfang uns mit ihrer Herzlichkeit und wie ferngesteuert laufe ich zu dem Spiegel, der an seinem Schrank besfestigt ist. Ich wollte sehen, was mein Bruder hinterlassen hat. Vor meinem Spiegelbild setzte mein Herzschlag für einen Moment aus. Er hatte mir ein Denkmal in mein Gesicht eingraviert, während er seine Finger in mein Unterkiefer presste. Diesen diesen Abdruck habe ich mir verdient, sprach mein Gewissen.Ich nahm die Decke zur Hand und tauchte in das Bett hinein. Nur einige Sekunden später legt sich Mattia zu mir und schaut mir tief in meine Augen. Er trug seinen grauen Schlafanzug. Die Bettdecke hob ich leicht an, damit er unter diese gleiten kann.
„Egal, wie falsch es ist, ich bleibe bis zu meinem letzten Atemzug an deiner Seite." , haucht er an meine nassen Wangen, sodass bei dem Luftzug gegen mein feuchtes Gesicht, eine Gänsehaut über meinen müden Körper läuft.
Er war so wunderschön, als er flüsterte: „Weißt du, Alles in diesem Leben hat seinen Preis. Jeder entscheidet, ob er fähig dazu ist zu opfern. Und der Preis unserer Liebe ist dieses verräterische Leben im Dunkeln. Wir haben gezahlt, d/N. Wir müssen zahlen."
Wir sanken in den Schlaf.
|| ich hoffe, meine dritte Lesenacht hat euch gefallen und habe euch keine Umstände gemacht. Ich wünsche euch jetzt eine schöne Nacht<3 Schlaft gut🤍